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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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bemerkten. Diesen Skandal wollte sie ihnen ersparen.
    An diesem Nachmittag hielt er sie nur in den Armen, weil er fürchtete, intimere Zärtlichkeiten würden dem Baby schaden. Mühsam kämpfte er mit den Tränen. »Und wenn ich dich da draußen in der Welt enttäusche, Gabbie? Wenn ich versage? Davor habe ich schreckliche Angst.«
    »Was du willst, wird dir auch gelingen, Joe. Wir beide werden's schaffen.«
    Ihre Zuversicht verblüffte ihn – wo sie doch beide völlig unerfahren waren. »Im Augenblick weiß ich nur, wie sehr ich dich liebe.« Natürlich würde er Gabriella und dem Baby zuliebe die Kirche verlassen und sein Bestes tun, um für seine Familie zu sorgen. Ob er den Anforderungen gewachsen war, bezweifelte er. »Du bist so stark, Gabbie. Aber du verstehst nicht, was auf uns zukommt. Ich habe nur gelernt, was ein Priester wissen muss.«
    Sie wiederum kannte nur das Klosterleben – und die leidvolle Kindheit, die sie vorher erduldet hatte. Warum fand er, sie wäre stark? Das hatte auch ihr Vater in jener Nacht betont, bevor er fortgegangen war ... Diese Erinnerung erfüllte sie mit kaltem Grauen. Würde Joe sich so verhalten wie ihr Vater? Würde er sie mit dem Baby allein lassen? Sie konnte ihre Sorge nicht in Worte fassen, während er sie umarmte. Schweigend klammerte sie sich an ihn. Sie wollte ihn nicht noch tiefer beunruhigen.
    Nach einem zärtlichen Abschiedskuss fuhr sie zum St. Matthew's zurück, in Gedanken versunken. Als sie das graue Haus betrat, merkte sie nicht, dass Mutter Gregoria sie beobachtete. Und sie sah auch nicht, wie Schwester Anne einen Brief auf den Tisch vor dem Büro der Oberin legte.
    Etwas später rief Mutter Gregoria in der St. Stephen's School an. Noch am selben Abend traf sie sich mit dem Leiter der Klosterschule. Schweren Herzens kehrte sie nach St. Matthew's zurück. Noch gab es keine Beweise. Nur Gerüchte. In letzter Zeit hatte regelmäßig eine junge Frau angerufen und sich jedes Mal unter einem anderen Namen gemeldet. Danach war Vater Connors oft ausgegangen – viel zu oft, wie Mutter Gregoria jetzt erkannte. An diesem Abend hatte sie mit dem Monsignore ein Abkommen getroffen. Vorerst würde Vater Connors keine Messe mehr im St. Matthew's lesen und den Nonnen auch nicht die Beichte abnehmen.
    Von alldem konnte Gabriella nichts wissen. Als sie am nächsten Morgen im Beichtstuhl kniete und »Hi, ich liebe dich« wisperte, antwortete eine fremde Stimme. Danach entstand ein langes Schweigen, bis der Priester sie zur Beichte aufforderte und den Eindruck erweckte, die Situation wäre völlig normal. Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen, als sie aus dem Beichtstuhl floh. Sie erinnerte sich nicht an die Bußgebete, die der Priester ihr auferlegt hatte. War Joe irgendetwas zugestoßen? Litt er plötzlich an einer Krankheit? Hatte er dem Leiter der St. Stephen's School mitgeteilt, er würde das Priestergewand ablegen? Schlimmer noch – war die heimliche Liebe entdeckt worden? Sicher hätte er nichts verlauten lassen, ohne vorher mit ihr zu reden. Andererseits – vielleicht hatte er wegen ihrer Schwangerschaft beschlossen, möglichst schnell die Initiative zu ergreifen.
    Am späteren Vormittag wurde sie in Mutter Gregorias Büro bestellt. Angefüllt mit tiefer Sorge, eilte Gabriella zu ihr. Traurig musterte die Oberin die junge Frau, die ihr gegenübersaß. »Hast du mir nichts zu sagen, Gabbie?«
    »Worum geht es?« Alle Farbe wich aus Gabriellas Wangen. Einer Panik nahe, erwiderte sie den Blick der Frau, die ihr seit zwölf Jahren die Mutter ersetzte.
    »Das weißt du sehr gut. Um Vater Connors. Hast du ihn in letzter Zeit öfter getroffen? Sei ehrlich, Gabriella. Einer der Priester von der St. Stephen's School glaubt, er hätte euch beide vor einigen Wochen im Central Park gesehen. Ob du das Mädchen an Vater Connors' Seite warst, weiß der Mann nicht. Aber das scheint man in St. Stephen's anzunehmen. Noch ist es nicht zu spät, einen Skandal zu vermeiden – wenn du mir jetzt die Wahrheit gestehst.«
    »Mutter Gregoria, ich ...« Obwohl Gabriella nicht mehr lügen wollte – noch durfte sie die Wahrheit nicht verraten. Erst musste sie mit Joe sprechen und erfahren, was man herausgefunden hatte. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll.«
    »Am besten die Wahrheit«, erwiderte die Oberin. Wehmütig betrachtete sie die junge Frau, die sie wie eine Tochter liebte.
    »Ja – ich habe Vater Connors im Park getroffen – ein Mal ...« Mehr würde Gabriella nicht

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