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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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diese Interpretation der Ereignisse von den beiden Priestern, die ihr die Schuld geben wollten. Sie hörte eine Uhr ticken, irgendwo an einer der Wände, und sie hoffte, die grausige Diskussion möglichst schnell hinter sich zu bringen.
    »So hat sich Vater Connors nicht ausgedrückt. Aber seinen Worten war zu entnehmen, was er meinte.«
    »Darf ich den Brief lesen?« Erstaunlich würdevoll streckte sie eine zitternde Hand aus. Die Priester bewunderten sie unwillkürlich.
    »Gleich«, entgegnete Vater O'Brian. »Vorher möchten wir Ihnen etwas mitteilen. Damit müssen Sie leben – und verstehen, welche Rolle Sie in dieser Tragödie spielen. Sie haben einen Mann zu ewigen Höllenqualen verdammt, Schwester Bernadette. Für seine Seele gibt es keine Erlösung nach allem, was er tat – nach allem, wozu er von Ihnen verleitet wurde. Und Ihre Hölle wird die Erkenntnis Ihrer Schuld sein.«
    Der grässliche Klang seiner Worte dröhnte ihr in den Ohren, und sie verabscheute die grausame Moral des unversöhnlichen, selbstherrlichen Mannes. Nur zu lebhaft konnte sie sich vorstellen, was Joe durchgemacht hatte, als er verhört worden war. Sie musste ihn trösten und ihm versichern, wie sehr sie ihn liebte. Diesen Priestern würde sie nicht erlauben, ihn noch länger zu peinigen. »Ich will ihn sehen«, sagte sie in einem entschiedenen Ton, der sie selbst überraschte.
    »Nein, Sie werden ihn nicht wiedersehen.« Vater O'Brians eisige Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    »Mit welchem Recht haben Sie das beschlossen? Die Entscheidung liegt einzig und allein bei Vater Connors. Wenn er nichts mehr von mir wissen will, werde ich's respektieren.« Mit ihrem bleichen Gesicht und dem stolz erhobenen Kopf glich sie einem schönen, starken Engel. Gegen ihren Willen spürte Mutter Gregoria, wie die alte innige Liebe zurückkehrte, die sie sich so mühsam aus der Brust gerissen hatte.
    »Sie werden ihn nicht sehen, Schwester«, bekräftigte Vater O'Brian. Und dann versetzte er ihr den letzten grausamen Schlag, auf den sie unmöglich vorbereitet sein konnte, der ihren Glauben an Gott fast zerstörte. »Heute Morgen nahm er sich das Leben. Er hinterließ Ihnen diesen Brief.« Während sich der Raum um Gabriella zu drehen begann, schwenkte der Priester mit drohender Gebärde ein Kuvert.
    »Nein – ich ...« Sie hatte die Worte gehört, verstand aber nicht, welchen Sinn sie ergaben. Noch nicht. Das würde sie erst später erkennen. Flehend schaute sie Vater O'Brian an und versuchte, ihm das Geständnis zu entringen, er habe sie belogen.
    Stattdessen fuhr er gnadenlos fort: »Mit seinem schweren Vergehen konnte er nicht leben, und es widerstrebte ihm, die Kirche zu verlassen, zu tun, was Sie von ihm erwartet haben. Letzte Nacht erhängte er sich in seinem Zimmer in der St. Stephen's School – eine Sünde, für die er im ewigen Höllenfeuer schmoren wird. Lieber wollte er sterben als den Gott verlassen, der ihm viel mehr bedeutete als Sie, Schwester Bernadette ... Sie müssen mit dieser Last auf Ihrem Gewissen weiterleben.«
    Reglos stand sie da, hoch aufgerichtet, und wusste selbst nicht, woher sie die Kraft zu ihrer stolzen Haltung fand. Der Reihe nach schaute sie die beiden Priester und Mutter Gregoria an, weigerte sich zu glauben, was sie soeben gehört hatte. Dann sank sie mit einem leisen, atemlosen Schrei in sich zusammen. Kurz bevor ihre Sinne schwanden, erkannte sie die schreckliche Wahrheit – Joe hatte sie verlassen, genauso wie ihr Vater, wie ihre Mutter.
    Während sie in den barmherzigen dunklen Armen ihrer Ohnmacht lag, starrten die Priester und die Nonne zu ihr hinab und beobachteten voller Entsetzen das Blut, das sich unter ihrem Körper ausbreitete.

13
    Irgendwo in weiter Ferne hörte Gabriella eine schrille Klage – ein endloses Jammern, das Heulen eines todverkündenden Geistes. Vergeblich versuchte sie zu sprechen, die Augen zu öffnen. Ihre Umgebung war grau oder schwarz. Wo sie sich befand, wusste sie nicht. Sie merkte auch nicht, dass jener gespenstische Lärm von der Sirene des Krankenwagens stammte, der sie zur Klinik brachte.
    Jahre schienen zu verstreichen, bis endlich jemand mit ihr sprach. Aber sie verstand die Worte nicht. Unentwegt rief man ihren Namen, zerrte sie von irgendwo zurück, zog sie gewaltsam in ein Leben hinein, das ihr nichts mehr bedeutete. Sie wollte nur noch davonschweben in die Schwärze, in die Stille. Doch das ließen die Stimmen, die sie sporadisch vernahm, nicht

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