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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Themen.
    Wir sprachen die ganze Nacht, doch unsere Standpunkte kamen einander nicht näher. Bei Sonnenaufgang trennten wir uns. Wir hatten verschiedene Wege eingeschlagen, die uns in Konflikt miteinander brachten, und das bekümmerte mich, weil mich wenige Menschen so inspiriert hatten wie Daliwonga. Nichts hätte mir mehr Freude bereitet, als an seiner Seite zu kämpfen. Aber es sollte nicht sein. In Familienangelegenheiten blieben wir Freunde, politisch hingegen waren wir Gegner und standen in miteinander verfeindeten Lagern.
    Ich kehrte an diesem Morgen nach Qunu zurück und verbrachte noch einige Tage dort. Um Freunde und Verwandte zu besuchen, wanderte ich über das Veld, doch die magische Welt meiner Kindheit war entschwunden. Eines Abends sagte ich meiner Mutter und meiner Schwester Lebewohl. Ich besuchte Sabata im Krankenhaus und wünschte ihm rasche Genesung, und um drei Uhr früh war ich auf dem Weg nach Kapstadt. Heller Mondschein und frischer Wind hielten mich munter, während ich den Kei River überquerte. Die Straße windet sich das rauhe Gebirge hinauf, und als die Sonne aufging, stieg auch meine Stimmung. Vor achtzehn Jahren war ich zum letztenmal auf dieser Straße gewesen, damals, als mich Jongintaba nach Healdtown gefahren hatte.
    Ich fuhr recht langsam, als mir am Straßenrand ein hinkender Mann auffiel, der mir winkte. Automatisch hielt ich und bot ihm an, ihn mitzunehmen. Er war etwa in meinem Alter, von kleiner Statur und ziemlich ungepflegt; offenbar hatte er seit geraumer Zeit nicht gebadet. Er erzählte mir, er habe jenseits von Umtata mit seinem Auto eine Panne gehabt und sei nun schon mehrere Tage zu Fuß in Richtung Port Elizabeth unterwegs. Mir fielen an seiner Geschichte eine Anzahl von Widersprüchen auf, und ich fragte ihn nach der Marke seines Autos. Ein Buick, erwiderte er. Und die Zulassungsnummer? Er nannte eine Zahl. Wenige Minuten später fragte ich: »Wie war die Nummer noch, die Sie genannt haben?« Die Nummer, die er diesmal nannte, lautete ein wenig anders. Ich vermutete, daß er Polizist war, und beschloß, möglichst wenig zu sagen.
    Er schien meine Zurückhaltung nicht zu bemerken, denn er sprach während der Fahrt nach Port Elizabeth ununterbrochen. Er wies auf verschiedene Kuriositäten hin und kannte sich in der Geschichte der Region gut aus. Er fragte nicht, wer ich war, und ich sagte es ihm auch nicht. Doch er war unterhaltsam, und ich fand seine Bemerkungen nützlich und interessant.
    Ich machte in East London halt und sprach mit einigen ANC-Mitgliedern. Vor der Weiterfahrt hatte ich ein Gespräch mit einigen anderen Leuten der Township, von denen mir einer den Eindruck eines Polizisten in Zivil machte. Mein Reisegefährte wußte inzwischen, wer ich war, und als wir einige Minuten später wieder im Auto saßen, sagte er zu mir: »Wissen Sie, Mandela, ich habe den Verdacht, daß ein Kerl am Ende ein Polizist war.« Dies weckte wieder mein Mißtrauen, und so erklärte ich meinem Mitfahrer: »Hören Sie, wie kann ich wissen, daß Sie nicht selbst ein Polizist sind. Sie müssen mir sagen, wer Sie sind, sonst setze ich Sie einfach wieder auf der Straße ab.«
    Er protestierte und sagte: »Nein, ich werde mich richtig vorstellen.« Dann gestand er, er sei ein Schmuggler. Er hätte von der Pondolandküste her Dagga (Marihuana) transportiert und wäre dann von einer Straßensperre der Polizei gestoppt worden. Als er die Sperre gesehen habe, sei er aus dem Auto gesprungen und hätte versucht zu fliehen. Die Polizei schoß hinter ihm her und verwundete ihn am Bein. Das erklärte sein Humpeln und das fehlende Transportmittel. Er hatte mich an den Straßenrand gewinkt, weil er annahm, die Polizei fahnde nach ihm.
    Ich fragte ihn, warum er sich entschlossen habe, seinen Lebensunterhalt auf so gefährliche Weise zu verdienen. Er habe ursprünglich Lehrer werden wollen, erwiderte er, doch seine Eltern seien zu arm gewesen, um ihn aufs College zu schicken. Nach der Schule habe er in einer Fabrik gearbeitet, jedoch für einen Lohn, von dem er nicht habe leben können und den er aufzubessern versucht habe, indem er Dagga schmuggelte. Bald fand er das so einträglich, daß er die Arbeit in der Fabrik aufgab. In jedem anderen Land der Welt, meinte er, hätte er seine Fähigkeiten beweisen können. »Ich habe weiße Männer gekannt, die mir an Begabung und Intelligenz unterlegen waren, jedoch fünfzigmal soviel verdienten wie ich.« Nach einer langen Pause erklärte er in feierlichem

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