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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Staat und Förderung von Stammesrivalitäten. Der ANC betrachtete die Akzeptierung der Bantu Authorities als Kapitulation vor der Regierung.
    Am Abend meiner Ankunft traf ich mich mit einer Anzahl von transkeiischen Beratern und meinem Neffen K. D. Matanzima, den ich Daliwonga nannte. Er spielte eine führende Rolle bei dem Versuch, die Bunga zur Akzeptierung der Bantu Authorities zu bewegen, denn die neue Ordnung würde seine Macht als Häuptling von Emigrant Tembuland stärken und sogar ausweiten. K. D. und ich standen in dieser schwierigen Frage auf unterschiedlichen Seiten. Wir hatten uns voneinander entfernt: Er befürwortete eine traditionelle Führungsrolle und kooperierte mit dem System. Da es aber schon spät war, beschlossen wir, uns am folgenden Tag wieder zu treffen.
    Die Nacht verbrachte ich in einer Pension in der Stadt, stand früh auf und wurde zum Kaffee von zwei lokalen Häuptlingen in meinem Zimmer aufgesucht. Sie wollten über ihre Rolle bei den neuen Bantu Authorities diskutieren. Während des Gesprächs führte die Wirtin der Pension nervös einen weißen Mann herein. »Sind Sie Nelson Mandela?« fragte er.
    »Und wer will das wissen?« erwiderte ich.
    Er nannte Namen und Rang: Detective Sergeant bei der Sicherheitspolizei.
    »Kann ich Ihren Dienstausweis sehen?« fragte ich. Offensichtlich verübelte mir der Sergeant meine Kühnheit, zog jedoch mürrisch ein amtliches Papier hervor. Ja, ich sei Nelson Mandela, erklärte ich ihm. Er teilte mir mit, der Kommandierende Offizier wolle mich sehen. Ich erwiderte, wenn er mich zu sehen wünsche, so wisse er ja, wo ich sei. Der Sergeant befahl mir, ich sollte ihn zur Polizeistation begleiten. Ich fragte ihn, ob ich verhaftet sei, und er erwiderte, das sei ich nicht.
    »In dem Fall«, sagte ich, »gehe ich nicht mit.« Meine Weigerung brachte ihn aus der Fassung, doch er wußte, daß ich mich auf festem legalem Boden befand. Nun begann er, eine Reihe von Fragen auf mich abzufeuern: Wann ich Johannesburg verlassen hätte, wo ich Besuche gemacht hätte, mit wem ich gesprochen hätte, ob ich eine Erlaubnis für den Aufenthalt in der Transkei besäße und wie lange ich bleiben wolle? Ich teilte ihm mit, daß die Transkei meine Heimat sei und ich keine Erlaubnis benötigte, um mich dort aufzuhalten. Der Sergeant stampfte aus dem Zimmer.
    Die Häuptlinge waren über mein Verhalten überrascht und tadelten mich wegen meiner Grobheit. Ich erklärte, ich hätte den Mann nur so behandelt, wie er mich behandelt habe. Die Häuptlinge ließen sich nicht überzeugen, und ich bin sicher, daß sie mich für einen jungen Hitzkopf hielten, der sich noch gehörigen Ärger einhandeln würde. Dies waren Männer, die ich überreden wollte, die Bantu Authorities abzulehnen, und es lag auf der Hand, daß ich keinen guten Eindruck auf sie gemacht hatte. Der Zwischenfall machte mir bewußt, daß ich als ganz anderer Mann in meine Heimat zurückgekehrt war als der, der sie vor 14 Jahren verlassen hatte.
    Die Polizei in der Transkei war alles andere als geschickt, und von dem Augenblick an, wo ich die Pension verließ, folgte sie mir überallhin. Wenn ich mit jemandem gesprochen hatte, wurde er von der Polizei gewarnt: »Wenn du dich mit Mandela unterhältst, kommen wir und sperren dich ein.«
    Ich traf mich kurz mit einem lokalen ANC-Führer und erfuhr zu meinem Leidwesen, daß die Organisation unter Geldmangel litt, doch in diesem Augenblick dachte ich weniger an die Organisation als an mein nächstes Ziel: Qunu, das Dorf, in dem ich aufgewachsen war und in dem noch immer meine Mutter lebte.
    Ich weckte meine Mutter auf, die zunächst zu glauben schien, sie sähe einen Geist. Doch sie war überglücklich. Ich hatte einige Lebensmittel mitgebracht – Obst, Fleisch, Zucker, Salz und ein Hähnchen –, und meine Mutter zündete im Herd Feuer an, um Tee zu kochen. Obwohl ich glücklich war, wieder daheim zu sein, hatte ich doch auch Schuldgefühle, als ich sah, daß meine Mutter unter so ärmlichen Umständen ganz allein lebte. Ich versuchte sie zu überreden, mit mir nach Johannesburg zu kommen, doch sie schwor, das Land, das sie liebte, würde sie niemals verlassen. Ich frage mich – nicht zum erstenmal –, ob es gerechtfertigt sei, das Wohlergehen der eigenen Familie zu vernachlässigen, um für das Wohlergehen anderer zu kämpfen. Kann es Wichtigeres geben, als sich um seine alte Mutter zu kümmern? Ist die Politik vielleicht nur ein Vorwand, um sich vor seiner Verantwortung

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