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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Standpunkt zu ändern, aber wir beugten uns nicht. Wie die meisten Kameradenschinder hatte Tatane eine brüchige Fassade, die leicht einriß. Wir erklärten dem Direktor, falls er uns überstimme, würden wir alle als Mitglieder des Hauskomitees zurücktreten, womit dieses alle Integrität und Autorität, die es einmal besessen hatte, verlieren würde. Der Direktor entschied, nicht zu intervenieren. Wir waren standfest geblieben, und wir hatten gewonnen. Dies war eine meiner ersten Auseinandersetzungen mit Autorität, und ich verspürte das Machtgefühl, das daraus entspringt, recht zu haben und Gerechtigkeit auf seiner Seite zu wissen. Später, in meinen Kämpfen gegen die Autoritäten am College, sollte ich nicht so glücklich sein.
     
     
    Meine Erziehung in Fort Hare vollzog sich gleichermaßen außerhalb wie innerhalb des Klassenzimmers. Ich war dort im Sport aktiver, als ich es in Healdtown gewesen war. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens war ich größer und kräftiger geworden, und zweitens – und dies dürfte entscheidender gewesen sein – war Fort Hare so viel kleiner als Healdtown, daß es für mich weniger Konkurrenten gab. In Fort Hare konnte ich an Fußballspielen und Cross-Country-Läufen teilnehmen. Das Laufen vermittelte mir wertvolle Einsichten. Beim Laufen war das Training wichtiger als die eigentliche Veranlagung, und so konnte ich einen Mangel an natürlicher Fähigkeit durch Fleiß und Disziplin kompensieren. Diese Lektion half mir bei allem, was ich tat. Selbst als Student begegnete ich vielen jungen Männern mit großen natürlichen Gaben, die nicht die Selbstdisziplin und die Geduld aufbrachten, ihre Begabung zu entfalten.
    In Fort Hare schloß ich mich auch der Drama Society an und spielte in einem Stück über Abraham Lincoln mit, das mein Studiengefährte Lincoln Mkentane adaptiert hatte. Mkentane stammte aus einer hochgeachteten Familie in der Transkei; er gehörte ebenfalls zu jenen, zu denen ich aufschaute. Dies konnte man wortwörtlich nehmen, da er in Fort Hare der einzige Student war, der mich an Körpergröße übertraf. In dem Stück spielte Mkentane seinen Namensvetter, während ich Lincolns Attentäter, John Wilkes Booth, verkörperte. Mkentanes Darstellung Lincolns war beeindruckend und wurde zu Recht gefeiert, und sein Vortrag der vielleicht größten aller Reden, der sogenannten Gettysburg Address, trug ihm Standing ovations ein. Ich hatte die kleinere Rolle, wenngleich ich der Motor für die Moral des Stücks war, die darin bestand, daß Männer, die große Risiken auf sich nehmen, oft große Konsequenzen zu ertragen haben.
    Ich wurde Mitglied in der Student’s Christian Association und hielt sonntags in benachbarten Dörfern Bibelstunden ab. Einer meiner Gefährten bei diesen Ausflügen war ein ernsthafter junger Wissenschaftsstudent, den ich auf dem Fußballplatz getroffen hatte. Er kam aus Pondoland in der Transkei, und sein Name war Oliver Tambo. Von Beginn an erkannte ich, daß er einen messerscharfen Verstand besaß. Er war ein harter Debattenredner, und er akzeptierte keinen der Gemeinplätze, die viele von uns mechanisch nachplapperten. Oliver lebte in Beda Hall, dem anglikanischen Studentenheim, und obwohl ich in Fort Hare nicht allzu viel Kontakt zu ihm hatte, ließ sich mühelos erkennen, daß er für große Aufgaben prädestiniert war.
    Sonntags ging eine Gruppe von uns manchmal nach Alice, um in einem der Hotels des Ortes eine Mahlzeit einzunehmen. Das Hotel war ein weißes Hotel, und in jenen Tagen war es undenkbar für einen schwarzen Mann, durch die Vordertür einzutreten, geschweige denn im Speisesaal zu essen. Statt dessen gingen wir um das Haus herum zur Küchentür und bestellten uns, was wir essen wollten.
    Außer Physik lernte ich in Fort Hare noch eine andere präzise Wissenschaft der Bewegung kennen: den Gesellschaftstanz. Zusammen mit meinen Freunden verbrachte ich viele Stunden mit dem Üben dieser anmutigen Kunst. Unser Idol war Victor Sylvester, der Weltmeister im Gesellschaftstanz, und unser Lehrer war ein Kommilitone, Smallie Siwundla, der wie eine jüngere Version des großen Sylvester wirkte. Zu einem kratzenden alten Grammophon übten wir auf dem Fußboden des Eßsaals miteinander Foxtrott und Walzer.
    In einem Nachbarort gab es eine afrikanische Dance Hall mit Namen Ntselamanzi, wohin die Spitzen der lokalen schwarzen Society zum Tanzen und Trinken gingen, doch für Studenten war sie verbotenes Gelände. Eines Abends beschlossen wir,

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