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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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weißt du?«, fragte er, ihrer Erklärungen schon im Voraus überdrüssig.
    »Ich weiß, dass ich dich liebe, dass ich dich nicht verdiene, aber dass ich dich liebe …«
    »So, wie du Gabor Minar geliebt hast …«
    »Ihn habe ich niemals geliebt!«
    »Für mich sah es aber ganz danach aus.«
    »Ich habe mich getäuscht!«
    »Du hast mich getäuscht! Das ist etwas anderes. Aber das ist jetzt egal. Ich habe das alles hinter mir gelassen. Ich habe mich verändert, ich bin nicht mehr derselbe Mann wie früher, und der Mann, zu dem ich geworden bin, hat mit dir nichts mehr gemeinsam …«
    »Sag das nicht! Ich werde mich auch ändern. Davor habe ich keine Angst, ich habe vor nichts Angst, wenn du bei mir bist!«
    Er betrachtete sie spöttisch.
    »Du glaubst, bloß weil du sagst, du würdest dich ändern, wirst du dich auch ändern. Und weil du sagst, es täte dir leid, würde ich alles vergessen und mit dir wieder von vorn anfangen. So einfach ist das Leben aber nicht, mein Schatz!«
    Bei diesem Kosewort schöpfte sie neue Hoffnung. Sie legte den Kopf an sein Knie und streichelte sein Bein.
    »Bitte, verzeih mir, was ich getan habe!«
    »Iris! Bitte! Du wirst peinlich …«
    Er schüttelte sein Bein, als wollte er sich von einem lästigen Hund befreien.
    »Aber ich kann ohne dich nicht leben! Was soll ich denn machen?«
    »Das ist nicht mein Problem, aber ich werde dich natürlich weiterhin finanziell unterstützen …«
    »Und was wirst du machen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich wünsche mir Ruhe, Zärtlichkeit, Gemeinsamkeit … Ich möchte mein Leben verändern. Lange warst du mein Lebensinhalt, dann kam mein Beruf, der mich faszinierte, und vor Kurzem habe ich meinen Sohn entdeckt. Ich habe genug von meinem Beruf, und du hast alles dafür getan, dass ich auch von dir genug habe, jetzt bleiben mir noch Alexandre und der Wunsch nach einem anderen Leben. Ich bin einundfünfzig Jahre alt, Iris. Ich hatte viel Spaß bisher, ich habe viel Geld verdient, aber ich habe meine Zeit auch mit viel Überflüssigem vergeudet. Ich will dieses vornehme Getue nicht mehr, das mondäne Leben, die geheuchelten Liebeserklärungen oder Freundschaftsbekundungen, diesen Wettstreit aufgeblasener Egos! Als ich neulich deine Freundin Bérengère gesehen habe, hat sie mir Avancen gemacht …«
    »Bérengère!«
    Iris klang erstaunt und belustigt.
    »Ich weiß jetzt, wie ich glücklich sein möchte, und dieses neue Glück hat nichts mit dir zu tun. Du bist sogar das genaue Gegenteil davon. Ich sehe dich an, ich erkenne dich wieder, aber ich liebe dich nicht mehr. Es hat lange gedauert. Achtzehn Jahre lang ist der Sand in der Sanduhr herabgerieselt. Du hast deinen Sandvorrat aufgebraucht, und ich drehe die Sanduhr um. Im Grunde ist es ganz einfach …«
    Sie hob ihr hinreißendes, angespanntes Gesicht zu ihm auf. In ihren Zügen spiegelte sich Ungläubigkeit.
    »Aber das ist doch nicht möglich!«, rief sie erneut, als sie die Entschlossenheit in seinem Blick sah.
    »Es ist möglich geworden, Iris. Du weißt ganz genau, dass wir beide nichts mehr füreinander empfinden. Warum sollten wir uns etwas vormachen?«
    »Aber ich liebe dich doch!«
    »Ich bitte dich! Reiß dich zusammen!« Er lächelte. Streichelte ihr übers Haar, wie man einem Kind über den Kopf streicht, um es zu beruhigen.
    »Lass mich bei dir bleiben. Hier ist mein Platz.«
    »Nein, Iris … Ich habe lange gehofft, aber das ist vorbei. Ich mag dich sehr, aber ich liebe dich nicht mehr. Und daran, meine Liebe, kann ich nichts ändern.«
    Sie zuckte zurück wie von einer Schlange gebissen.
    »Hast du eine andere?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Du hast eine andere! Wer ist sie? Lebt sie in London? Deshalb bist du hierhergezogen! Wie lange betrügst du mich schon?«
    »Du machst dich lächerlich. Wir sollten uns das ersparen.«
    »Du liebst eine andere. Das habe ich gespürt, seit ich hier angekommen bin. Eine Frau merkt, wenn sie nicht mehr begehrt wird, sie wird unsichtbar. Ich bin unsichtbar geworden. Das ist unerträglich!«
    »Ich glaube kaum, dass du das Recht hast, mir eine Szene zu machen, findest du nicht?«
    Er sah sie spöttisch an, und sie geriet außer sich.
    »Ich habe dich nicht mal mit ihm betrogen! Es ist nie etwas passiert! Nicht das Geringste!«
    »Das mag sein, aber es ändert nichts. Zwischen uns ist es aus, und es lohnt nicht, jetzt noch zu fragen, wie und warum. Nein, das stimmt nicht, du solltest dich fragen, wie und warum … Um nicht mit einem anderen

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