Der langsame Walzer der Schildkroeten
hinausschieben. Sie hasste ihn. Sie ertrug es nicht, dass er sich ihr entzog. Er ist mein Mann! Niemand hat das Recht, ihn mir wegzunehmen. Er gehört mir.
Sie hatte das Hotel gesehen, als sie zu Fuß aus dem Pub zurückgekommen waren.
Sie würde sich selbst um ihre Übernachtung kümmern. Sie brauchte niemanden, der ein Zimmer für sie reservierte. Alles, was sie brauchte, war ihre Kreditkarte. Die hatte sie bis auf Weiteres noch. Und sie hatte nicht vor, sie sich wegnehmen zu lassen.
Und trotzdem, dachte sie, während sie wütend ausschritt, er hat noch nie so anziehend auf mich gewirkt wie heute Abend, ich war noch nie so kurz davor, mich ihm in die Arme zu werfen. Warum lieben wir immer die Männer, die uns zurückstoßen, die uns schlecht behandeln, warum erobert nie der unser Herz, der uns zu Füßen liegt?
Darüber denke ich morgen nach.
Sie öffnete die Tür des Hotels, zückte ihre Kreditkarte und verlangte die schönste Suite.
Am Morgen nach der Eigentümerversammlung beschloss Joséphine, joggen zu gehen. Und diesmal laufe ich zwei Runden um den See, um den Pesthauch dieser grauenvollen Versammlung loszuwerden.
Zoé schlief noch, und so legte sie ihr einen Zettel auf den Küchentisch. Es war Samstag, sie hatte keine Schule. Bald würden sie miteinander reden, das hatten die Sterne versprochen.
Im Aufzug begegnete sie Monsieur Merson, der mit seinem Rad loswollte. Er trug eine eng anliegende schwarze Hose, eine Gürteltasche und einen Helm.
»Na, kurz die Beine vertreten, Madame Cortès?«
»Na, kurz die Pedale quälen, Monsieur Merson?«
»Wie ausgesprochen geistreich Sie sind, Madame Cortès!«
»Herzlichen Dank, Monsieur Merson!«
»Gestern ist es im Keller offenbar wieder hoch hergegangen, was?«
»Ich weiß nicht, was sie da unten machen, aber es scheint ihnen dort zu gefallen.«
»Ach, die Jugend muss sich austoben … Wir haben uns doch alle in Kellern herumgetrieben, nicht wahr, Madame Cortès?«
»Sie sollten nicht von sich auf andere schließen, Monsieur Merson.«
»Jetzt spielen Sie ja schon wieder die verschreckte Unschuld, Madame Cortès!«
»Kommen Sie heute Abend zu Iphigénies Feier, Monsieur Merson?«
»Ach, das ist heute Abend? Das gibt wieder ein Gemetzel! Ich befürchte das Schlimmste.«
»Nein. Diejenigen, die kommen, werden sich schon zu benehmen wissen.«
»Wenn Sie das sagen! Dann schaue ich auch vorbei, Madame Cortès. Um Ihrer schönen Augen willen!«
»Bringen Sie Ihre Frau mit, dann lerne ich sie auch endlich einmal kennen.«
»Touché, Madame Cortès!«
»Außerdem würde es Iphigénie freuen, Monsieur Merson.«
»Aber ich würde viel lieber Ihnen eine Freude machen, Madame Cortès! Ich brenne darauf, Sie zu küssen. Ich könnte jetzt einfach den Aufzug anhalten … und über Sie herfallen. Darin bin ich wirklich gut, glauben Sie mir.«
»Sie geben auch nie auf, was, Monsieur Merson?«
»Das macht doch meinen Charme aus! Unter meiner frivolen Schale bin ich sehr beharrlich … Einen schönen Tag noch, Madame Cortès!«
»Ebenfalls, Monsieur Merson! Und vergessen Sie nicht, heute Abend, neunzehn Uhr, in der Loge. Mit Ihrer Frau!«
Sie trennten sich, und Joséphine trabte mit einem Lächeln auf den Lippen davon. Dieser Mann war zum Flirten geboren. Wie prickelnder Champagner. Er wirkte jugendlicher und unbeschwerter als sein Sohn. Was macht Zoé da unten im Keller? An der roten Ampel blieb sie stehen und lief auf der Stelle weiter. Nicht langsamer werden, sonst verbrennt der Stoffwechsel kein Fett mehr.
Während sie so vor sich hin hüpfte, bemerkte sie auf der großen Plakatwand gegenüber eine Werbung. Sie erkannte Vittorio Giambelli, Lucas Zwillingsbruder. Er war nur mit einem Slip bekleidet, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und runzelte die Stirn. Er wirkte verdrossen. Sehr männlich, aber verdrossen. Der Werbespruch, der in farbigen Buchstaben über seinem Kopf prangte, lautete: Seien Sie ein Mann, tragen Sie Excellence . Kein Wunder, dass er deprimiert ist! Sich selbst in eng anliegendem Slip an Pariser Hauswänden zu sehen, kann der Selbstachtung nicht förderlich sein.
Die Ampel sprang auf Grün um. Beim Überqueren der Straße dachte sie daran, dass sie Luca noch seinen Schlüssel zurückgeben musste. Ich fahre nachher bei ihm vorbei, wenn ich mit Iphigénie einkaufen gehe. Und wenn er zu Hause ist, sage ich, dass ich nicht bleiben kann, weil Iphigénie im Auto auf mich wartet.
Sie sprang über ein niedriges Mäuerchen. Erreichte
Weitere Kostenlose Bücher