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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Freude gemacht? Ich weiß nichts über diese Frau, die ich in den Armen gehalten habe. Aber das ist nicht mehr mein Problem. Mein Problem heute Abend besteht darin, ihren falschen Hoffnungen ein Ende zu machen. Sie hat sich nach ihrer Reisetasche umgesehen, wollte wissen, wo ich sie abgestellt habe. Sie fragt sich, wo sie heute Nacht schlafen wird. Wir werden nicht im selben Zimmer übernachten, Iris.
    Als er gerade seinen Gedanken laut aussprechen wollte, beugte sie sich vor und begann mit einer Hand nach einem heruntergefallenen Ohrring zu tasten. Na so was, dachte Philippe, den kenne ich ja gar nicht! Schenkt ihr vielleicht noch jemand anders Schmuck? Oder ist das bloß ein billiges Accessoire, das sie in einem Schaufenster gesehen hat?
    Iris hatte ihren Ohrring gefunden und ihn wieder angesteckt. Sie lächelte ihn strahlend an. »Ihr Herz ist ein Kaktus, dessen Dornen aus Lächeln bestehen.« Wo hatte er diesen Satz gelesen? Bestimmt hatte er an sie gedacht, als er ihn sich notiert hatte. Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Ich kenne dich, du wirst unsere Trennung überleben. Weil du mich nicht liebst. Weil du niemanden liebst. Weil du keine Gefühle hast. Du bist wie ein verwöhntes kleines Mädchen, dem man ein Spielzeug schenkt. Es klatscht in die Hände, spielst eine Weile damit und lässt es dann fallen. Um sich dem nächsten zuzuwenden. Noch größer, noch schöner, noch nutzloser. Nichts kann die Leere in deinem Herzen ausfüllen. Du weißt nicht, was dich noch berühren könnte … Du brauchst Unwetter, Orkane, um auch nur den winzigsten Hauch eines Gefühls zu verspüren. Und das macht dich zu einer Gefahr, Iris, zu einer Gefahr für dich selbst. Sieh dich vor, du wirst irgendwann zerschellen. Ich sollte dich beschützen, aber ich will nicht mehr, ich habe keine Lust mehr dazu. Ich habe dich lange, lange beschützt, aber diese Zeiten sind vorbei.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte Iris schließlich, um das Schweigen zu brechen.
    »Das ist nett von dir …«
    »Wo hast du meine Tasche hingestellt?«, fragte sie fröhlich.
    Das weißt du doch ganz genau, hätte er beinahe erwidert.
    »In den Flur …«
    »In den Flur?«, wiederholte sie erstaunt.
    »Ja.«
    »Ach …«
    Sie stand auf und holte die Tasche. Nahm einen blauen Kaschmirpullover und eine Schachtel Konfekt heraus. Reichte ihm beides mit dem Lächeln eines Yankee-Kundschafters, der mit dem listigen Sioux verhandelt.
    »Calissons?«, wunderte sich Philippe, als er die weiße Schachtel entgegennahm.
    »Weißt du noch? Unser Wochenende in Aix-en-Provence … Du hast zehn Schachteln davon gekauft, um überall welche zu haben: im Auto, im Büro, zu Hause! Mir waren sie ja zu süß …«
    Ihre leise Stimme klang glücklich; er hörte den Refrain, den sie nicht anzustimmen wagte. Wir waren so glücklich damals, du liebtest mich so sehr!
    »Das ist lange her …«, antwortete Philippe und versuchte, die Erinnerung daran wachzurufen.
    Er stellte die Schachtel auf den Couchtisch, als weigerte er sich, in ein falsches Glück zurückzukehren.
    »Ach, Philippe! So lange nun auch wieder nicht!«
    Sie hatte sich zu seinen Füßen niedergelassen und umklammerte seine Knie. Sie war wunderschön, doch er bemitleidete sie wegen ihrer Schönheit. Sich selbst überlassen, ohne den Schutz eines Mannes, der sie liebte, würden ihre Schwächen sie zu einer leichten Beute machen. Wer wird sie beschützen, wenn ich nicht mehr da bin?
    »Es scheint fast so, als hättest du vergessen, dass wir uns einmal geliebt haben …«
    »Ich habe dich geliebt«, korrigierte er sie sanft.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass meine Liebe eine Einbahnstraße war … und dass es aus ist.«
    Sie richtete sich auf und starrte ihn ungläubig an.
    »Aus? Aber das ist unmöglich!«
    »Doch, wir werden uns trennen, uns scheiden lassen …«
    »O nein! Ich liebe dich, Philippe, ich liebe dich. Ich habe über dich nachgedacht, über uns, während der ganzen Fahrt, ich habe gedacht, wir vergessen alles, was war, und fangen noch einmal ganz von vorn an. Mein Liebster …«
    Sie hatte seine Hand genommen und drückte sie fest.
    »Ich bitte dich, Iris, mach die Dinge nicht unnötig kompliziert, du weißt genau, wie es um uns steht!«
    »Ich habe Fehler gemacht. Das weiß ich … Aber mir ist klar geworden, dass ich dich liebe. Dass ich dich wirklich liebe … Ich habe mich wie ein verwöhntes Kind aufgeführt, aber jetzt weiß ich, jetzt weiß ich ganz genau …«
    »Was

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