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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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zu finden! Das ganze Jahr über hegte und pflegte er es, klaubte die Steine einzeln aus dem Boden, eggte es, pflügte es, fütterte es mit Dünger …
    Gut getarnt lag er auf der Lauer und wartete auf die »Raver«, wie sie im Fernsehen genannt wurden, als er erst einen, dann einen zweiten Wagen hörte und die beiden Autos direkt vor ihm auftauchten. Ha, jetzt sehe ich so einen Raver auch mal aus der Nähe! Erst noch ’n bisschen gucken, ehe ich ihnen die Eier wegblase, vorausgesetzt, die haben überhaupt welche!
    Das erste Auto wurde langsamer und hielt fast unmittelbar vor seiner Nase. Er wich ein Stück zurück, um nicht gesehen zu werden. Es war Ende August, die Nacht war klar und der Mond rund und voll, ein herzallerliebster Mond, der sich für eine städtische Straßenlaterne hielt. Er liebte alles an seinem Feld, sogar den Mond, der es beschien. Das zweite Auto stellte sich dem ersten gegenüber, sodass die beiden Motorhauben etwa zehn Meter voneinander entfernt waren.
    Aus dem ersten Wagen stieg ein Mann. Groß, in einem weißen Regenmantel. Und aus dem anderen ein zweiter Mann, sehr dünn, fast ein Skelett. Sie sprachen sich kurz miteinander ab, dann ging der dürre Mann zurück zu seinem Wagen, schaltete die Scheinwerfer ein und machte Musik an. Verdammt schöne Musik. Nicht die Musik, die im Fernsehen bei Berichten über solche Raves lief, sondern Musik mit Schnörkeln, Windungen, Schwüngen und einer Frauenstimme, die, schön wie der Mond, durch den Wald klang und alle Bäume ringsum verzauberte: die uralten Eichen, die Espen, die Pappeln und die Graupappeln, die sein Vater kurz vor seinem Tod gepflanzt hatte und über die er eifersüchtig wachte.
    Auch der Mann im weißen Regenmantel schaltete sein Fernlicht ein. Staub schwebte in den Strahlen, und in Kombination mit der Musik, die wie eine Fahne in die Höhe stieg, sah das ganz besonders hübsch aus. Der weiße Regenmantel half einer schönen Frau mit langem schwarzem Haar, weißem Kleid und bloßen Füßen aus dem Wagen. So eine werd ich garantiert nie ins Bett kriegen! Sie bewegte sich anmutig, fast schwebend, als berührte sie beim Gehen nicht den Boden, als zerkratzten ihr die Disteln nicht die Fußsohlen. Sie waren ein schönes Paar, sehr attraktiv, das war mal klar. Und die sahen nicht aus wie Raver, das war genauso klar. Zu alt dafür. Mitte vierzig ungefähr. Elegantes, leicht großspuriges Auftreten, wie Menschen, die Geld haben und es gewöhnt sind, dass die Menge sich vor ihnen teilt und die Leute ihnen Platz machen … Und die Musik! Die Musik … Nur kaas , diiis und vaaas , die durch die Nacht schallten wie eine Hymne an seinen Wald. Er hatte noch nie in seinem Leben so schöne Musik gehört!
    Roland Beaufrettot ließ den Karabiner sinken. Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und notierte im letzten Dämmerlicht mit der Spitze seines schön weichen Bleistifts die Nummernschilder und die Fahrzeugmarken, denn er dachte, dass es ja vielleicht die Organisatoren waren, die sich hier nach einem geeigneten Platz umsahen. Nicht die Raver selbst, die waren zu faul, um sich zu bewegen, sondern die Produzenten … Muss mir ja keiner erzählen, dass es da nicht welche gibt, die sich mit diesen Raves ’nen goldenen Arsch verdienen. Das ist ein Geschäft wie jedes andere auch. Uns Bauern bringt das keinen Cent, aber irgendjemand wird schon daran verdienen!
    Er steckte sein Notizheft weg, holte das Fernglas hervor und betrachtete die Frau. Sie war schön! Wirklich schön. Und sie hatte Stil. Ziemlich beeindruckend … Bald wäre es ganz dunkel, dann würde er nichts mehr sehen. Es sei denn, sie ließen die Scheinwerfer brennen, dann könnte er noch genug erkennen. Das ist nicht möglich, das sind keine Raver. Nicht mal Raverchefs! Aber was zum Teufel treiben die dann hier?
    Der Mann im weißen Regenmantel stellte der wunderschönen, eleganten Frau den dürren Mann vor, und sie neigte sanft den Kopf. Sehr zurückhaltend. Als wäre sie in ihrem Salon und empfinge hohen Besuch. Dann ging der dürre Mann zurück zum Auto und drehte die Musik etwas leiser. Das schöne Paar blieb auf der Lichtung stehen. Aufrecht, schön, romantisch. Der weiße Regenmantel hatte die Arme um die Frau gelegt. Sehr züchtig sah das aus. Der Dürre kam zurück, stellte sich zwischen die beiden, faltete die Hände wie ein Priester, bevor er die Messe zu lesen beginnt, und sagte ein paar Worte zu der Frau, die mit gesenktem Kopf etwas antwortete, was er nicht hören konnte. Dann

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