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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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vergisst, was er einem vorzuwerfen hat. Hoffen, dass er einen zurücknimmt, wenn das Unwetter vorübergezogen ist.
    »Reiß dich zusammen!«
    »Ich habe keine Lust mehr …«
    »Die wirst du gefälligst wiederfinden, sonst endest du noch so wie ich: Du trägst kratzige Lumpen und ernährst dich von Thunfisch in Motoröl und Erbsen vom Discounter!«
    Mit einem belustigten Funkeln in den Augen richtete Iris sich auf.
    »Deshalb holst du mich da raus? Weil du kein Geld mehr hast und hoffst, dass Philippe dir wieder auf die Beine hilft?«
    »Aha, ich sehe, es geht dir besser, du bekommst wieder Biss!«
    »Du hast mich in den letzten Wochen nicht gerade oft in der Klinik besucht. Deine Abwesenheit war auffällig.«
    »Die Atmosphäre hat mich deprimiert.«
    »Und jetzt kommst du plötzlich, weil du mich brauchst – oder besser gesagt, Philippes Geld. Das ist doch widerlich.«
    »Widerlich ist, dass du einfach aufgibst, während Joséphine in der Gegend herumstolziert. Sie war bei diesem Schwein Marcel zum Mittagessen. Am Arm deines Mannes!«
    »Ich weiß, er hat mir davon erzählt … Er verheimlicht mir nichts. Nicht einmal diese Mühe macht er sich … Es wäre mir lieber, er würde mich anlügen, dann hätte ich wenigstens noch Hoffnung. Ich könnte mir einreden, dass er mich schonen will, dass ihm noch etwas an mir liegt.«
    »Und das lässt du dir gefallen?«
    »Was soll ich denn tun? Weinen? Mich an seine Rockschöße krallen? Das hat zu deiner Zeit vielleicht noch funktioniert. Aber heute zieht die Mitleidsnummer nicht mehr. Überall herrscht Wettbewerb, sogar in der Liebe. Man braucht Energie, immer mehr Energie, Selbstbewusstsein, Dreistigkeit, und das alles habe ich einfach nicht mehr.«
    »Das ist doch nicht schlimm. Du wirst es wieder lernen …«
    »Außerdem weiß ich nicht einmal, ob ich ihn überhaupt liebe. Ich liebe niemanden. Sogar mein eigener Sohn ist mir gleichgültig. An Weihnachten habe ich ihm keinen Kuss gegeben. Ich hatte einfach keine Lust, mich zu ihm vorzubeugen und ihn zu küssen! Ich bin ein Ungeheuer. Also, mein Mann …«
    Die letzten Worte hatte sie in unbeschwertem Ton gesprochen, als belustigte sie diese Feststellung eher, als dass sie sie schmerzte.
    »Wer verlangt denn von dir, ihn zu lieben? Du bist die Altmodische von uns beiden, meine Liebe!«
    Iris fand, dass die Unterhaltung allmählich interessant wurde. Sie wandte sich ihrer Mutter zu.
    »Dann hast du Papa nie geliebt?«
    »Was für eine idiotische Frage! Er war ein Ehemann, solche Gedanken machte man sich damals nicht. Man heiratete, man lebte zusammen, manchmal lachte man, manchmal auch nicht, aber gelitten hat man trotzdem nicht.«
    Iris konnte sich nicht daran erinnern, ihre Eltern jemals gemeinsam lachen gehört zu haben. Er lachte als Einziger über die Wortspiele, die er erfand. Was für ein merkwürdiger Mann! Er nahm kaum Platz weg, redete wenig, er ist gestorben, wie er gelebt hat: geräuschlos.
    »Und überhaupt«, fuhr Henriette fort, »Liebe ist nichts als Bauernfängerei, ein billiger Trick, der erfunden wurde, um Bücher, Zeitschriften, Schönheitscremes und Kinokarten zu verkaufen. Die Realität ist alles andere als romantisch.«
    Iris gähnte.
    »Vielleicht hättest du darüber nachdenken sollen, ehe du uns zur Welt gebracht hast … Jetzt ist es ein bisschen spät dafür, findest du nicht?«
    »Und über den Sex, von dem ihr heutzutage ein solches Aufhebens macht, wollen wir lieber gar nicht reden … Eine widerwärtige Pflicht, zu der man sich zwingt, um den Mann zufriedenzustellen, der da auf einem zappelt.«
    »Das wird ja immer besser. Wenn du mich dazu bringen wolltest, wieder in mein Krankenzimmer zurückzukehren, würdest du nicht anders reden!«
    »Aber du bist doch nicht da rausgekommen, um dich zu verlieben! Du bist rausgekommen, um dir deinen Status, deine Wohnung, deinen Mann und deinen Sohn zurückzuholen …«
    »Und mein Bankkonto, um es mit dir zu teilen! Schon verstanden. Aber ich fürchte, ich muss dich enttäuschen.«
    »Ich lasse nicht zu, dass du dich in deiner Hoffnungslosigkeit vergräbst. Das wäre zu einfach! Von jetzt an kümmere ich mich wieder um dich, mein Kind. Verlass dich auf mich!«
    Iris lächelte mit einer Art desillusionierter Gelassenheit und wandte ihr schönes, melancholisches Gesicht dem Fenster zu. Warum wollten bloß alle, dass sie etwas unternahm? Ihr behandelnder Arzt hatte einen Fitnesstrainer für sie gefunden, der zu ihr nach Hause kommen würde, um sie »wieder

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