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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Bérengère? Zu schwach. Die hat nicht das nötige Format. Ein Mann? Ein reicher, mächtiger Mann. Ein Mann, der im Zentrum der Aufmerksamkeit steht und dem ich auffalle. Sie lachte leise. In meinem Zustand! Ich bin unsichtbar geworden. Mir bleibt nichts anderes übrig, als meinen eigenen Mann zu verführen. Meine Mutter hat recht. Diese Frau hat oft recht. Sie ist clever und zäh. Philippe also. Ich habe keine andere Wahl. Das ist die einzige Karte, die ich noch ausspielen kann. Er hat sich in diese dumme Pute Joséphine verguckt. Wenn ich die ins Restaurant einlade, stößt sie auf dem Weg zu unserem Platz die Tische um. Sie wäre imstande, der Garderobenfrau ganz herzlich dafür zu danken, dass sie ihren Mantel aufgehängt hat. Plötzlich richtete sie sich auf und schlug mit den flachen Händen auf ihre Handtasche.
    Wieso war sie nicht früher darauf gekommen?
    Joséphine würde ihr trojanisches Pferd sein! Natürlich! Mit ihr würde sie sich in der Öffentlichkeit sehen lassen. Wer wäre besser geeignet, der Pariser Gesellschaft zu beweisen, dass der Skandal um das Buch lediglich eine aufgebauschte Geschichte war? Sie würde diese Schandmäuler glauben lassen, dass die ganze Sache nur ein schreckliches Missverständnis gewesen sei, ein Arrangement der beiden Schwestern. Die eine wollte schreiben, aber nicht unter ihrem Namen veröffentlichen und als Autorin auftreten, und die andere hatte aus Spaß eingewilligt, eine Rolle zu spielen. Es sollte doch bloß ein Scherz sein. Wie damals, als sie noch klein waren und sich ständig Rollenspiele einfallen ließen. Doch was lediglich als amüsanter Zeitvertreib gedacht war, hatte sich zu einem Skandal verselbstständigt. Sie hatten einen möglichen Erfolg gar nicht in Betracht gezogen.
    Wieso hatte sie nicht früher daran gedacht? Weil ich so lange in dieser Klinik vor mich hin gedöst habe. Diese kleinen bunten Pillen haben mich betäubt, mir meine ganze Kreativität geraubt. Nicht meinen Mann muss ich als Erstes zurückerobern, sondern Joséphine. Sie wird mein Sesam-öffne-dich, mein Schlüssel zurück in die Welt. Sie kann es sicher kaum ertragen, böse auf mich zu sein, und schämt sich in Grund und Boden bei dem Gedanken, meinen Mann verführt zu haben. Die Flammen der Hölle lecken an ihren Zehen und bringen ihr Gewissen zum Glühen. Ich werde sie in ein angesagtes Restaurant zum Mittagessen einladen. Einen Tisch reservieren, den man von allen Seiten sehen kann. Mich mit der Frau zeigen, die alle für mein Opfer halten, das wird diesen falschen Schlangen das Maul stopfen. Sie hörte schon die Gespräche an den Nachbartischen: Sind das nicht die verfeindeten Schwestern, die da sitzen? Ja doch! Ich dachte, sie hätten sich völlig zerstritten? Aber wenn sie zusammen zu Mittag essen, kann es ja nicht so schlimm gewesen sein, oder? Und das Vergessen würde sich auf diese Gesellschaft herabsenken, deren Gedächtnis löchriger war als ein Sieb. Es gab zu viele Gemeinheiten, die man sich merken musste, um sich den Luxus leisten zu können, sich an alle zu erinnern. Und auf diese Weise nehme ich, ohne mich zu erniedrigen, ohne mich zu rechtfertigen, ohne mich zu entschuldigen, meinen alten Platz wieder ein und bringe die bösen Gerüchte zum Schweigen. Strahlend. Kindlich naiv. Effizient. Am liebsten hätte sie sich selbst Beifall geklatscht. Und danach, beschloss sie, fröhlich ihre Chanel-Handtasche tätschelnd, brauche ich mir nur noch meinen Mann zurückzuholen.
    Sie nahm einen Lippenstift aus der Tasche und zog ihr Lächeln nach.
    Ich muss mir einen neuen Lippenstift in dieser Farbe kaufen.
    Meine Garderobe auf den neuesten Stand bringen.
    Einen Friseurtermin vereinbaren.
    Extensions machen lassen, damit meine Haare wieder so lang sind wie früher.
    Maniküre, Pediküre.
    Botox.
    Schönheitsvitamine.
    Brazilian Waxing.
    Und wenn es denn sein muss, auch Bauchtanz!
    Die Gegend draußen vor den Fensterscheiben hatte sich verändert. Sie sah die Hochhäuser der Défense und dahinter die Bäume des Bois de Boulogne. Bald würden steinerne Altbauten die Betontürme ablösen, die Straßenlaternen gefälliger werden. Irgendwie war es ihr bisher noch immer gelungen, sich aus allen misslichen Lagen zu befreien. Diese Fähigkeit musste man ihr lassen. Ich mag nicht viel können, aber ich kann meine Fehler mit meiner Schönheit ausgleichen.
    Sie streckte sich und breitete die Arme aus.
    »Dir scheint es ja schon wieder besser zu gehen«, bemerkte Henriette. »Das Pferd riecht

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