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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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seinem Leben klar …«
    »Das verbietet Ihnen aber nicht, mich zu verteidigen! Es tut mir weh, dass Sie mich nie verteidigen. Und mir zu allem Überfluss auch noch alles haarklein erzählen. Als mache es Ihnen Spaß, mich zu demütigen. Um es ganz deutlich zu sagen, Luca, Ihr Verhalten gefällt mir nicht.«
    Die Worte strömten aus ihr heraus, als hätte sie sie schon viel zu lange zurückgehalten. Sie spürte, wie ihr Herz hämmerte.
    »Sieh an, die brave Nonne muckt auf!«
    Nun redete er schon wie sein Bruder!
    »Leben Sie wohl, Luca …«, sagte sie, weil ihr nichts anderes mehr einfiel.
    »Habe ich Sie verletzt?«
    »Ich glaube, es hat keinen Sinn, dass Sie noch einmal anrufen.«
    Sie spürte, wie sie Oberwasser bekam. Und wiederholte mit einer Art künstlicher Gleichgültigkeit, einer bewussten Langsamkeit, die sie in einen wahren Rausch versetzte: »Leben Sie wohl.«
    Legte auf. Betrachtete das Telefon, als wäre es eine Waffe, mit der ein Verbrechen verübt wurde, überrascht von ihrer Kühnheit und von einem vagen Respekt vor dieser neuen Joséphine durchdrungen, die mitten im Gespräch mit einem Mann einfach auflegte. Bin ich das? Habe ich das gerade getan? Sie lachte auf. Ich habe mit ihm Schluss gemacht! Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mit einem Mann Schluss gemacht! Ich habe mich getraut. Ich, der unbeholfene Tollpatsch, der Inbegriff des Mittelmaßes, diejenige, die man von vornherein zum Ertrinken bestimmt, die man für eine Maniküre verlässt, die man mit einem Berg Schulden allein lässt, der man alles auflädt, die man manipuliert. Ich habe es getan!
    Sie hob den Kopf. Es war noch zu früh, um zu den Sternen zu sprechen, aber heute Abend würde sie es ihnen erzählen. Sie würde ihnen erzählen, wie sie ihr Versprechen gehalten hatte: Nie wieder würde sie jemand wie ein Nichts behandeln, nie wieder würde sie jemand seine Verachtung spüren lassen, sie angreifen, ohne dass sie sich wehrte. Sie hatte Wort gehalten.
    Sie rannte zu Shirley, um sie zu wecken und ihr die großartige Neuigkeit zu verkünden.
    Henriette Grobz stieg aus dem Taxi, strich ihr rohseidenes Kleid glatt, beugte sich zum Fenster hinunter und bat den Fahrer, auf sie zu warten. Der Mann erwiderte brummend, er habe auch noch anderes zu tun. Kurz angebunden versprach Henriette ihm ein ordentliches Trinkgeld; er willigte ein und verstellte den Radiosender. »Ich biete ihm Geld dafür, dass er hinter seinem Steuer sitzen bleibt, ohne einen Finger zu rühren, und der meckert noch!«, schimpfte Henriette, während sie auf ihren viereckigen Absätzen über den Kiesweg marschierte. »Solche faulen Kerle soll der Teufel holen!«
    Sie kam, um ihre Tochter abzuholen.
    »Jetzt reicht’s, du hast dich lange genug erholt, du willst doch nicht in einem Klinikzimmer versauern, das ist bloß Selbstmitleid, mehr nicht. Pack deinen Koffer und mach dich fertig, du kommst nach Hause«, hatte sie ihr am Telefon verkündet.
    Die Ärzte hatten ihr Einverständnis gegeben, Philippe hatte die Rechnung bezahlt, und Carmen erwartete sie in der Wohnung.
    »Was soll ich denn jetzt machen?«, fragte Iris, als sie im Taxi saß, die Hände flach auf die Knie gelegt. »Abgesehen von einer ordentlichen Maniküre …«
    Sie schob die Hände unter ihre Handtasche, um ihre eingerissenen Nägel zu verbergen.
    »Es ging mir doch gut in meinem Zimmerchen. Kein Mensch hat mich gestört.«
    »Du wirst kämpfen. Dir deinen Mann zurückholen, deinen Status und deine Schönheit, die du in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt hast. Du bist ja das reinste Gerippe geworden. Wenn man dich umarmt, bekommt man blaue Flecken! Eine Frau, die sich gehen lässt, hat keine Zukunft mehr. Und du bist zu jung, um eine Einsiedlerin zu werden.«
    »Ich bin am Ende«, antwortete Iris so gelassen, als verkündete sie eine simple Tatsache.
    »Unsinn! Du machst ein bisschen Sport, siehst zu, dass du wieder in Form kommst, schminkst dich und holst dir deinen Mann zurück. Männer fängt man mit einem ordentlichen Bauchtanz. Also fang gefälligst an, mit den Hüften zu wackeln!«
    »Philippe …«, seufzte Iris. »Er besucht mich nur noch aus Mitleid.«
    Ich bin ihm lästig, dachte sie bei sich. Er weiß nicht, was er mit mir anstellen soll. Man sollte nicht lästig sein, wenn man nicht länger geliebt wird. Man sollte von der Bildfläche verschwinden und sich so klein wie möglich machen, um den Absturz nicht noch zu beschleunigen. Darauf warten, dass der andere einen vergisst, dass er

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