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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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aufgefallen, ob die Unterseite des Teppichbodens weich oder hart war? Ob sie Spuren an der Leiche hinterlassen hat oder Fingerabdrücke aufweist?«
    Der Arzt antwortete, dass die Gummischicht weich und biegsam sei.
    »Fingerabdrücke?«
    »Nicht auf dem Gummi. Bei der Leiche kann ich es noch nicht sagen …«
    »Fußspuren im Müllraum?«
    »Der Angreifer muss Schuhe mit glatten Sohlen getragen oder seine Schuhe mit Plastiktüten umwickelt haben. Keine Spur, kein einziger Abdruck …«
    »Keine Fingerabdrücke, sind Sie sicher?«
    »Nein … Vielleicht Gummihandschuhe?«
    »Schicken Sie mir die Fotos, sobald Sie sie haben«, schloss der Staatsanwalt. »Wir fangen mit der Befragung der Nachbarn an … und verschaffen uns einen Überblick über das Opfer. Ob sie Feinde hatte, Beziehungsprobleme …«
    »Hast du die Visage gesehen?«, flüsterte einer der beiden Uniformierten seinem Kollegen höhnisch zu. »Da geht einem der Hosenstall doch von ganz alleine wieder zu!«
    »Ob sie schon einmal überfallen wurde, ob es eine Akte gibt … Die ganzen Routinesachen!«
    Er gab Capitaine Gallois ein Zeichen, und die beiden zogen sich in eine Ecke des Hofs zurück. Sein Blick richtete sich auf Joséphine. Capitaine Gallois erzählte ihm sicher gerade, dass sie sechs Monate zuvor ebenfalls überfallen worden war und danach fast eine Woche gewartet hatte, ehe sie aufs Kommissariat gekommen war, um den Vorfall zu melden.
    »Das ist ein Fall für die Kriminalpolizei«, sagte der Staatsanwalt. »Aber fangen Sie schon einmal mit den Ermittlungen an und führen Sie die ersten Befragungen durch, die Kripo übernimmt dann die Akten … Ich werde mit dem Untersuchungsrichter darüber sprechen.«
    Capitaine Gallois nickte finster.
    »Man wird sie sicher noch einmal vernehmen müssen«, fügte der Staatsanwalt hinzu, ohne den Blick von Joséphine zu wenden.
    Warum sehen sie mich so an? Sie halten mich doch wohl nicht für den Täter oder seine Komplizin! Wieder befiel sie ein schreckliches Schuldgefühl. Aber ich habe doch nichts getan!, hätte sie dem starren Blick des Staatsanwalts am liebsten entgegengeschleudert.
    Die vor dem Haus stehenden Polizeiwagen hatten weitere Nachbarn angelockt. Sie versuchten, die Leiche zu sehen, reckten vergeblich die Hälse und wiederholten immer wieder: »Das ist doch unglaublich! Einfach unglaublich! Da sieht man mal wieder, so schnell kann’s gehen!« Ein alter, weiß gepuderter Herr versicherte, dass er sie als Kind gekannt habe, eine Frau mit von Botox verunstaltetem Gesicht brummte, dass sie ihr keine Träne nachweine, »diesem gehässigen alten Biest!«, und eine dritte fragte: »Sind Sie sicher, dass sie tot ist?«
    »Genauso sicher, wie Sie noch am Leben sind«, versetzte Pinarelli junior. Joséphine dachte an Zoé und fragte, ob sie zurück in ihre Wohnung gehen dürfe.
    »Erst nachdem Sie vernommen wurden!«, entgegnete Capitaine Gallois.
    Sie begannen mit Iphigénie, dann war sie an der Reihe. Sie erzählte von der Eigentümerversammlung am Freitag und von den Auseinandersetzungen mit den Herren Merson, Lefloc-Pignel und van den Brock. Capitaine Gallois machte sich Notizen. Joséphine fügte hinzu, was Monsieur Merson ihr über die beiden früheren Überfälle auf Mademoiselle de Bassonnière erzählt hatte. Sie präzisierte, dass sie selbst von diesen Vorfällen nichts mitbekommen habe. Sie sah, wie Capitaine Gallois »Monsieur Merson danach fragen« in ihr Notizbuch schrieb.
    »Darf ich jetzt nach oben gehen? Meine kleine Tochter wartet auf mich …«
    Ehe Capitaine Gallois sie entließ, wollte sie noch wissen, in welchem Gebäudeteil und auf welcher Etage sie wohnte, und wies sie an, aufs Revier zu kommen, um ihre Aussage zu unterschreiben.
    »Ach, ehe ich es vergesse«, fügte Capitaine Gallois mit etwas lauterer Stimme hinzu, »wo waren Sie eigentlich Freitagnacht?«
    »Zu Hause … Wieso?«
    »Ich stelle hier die Fragen.«
    »Ich bin gegen neun Uhr zusammen mit Monsieur Lefloc-Pignel von der Eigentümerversammlung zurückgekommen und habe die Wohnung danach nicht mehr verlassen …«
    »War Ihre Tochter bei Ihnen?«
    »Nein. Sie war unten im Keller, zusammen mit ein paar anderen Jugendlichen aus dem Haus. Im Keller von Paul Merson. Sie muss so gegen Mitternacht hochgekommen sein.«
    »Gegen Mitternacht, sagen Sie … Sie wissen es also nicht genau.«
    »Ich habe nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Erinnern Sie sich vielleicht an einen Film, den Sie im Fernsehen geschaut haben, oder an eine

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