Der Lauf-Gourmet
Nacht denke ich daran, dass ich ja am Sonntagnachmittag laufen gehen will. Erst freue ich mich.
Aber je näher der Sonntag kommt, desto mächtiger wird die Skepsis.
Was zum Beispiel zieht man an bei diesem unklaren Wetter? Sonntags macht man sich ja auch immer ein bisschen feiner. Leider habe ich keine feinen Laufklamotten. Wäre eine Marktlücke: bunte Laufhemden mit weißem Kragen, so wie dieser Trigema-Boss sie trägt, oder wenigstens button down. Vielleicht auch Funktionsfaser mit Lederkrawatte. Oder eine Läuferfliege wie Riesenhuber. Aber die erschwert das Atmen. Geschäftsleute sollen ja eine deutlich höhere Infarktrate haben, weil sie sich jahrelang mit luftabschnürenden obersten Hemdknöpfen foltern und auch noch einen Schlips drumrum zurren. Eventuell kann man damit seine maximale Sauerstoffaufnahme trainieren. Ich muss jetzt erst mal ein Nickerchen machen.
Fakten, Fragen, Tipps und Mythen für trainingsfreie Tage
Stimmt es, dass der Körper lauffreie Tage braucht, um zu regenerieren?
Ja. In der Erholungspause müssen die Energiespeicher wieder aufgefüllt werden. Regeneration ist ein fester Bestandteil des Trainings. Gibt man dem Körper ausreichend Zeit zum Erholen, füllt er seine Energiedepots auf höherem Niveau als vor der Belastung wieder auf. Das Leistungsniveau steigt. Dieses Phänomen bezeichnet man als Superkompensation. Pausen helfen auch, Überlastung und Verletzungen vorzubeugen.
Darf man an trainingsfreien Tagen mehr essen als sonst?
An trainingsfreien Tagen kann man mal alle guten Vorsätze über Bord werfen, sich eine kleine Versuchung gönnen, ohne deswegen gleich ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Kochen Sie die Dinge, die Sie schon immer mal ausprobieren wollten und für
die sonst keine Zeit ist. Achten Sie aber gerade in Zeiten, in denen Sie länger nicht laufen, auf gesunde, ausgewogene Ernährung.
Kann Ernährung helfen, Verletzungen zu heilen?
Bei Verletzungen gilt: schonen und kurieren. Gesundes Essen kann dabei nicht schaden. Für Akribiker: Bindegewebe wie Achillessehne, Knie, Hüfte, Rücken mit intelligenter Ernährung kräftigen. Kieselsäure etwa bewirkt eine verbesserte Festigkeit, Elastizität und Belastbarkeit von Sehnen, Bändern, Knorpeln, Blutgefäßen und der Haut (in Ackerschachtelhalmextrakt, Vollkornreis, Haferflocken, Hirse, Gerste, Kartoffelschalen). Dazu Vitamin C (täglich ein Liter Orangensaft oder verschiedene Zitrusfrüchte wie Orangen oder Grapefruit), Aminosäuren (Molkeneiweiß, Käse, Weizenkeime, Gummibärchen, Rindfleisch, Mais) und Muschelpulver. Bei Überlastungsschäden zusätzlich auf Betacarotin und das Spurenelement Selen achten, bei Entzündungen auf Vitamin E (täglich ca. 400 mg) und Omega-3-Fettsäuren in Form von Fisch oder, für Masochisten, Fischölkapseln und ein Esslöffel Speiseleinöl. Bei Gelenkverletzungen Glucosamin und Gelatine ergänzen, in der einfachen Variante mit knorpel- und sehnenhaltigem Fleisch oder deluxe mit Grünlippmuscheln aus Neuseeland. Lindert angeblich Gelenkschmerzen. Auch Kieselsäure kann nicht schaden bei Wunden und Knochenbrüchen.
■ TI PP: Meine Mutter sagte immer, steife Gelenke hätten ihre Ursache in zu wenig Gelenkschmiere und empfahl Gelatine, wie sie sich in Gummibärchen findet. Keine Ahnung, ob das hilft. Aber es bietet einen guten Grund, eine Tüte Goldbären zu verputzen.
Stimmt es, dass Calcium die Knochen stärkt?
Ja. Calcium kann das Risiko für Knochenfrakturen mindern. Besonders gut sind Milchprodukte, aber auch Brokkoli und Nüsse
enthalten Calcium. Mehr als vier Tassen Kaffee täglich sowie zu viel schwarzer Tee bewirken übrigens, dass vermehrt Calcium ausgeschieden wird.
Was kann man essen und trinken, um sich zumindest mentalmäßig schon mal auf dem Weg der Gesundung zu fühlen? Kräuter-, Wurzel- und Blütentees sind immer gut, besonders je mehr sie nach Naturvolk klingen, zum Beispiel Lapacho-Rindentee oder Taiga-Wurzel-Tee. Auch Holunderbeerensaft hilft, allein, weil er selbst mit Honig ziemlich scheußlich schmeckt. Ähnliches gilt für rohe Zwiebel, Meerrettich, Blütenpollen oder Kresse. Oder Möhren - was für Kaninchen gut ist, kann für Läufer nicht schlecht sein. Grundregel: Je ekliger der Geschmack, desto größer die gefühlte Wirksamkeit.
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