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Der Lauf-Gourmet

Titel: Der Lauf-Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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350 ml Portwein
380 ml Aceto balsamico
2 EL mittelscharfer Senf
2-3 EL Akazienhonig
20 g Salz
600 ml Sonnenblumenöl
650 ml Olivenöl
     
    Die Schalottenwürfel im Olivenöl glasig dünsten. Mit dem Rotwein und dem Portwein ablöschen, zum Kochen bringen und um die Hälfte reduzieren. Die Reduktion abkühlen lassen. Anschließend mit den restlichen Zutaten mit dem Mixstab vermischen. In Flaschen abfüllen.
    PHILIPPE LEMOINE, Küchenchef im Berliner Restaurant »Borchardt«

10
    Krank, verletzt, trainingsfrei

    +++ ACHIMS TAGEBUCH +++
    19 Uhr
Das Kratzen im Hals wird stärker,
Ziehen im Knie - so kann doch kein
Mensch laufen.
Gegessen: Prinzenrolle, aber nur eine
halbe.
Getrunken:
bloß ein Gläschen Grappa.
    +++++++++++++++++++++++

Sonntag ist Sofatag
    Am siebten Tag der Woche fällt das Laufen besonders schwer. Wer wüsste das besser als Sofafetischist Achim. Ein Grappa kann manchmal helfen - wenn man ihn bloß rechtzeitig getrunken hätte. Und dann ist da noch das Problem mit der passenden Laufkleidung.
     
     
    Sonntagnachmittag. Das Sofa ist weich und warm. Es umarmt mich zärtlich. Sofas können unglaublich leidenschaftlich sein. Und sie verlangen nicht mal physische Dienstleistungen dafür. Sofas sind die idealen Lebensgefährten. Anspruchslos. Aber immer da. Immer weich. Geduldig. Und trotzdem freuen sie sich auf mich. Das spürt man an ihrem lustvollen Ächzen, wenn man sich einfach mal fallen lässt. Mich und mein Sofa verbindet eine tiefe Liebe, zwangsläufig platonisch zwar, aber dennoch voll stiller Leidenschaft. Mein Sofa versteht mich. Kochen kann es zwar nicht, aber das bin ich seit Jahren gewohnt. Mona ist bei irgendeiner esoterischen Freundin auf dem Land beim Kaffeeklatsch und hat die Kinder mitgenommen.
    Der wichtigste von den vielen netten Charakterzügen meines Sofas: Es redet nicht. Nie. Mein Sofa hätte viele gute Gründe, über mich zu meckern. Aber es beschwert sich nicht mal, wenn ich die Krümel der Prinzenrolle, die ich eben gerade in Karls Zimmer gefunden habe, in seine Ritzen fege. Am liebsten knabbere ich erst die obere Keksdecke ab, nage dann mit den Schneidezähnen das getrocknete Nutella möglichst sauber vom Fundament, um den angesabberten Rest dann missmutig aufzuessen.
    Niemand braucht die untere Keksschicht. Wann wird endlich eine Prinzenrolle mit nur einer Lage Keks erfunden? Oder ganz ohne. Aber das wäre ja dann wieder Nutella, das man sich wiederum mühsam aufs Brot schmiert. Backwaren und Nutella, das
steht für ewige Wiederkehr, für das große Rad des Lebens. Es sei denn, man traut sich, einen Löffel ins Glas zu rammen und das braune Fett einfach wie ein Eis abzulecken. Schön, wenn einem die Kalorien dabei völlig egal sein können. Ich trainiere sie ja gleich wieder ab.
    Seit drei Tagen habe ich mich mental auf diesen Nachmittag vorbereitet: Ich bin fest entschlossen, Laufen zu gehen. Das heißt: Ich war fest entschlossen. Aber es kamen immer Gedanken dazwischen, arge Probleme, die es vorher zu lösen galt: Die Strecke, die ich mir in akribischen topografischen Studien ausgedacht hatte, ist womöglich doch etwas lang. Und steil ist sie auch hier und da. Gerade um diese Zeit sind mehr Hunde als Menschen unterwegs. Mit einer zerfetzten Wade wäre ich für Monate Sportinvalide. Was ist dagegen ein klitzekleines ausgefallenes Sonntagstraining? Außerdem sieht es nach Regen aus. Ist ja immer das Gleiche. Kaum sitzt man im Auto, geht das Getröpfel los. Ich werde mich auf die kleine Runde im Volkspark beschränken. Leider ist das Mittagessen noch nicht richtig verdaut. Es ist grausam, wenn man unterwegs Sodbrennen bekommt und gleichzeitig rülpsen muss. Das tut saumäßig weh rund um die Speiseröhre und ist bestimmt nicht gesund. Ich muss dauernd rülpsen unterwegs. Die ganze Atmung kommt durcheinander, der Magen dreht sich nach oben, und am Ende hat man einen Herzinfarkt.
    Ich hätte einen zweiten Schnaps nach Monas Kohlrouladen trinken sollen. Sie waren nicht gut, aber reichlich. Nach zwei Grappas - Grappi? Grappae? -, also nach zwei Tresterschnäpsen wäre ich aber nicht mehr fähig gewesen, zu laufen. Ach ja, Laufen… Wollte ich ja auch noch. Ziemlich exakt jetzt wollte ich starten. Eigentlich schon vor einer halben Stunde. Geht aber wirklich nicht. Muss erst noch alles genau zu Ende denken. Faszinierend, wie eine Stunde Laufen durch drei Tage währendes Grübeln vorbereitet werden muss. Das wirklich Zeitraubende am Laufen ist das Gedenke davor. Tag und

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