Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
einschleichen konnte. Da saß ich nun in der berühmten Festung von Masada. Ich schaute mich weiter um und war fasziniert, wie hell alles beleuchtet war. Vor mir, mit dem Blick in Richtung Süden, konnte ich die Mauer und einen Turm erkennen, links von mir waren zwei kleinere Tempel. Erst dahinter war eine größere Anzahl an Häusern zu erkennen. Man wies uns den Weg zu einer Art Zeltstadt, die hinter den kleinen Palästen aufgebaut worden war. Man hatte sich offensichtlich auf den Menschenzuwachs vorbereitet. Frauen und Kinder wurden von den Bewohnern der Festung sofort versorgt. Die von uns mitgebrachten Gepäckstücke und Lebensmittel wurden uns abgenommen. Nahrungsmittel, Wasser und Waffen wurden zentral gesammelt und die Menge von Schreibern notiert. Allem Anschein nach, bereitete man sich weiter auf eine längere Belagerung vor und wollten den Verbrauch der Lebensmitteln genau überwachen.
Ein Mann kam zielstrebig auf uns zu und stellte sich vor uns.
„ Du bist bestimmt Elena und du Tom aus Ägypten.“
„ Ja, die sind wir“, antwortete ich.
„ Man nennt mich Aaron. Ich bin aus der Widerstandsbewegung Eleazar ben-Ya’ir und soll dich, Tom, später noch einigen Führern vorstellen. Du hast vielleicht Informationen, die für uns wertvoll sein könnten.“
„ Dich hat bestimmt Immanuel informiert, dass ich mit Elena hier bin.“
Aaron nickte und sagte: „Ja, Immanuel ist schon vor einer Stunde angekommen. Wir sind alle sehr angespannt, da die Römer eine Rampe aus Erde, Steinen und Holz bauen, um die Festung zu stürmen. Sie haben zwar nicht bemerkt, dass wir weitere Kämpfer eingeschleust haben, aber es sind fast 15.000 Legionäre dort unten und der Widerstand für uns wird zusehens schwerer. Mit dem Ablenkungsmanöver haben wir ihnen zwar einige Verluste zufügen können, aber nicht genug um sie ernsthaft zu schädigen.“
„ Sag Immanuel, dass wir zuerst unser Quartier einrichten und uns dann bei euch melden“, sagte Elena resolut, und Aaron nickte.
„ Dafür bleibt eigentlich keine Zeit. Kommt bitte so schnell als möglich zum großen Tempel an der Westseite der Festung. Dort erwarten wir euch.“
Wir verabschiedeten uns von Aaron. Dann sammelten wir unsere ganzen persönlichen Sachen ein und nahmen sie mit zu jenem kleinen Zelt, das uns hinten an der Ostmauer zugewiesen worden war. Elenas Sohn war hellwach und fand die ganze Hektik in der Festung sehr aufregend. Im Zelt angekommen setzte Elena Benjamin hin und wir legten unser ganzes Gepäck ab. Ich lief nochmals zurück, um Essen und Trinken für den nächsten Morgen zu besorgen. Wieder voll bepackt, kam ich zurück in unser Zelt. Elena wartete schon und nahm mir die Lebensmittel ab und räumte sie weg.
Nach dem schnellen Einrichten, bat Elena eine Bekannte auf Benjamin zu achten. Vorbei an vielen Soldaten, die mit der Herstellung von Waffen beschäftigt waren, bewegten wir uns zielstrebig auf den Palast zu, voller Anspannung was Eleazar ben-Ya’ir von mir erwarten würde.
Die Schlacht um die Freiheit
Masada liegt etwa fünf Kilometer südwestlich des Toten Meeres. Auf einem langgezogenen Felsen, mitten in der jordanischen Wüste, in einer der einsamsten Region der Erde, wurde die Festung erbaut. Der ideale Ort für eine der dramatischsten Episoden der Geschichte, in der sich jüdische Freiheitskämpfer gegen die diktatorische Macht Roms bis zu ihrem bitteren Ende auflehnten. Bis an die Zähne bewaffnet und ausgestattet mit genügend Lebensmitteln, wollten sie sich dem Joch der römischen Armee widersetzen. Herodes der Große hatte für sich Masada als persönliche Zitadelle bauen lassen. Auf der Fläche von 1400 auf 400 Metern war er gerüstet gegen jeden Angreifer, denn Herodes war immer in Angst, er könne abgesetzt werden. Seit nun fast zwei Jahren wurden die jüdischen Aufständischen von den Römern belagert, die selbst kein Patent hatten, diese Festung zu stürmen. Selbstsicher, vielleicht sogar etwas naiv, waren die zelotischen Führer der Meinung, Masada könne nie erobert werden. Leider hatten sie die Rechnung nicht mit dem römischen Konsul Flavius gemacht. Ein Stratege wie er im Buche steht, denn er war auf dem Weg und mit ihm die berühmte 10. Legion. Eine Armee mit fast 15.000 Mann und 5.000 Sklaven, als taktische und psychologische Kriegswaffe, in der Rückhand. Eleazar ben-Ya’ir war natürlich nicht bewusst, wozu das römische Reich fähig war. Vielleicht war er auch schon etwas kriegsmüde und
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