Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
vollkommen klar, was die Römer planten, bzw. was sie bauten. Der römische Geschichtsschreiber Flavius Josephus schrieb, dass die Römer offenbar eine übergroße Rampe bauten, um die Festung zu stürmen, über die es aber nur spärliche Nachweise gab. Die Archäologen hatten bisher vergebens nach altem Holz gesucht und konnten anhand der Ruinen, um den Berg Masada, nur spekulieren. Es war merklich kühl geworden und ich war mir nicht sicher, ob es nun an der Aufregung oder der Luft lag. Ich fror und ab und zu hörte man die Stimmen von Kindern. Sonst war es unheimlich still und keiner wagte ein Wort zu reden. Das Licht der Festung kam merklich näher, jedoch konnten weder wir, noch uns jemand auf diese Entfernung sehen. Die Fackeln waren nun gelöscht worden und die Spannung steigerte sich beim Abstieg von Minute zu Minute. An der Fußsohle des Berges angekommen, erkannten wir, dass auch die Soldaten Beutel und Säcke aus den Wagen genommen hatten. Es sollte so viel wie möglich an Material in die Festung gebracht werden. Elena hatte ihren Sohn sicherheitshalber vorne mit einem Tuch eingebunden und einen Sack auf den Rücken gelegt, damit sie für den Aufstieg die Hände zum abstützen frei hatte. Ich trug einen großen Sack auf dem Rücken und einen etwas kleineren hatte ich mir um den Bauch geschnallt. Einige Speere und Pfeile trug ich in der Hand und hoffte beim Aufstieg nicht zu stolpern. Die anfängliche Frische der Nacht war verflogen und ich begann beim Aufstieg zu schwitzen. Geschützt durch Büsche und Gräser keuchten wir den Berg hinauf, immer in der Sorge, vielleicht doch entdeckt zu werden.
Da hörten wir in der Ferne wie ein Horn geblasen wurde: „Das Zeichen unserer Soldaten für den Angriff“, sagte Elena und schob mich an.
Die Menschen begannen nun schneller zu laufen und damit den Zeitpunkt der Ablenkung zu nutzen. Ich hörte die Trompete aus den Lagern, die hektischen Schreie der Centurien und die Mobilmachung einzelner Kohorten. Wir versuchten uns weiterhin zu sputen und quälten uns nur langsam den Berg hinauf. Zum Glück waren wir sehr weit hinten, an der linken Seite des Berges und so hielt uns kein Römer auf. Mir lief der Schweiß den Rücken herunter und auch Elena, deren Hand ich immer wieder hielt, atmete schwer. Man merkte, dass viele der Menschen hier diese Strapazen gewohnt waren. Sie wirkten, im Gegensatz zu mir, weniger erschöpft. Nach etwa 30 Minuten schoben uns Soldaten, die bereits an einer Höhle warteten, in einen Gang hinein. Man half sich gegenseitig und nach fast einer Stunde waren wir in der Festung. An einer stillgelegten Zisterne kamen wir herausgekrochen. Erschöpft, verschwitzt und durch die engen Gänge der Höhle zerkratzt, krochen wir aus dem Loch hinaus aufs Plateau. Hier wurden wir von bestimmt hundert Helfern empfangen. Man reichte uns feuchte Tücher, Getränke und Decken zum sitzen. Unten im Tal vernahm ich das Aufeinanderschlagen von Metall. Ein Geräusch, das ich in dieser Art noch nie vernommen hatte. Noch keuchend vom Aufstieg, lief ich, mit Elena an der Hand, auf einen kleineren Tempel zu, an dem schon mindestens 200 bis 300 Menschen warteten. Viele hatten bereits ihre schlafenden Kinder hingelegt, um sich selbst etwas ausruhen zu können. Auch ich war müde und erschöpft und hatte nur noch das Bedürfnis etwas zu trinken und mich hinzulegen. Um mich herum herrschte ein hektisches Treiben. Sich dabei zu orientieren, fiel mir im augenblicklichen Zustand etwas schwer. Hatte ich noch vor kurzem von meinem Training und meiner Kraft geschwärmt, so war sie jetzt verflogen.
„ Ich danke dir, Tom, dass du bei mir bist und uns so gut hilfst“, sagte Elena und riss mich aus meinen Gedanken wieder in die Wirklichkeit.
„ Ja, ich bin auch froh dich getroffen zu haben und jetzt bei dir zu sein, in dieser schwierigen Situation.“
Ich nahm sie liebevoll in den Arm und zog sie eng an mich heran. Nach und nach kamen immer mehr Menschen aus der getarnten Zisterne gekrochen. Auf dem Platz wurde es immer voller. Es ging alles sehr ruhig und gesittet zu. Es war beeindruckend, wie gut alle versorgt wurden, obwohl man durch die Kampfschreie im Hintergrund aus seiner Ruhe herausgerissen wurde. An der Mauer, die sich um den ganzen Berg zog, stand eine große Anzahl Krieger. Bis auf die Zähne bewaffnet, schossen sie Pfeile in das Kampfgeschehen, um den Angriff zu unterstützen. Einige der Soldaten achteten nur darauf, dass sich kein Fremder in die Festung
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