Der Lavendelgarten
wird Ihnen der Comte nie vergessen.«
»Ich habe nicht viel getan – dieser Dame hier gebührt der Dank.« Armand deutete auf Connie.
»Wo ist Sarah, Sophias Dienstmädchen?«, erkundigte sich Jacques bei Connie.
»Monsieur, ich …«
»Sarah wurde kurz vor Marseille verhaftet«, antwortete Armand für sie.
»Und wer ist sie?«, fragte Jacques mit einem Blick auf Connie.
»Eine gute Freundin des Comte. Aber das wird Ihnen Constance sicher alles noch selbst erzählen.«
»Gut.« Jacques wirkte beruhigt. »Kommen Sie, Sophia, Sie müssen sich aufwärmen. Wir hören voneinander«, sagte er mit einem Nicken in Richtung Armand.
»Ja. Auf bald, Madame Constance.« Armand bedachte sie mit einem freundlichen Lächeln.
Connie bedankte sich für seine Hilfe. »Haben Sie weit?«
»Solche Fragen stellen wir in Zeiten wie diesen nicht. Ich bin überall zu Hause.« Mit einem letzten Augenzwinkern stellte er den Kragen seiner tropfnassen Jacke hoch und verließ die cave .
»Folgen Sie mir.« Jacques nickte Connie zu und führte Sophia durch eine Tür zwischen den riesigen Fässern und einen Gang zu einer anderen Tür. Er öffnete sie und ging ihnen voran in eine ordentlich aufgeräumte Küche und einen winzigen Wohnbereich, in dem ein Holzfeuer im Kamin prasselte.
»Ich hole Ihnen beiden etwas Warmes zum Anziehen von oben. Ihre Sachen sind bestimmt genauso nass wie das, was Sie am Leib tragen«, erklärte Jacques mit einem Blick auf die Ledertasche, die eine Pfütze auf dem Steinfußboden hinterließ.
»Ach, Constance!«, rief Sophia aus, als sie aus ihrem Mantel schlüpfte. »Noch nie habe ich mich so gefreut, irgendwo angekommen zu sein!«
»Ja, es war eine anstrengende Reise«, pflichtete Connie ihr bei. »Aber jetzt kannst du dich ausruhen.«
Jacques brachte ihnen zwei dicke Flanellhemden und Wollpullover. »Die dürften fürs Erste reichen«, sagte er und gab ihnen Handtücher. »Ich mache uns einen Kaffee und was zu essen, während Sie sich umziehen«, fügte er hinzu, als er den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.
»Warum bringt Jacques uns nicht direkt zum Château?«, fragte Sophia Connie, als diese ihr aus den nassen Kleidern half. »Da steht ein Schrank voller Sachen von mir.«
Connie, die keine Ahnung hatte, wie weit das Château entfernt war oder wie die weiteren Pläne aussahen, zuckte mit den Achseln. »Für ihn war es vermutlich das Wichtigste, dich erst mal trocken und warm zu kriegen.«
»Gott, bin ich froh, hier zu sein. Ich liebe das Château«, erklärte Sophia und tastete nach den Knöpfen an Jacques’ Hemd, das ihr bis über die Knie reichte.
»Setz dich an den Kamin, damit deine Haare trocknen«, sagte Connie, zog sich aus und sammelte die nasse Kleidung ein, um sie über der Spüle auszuwringen, bevor sie sie vor dem Feuer aufhängte. Da tauchte Jacques mit dem Kaffee aus der Küche auf und stellte das Tablett auf den Tisch vor ihnen.
Connie nahm schweigend einen Schluck, während sie lauschte, wie Sophia sich bei Jacques nach den Arbeitern des Weinguts erkundigte.
»Leider bin jetzt nur noch ich hier. Alle anderen Männer sind entweder an der Front oder müssen in Deutschland in Fabriken arbeiten. Ich darf bloß in der cave bleiben, weil sie den Schnaps, den ich destilliere, als Treibstoff für ihre Torpedos brauchen. Ein paar Kilometer entfernt befindet sich eine Fabrik, die die Dinger herstellt. Als sie das letzte Mal da waren, habe ich ihnen gesagt, ich hätte keinen Schnaps mehr, weil sie zu viel selber getrunken haben.« Jacques Augen blitzten. »War natürlich gelogen.«
»Ich dachte, im Süden sind nicht so viele Deutsche, und wir sind hier sicher«, sagte Sophia.
»Leider hat sich seit Ihrem letzten Aufenthalt im Château vieles verändert.« Jacques seufzte. »Hier leben alle genauso in ständiger Furcht wie in Paris. Erst vor ein paar Wochen hat es eine öffentliche Hinrichtung auf dem La-Foux-Rennplatz in der Nähe von Saint-Tropez gegeben. Die Deutschen haben vier von den Maquisards erschossen, die Ihr tapferer Freund Armand unterstützt. Es sind schwierige Zeiten; wir müssen sehr vorsichtig sein«, warnte er sie.
»Aber was ist mit dem Château? Und der Haushälterin und den Bediensteten?«, erkundigte sich Sophia.
»Sie sind alle weg«, antwortete Jacques. »Das Château ist seit zwei Jahren unbewohnt.«
»Und wer kümmert sich um uns, wenn wir dort sind?«
»Mademoiselle Sophia …« Jacques griff nach ihrer Hand. »Sie werden nicht im Château
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