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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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er uns in unserem Kampf. Bestimmt muntert es Mademoiselle Sophia auf, wenn sie erfährt, dass ihr Bruder gesund und wohlbehalten ist. Wer weiß? Möglicherweise kehrt er schneller als erwartet zurück. Er hält sich nur fern, um seine Schwester nicht in Gefahr zu bringen.«
    »Wissen Sie, wie ihm die Flucht gelungen ist? Er war sehr krank, als wir uns von ihm verabschieden mussten.« Connie drückte das Buch an ihre Brust wie einen Glücksbringer.
    »Genaueres weiß ich nicht, Madame. Ich habe nur gehört, dass die britische Agentin, die ihm das Leben gerettet hat, kürzlich von der Gestapo erschossen wurde. Wir leben in gefährlichen Zeiten, aber immerhin ist ›Hero‹ in Sicherheit.«
    »Wissen Sie etwas über Sarah?«
    »Nein, leider nicht.« Armand schüttelte traurig den Kopf. »Wie so viele ist sie einfach verschwunden. Wie geht es Sophia?«
    Jacques und Connie sahen einander an.
    »Den Umständen entsprechend«, antwortete Jacques mit rauer Stimme. »Sie sehnt sich nach ihrem Bruder und der Freiheit. Aber was soll man machen, solange dieser Krieg nicht zu Ende ist?«
    »Sagen Sie ihr, sie darf die Hoffnung nicht verlieren. Bald ist es vorbei. Die Invasion der Alliierten steht bevor; wir tun alles, um sie voranzutreiben.« Armand versuchte, Connie mit einem Lächeln aufzumuntern. »Ich muss jetzt los.«
    Dankbar für die Abwechslung, die er in ihr Einsiedlerleben gebracht hatte, sahen sie ihm nach, wie er davonradelte. Natürlich fühlte Sophia sich im Keller eingesperrt, doch Jacques und Connie waren als ihre Gefängniswärter in ihrem Leben genauso eingeschränkt.
    »Wie geht’s ihr heute?«, fragte Jacques, als Connie die Kaffeetassen wegräumte.
    »Wie immer; ich habe das Gefühl, dass sie aufgibt.«
    »Vielleicht muntert sie die Nachricht auf, dass ihr Bruder in Sicherheit ist.« Jacques zuckte mit den Achseln.
    »Ich gehe runter und sage es ihr.«
    Jacques nickte, und Connie holte aus der Vorratskammer eine Flasche Milch, stellte sie in die Segeltuchtasche, die sie immer für den Transport von Vorräten in den Keller benutzte, und hängte sie um.
    »Überreden Sie sie, eine Weile nach oben zu kommen«, bat Jacques sie.
    »Ich versuche es.«
    Connie kletterte in das Eichenfass, entfernte den falschen Boden, zündete die Öllampe an und ging den Tunnel entlang. Der Weg, der ihr beim ersten Mal noch Angst gemacht hatte, war inzwischen Routine. Als sie die Tür öffnete, sah sie in dem düsteren Licht des kleinen Fensters, dass Sophia noch schlief, obwohl es fast Mittag war.
    »Sophia …« Connie rüttelte sie sanft. »Aufwachen, ich habe gute Nachrichten.«
    Sophia streckte sich. Unter ihrem weißen Nachthemd zeichnete sich ihr Bauch nun deutlich ab. »Was ist?«, fragte sie.
    »Ein Kurier hat soeben wunderbare Neuigkeiten gebracht. Dein Bruder ist in Sicherheit!«
    Sophia setzte sich auf. »Er kommt her? Und holt mich hier weg?«
    »Möglicherweise«, log Connie. »Ist es nicht wundervoll zu wissen, dass es ihm gut geht? Er hat uns sein Buch über die Obstsorten geschickt, mit dessen Hilfe du in Paris Skizzen gefertigt hast.«
    Sophia zog die Knie an und schlang die Arme darum. »Das waren schöne Zeiten.«
    »Sie werden wiederkommen, Sophia, das verspreche ich.«
    Sophia richtete den leeren Blick in die Ferne. »Bald erlöst er mich aus dieser Hölle. Er oder Frederik …« Sie packte Connies Hand. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr er mir fehlt.«
    »Doch, weil auch ich mich nach jemandem sehne.«
    »Ja, nach deinem Mann.« Sophia sank aufs Bett zurück. »Ich kann nicht glauben, dass dieser Krieg jemals enden wird. Wahrscheinlich sterbe ich hier unten in diesem Loch.«
    Solche Worte hatte Connie in den vergangenen Wochen oft von ihr gehört. Aus Erfahrung wusste sie, dass sie wenig sagen oder tun konnte, um Sophia aufzumuntern.
    »Das Frühjahr steht vor der Tür, Sophia, und damit bricht eine neue Zeit an. Daran musst du glauben.«
    »Das würde ich gern, aber hier unten, allein in der Nacht, fällt es mir sehr schwer.«
    »Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
    Connie fragte sich, warum Sophia ihr noch nicht gestanden hatte, dass sie schwanger war. Die Veränderungen ihres Körpers konnten ihr doch nicht entgangen sein? Vielleicht hatten Édouard und Sarah die junge Frau so sehr vor der Realität beschützt, dass sie gar nicht wusste, was mit ihr geschah. Connies Schätzung nach würde das Kind in weniger als sechs Monaten zur Welt kommen.
    »Sophia«, begann Connie vorsichtig, »du

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