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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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aber den eigentlichen Grund weiterhin pachten, was bedeuten würde, dass, wer auch immer die cave nach mir führen wird, sie nicht vom Château ablösen kann«, führte Jean aus. »Viel kann ich Ihnen nicht bieten; ich muss einen Kredit bei der Bank aufnehmen. Es wird schwierig genug, die Zinsen zurückzuzahlen. Doch ich würde Ihnen einen prozentualen Anteil am Gewinn vorschlagen.«
    »Das klingt alles sehr vernünftig«, sagte Emilie. »Natürlich muss ich Gerard fragen, was er davon hält, und ihn prüfen lassen, ob irgendwelche Klauseln aus früherer Zeit gegen ein solches Arrangement sprechen. Aber die ließen sich bestimmt beseitigen.«
    »Das neue Selbstbewusstsein steht Ihnen gut«, erklärte Jean lachend.
    Emilie trank einen Schluck Wein. »Beim Tod meiner Mutter hatte ich schreckliche Angst, mich mit dem Anwesen und den damit verbundenen Fragen zu befassen. Mein erster Impuls war, alles zu verkaufen. Im letzten Jahr habe ich viel gelernt. Möglicherweise steckt mehr in mir, als ich dachte. Entschuldigung, das klang jetzt arrogant.«
    »Emilie, ein Teil Ihres Problems bestand bisher darin, dass Sie nicht genug Selbstvertrauen hatten. Es würde mich freuen, wenn Sie über meinen Vorschlag nachdenken könnten. Aber jetzt haben Sie sicher Hunger. Lassen Sie uns hineingehen und etwas essen, damit es nicht zu spät wird für das Ende der Geschichte.«
    Jacques wirkte deutlich lebhafter als beim letzten Mal.
    »Die Frühlingsluft taut meine Knochen auf«, erklärte er schmunzelnd bei frischer Brasse vom Markt. »Sind Sie bereit, Emilie?«, fragte er, als sie es sich im Wohnraum bequem machten. »Ich warne Sie, die Geschichte ist … komplex.«
    »Ich bin bereit.«
    »Wenn ich mich richtig entsinne, waren Constance und Sophia im Château angekommen, und Édouard hatte nach England fliehen können …«

Paradies
    Schimmernder Morgen, süße, reife Beere,
    Blauer Nachmittag am Meere.
    Ahnung von Frühling, taunasser Rasen,
    Frischer Geruch steigt in die Nasen.
    Schönheit, wohin man blickt.
    Ein Fest für die Sinne, das entzückt.
    Dunkle Zelle, Angst vor der Nacht,
    Mistral bläst mit aller Macht.
    Schnee und Eis in ödem Land,
    Bittre Kälte durch eisige Hand.
    Die schönen Stunden
    An ferne Gestade entschwunden.
    Berührung der Wange, langer Kuss,
    Den bald ich missen muss.
    Sanfter Arm, der mich umfängt,
    Das Herz in seine wahre Heimat lenkt.
    In schwarzer Verzweiflung Hoffnungsschimmer,
    Wo du bist, ist Paradies für immer.
    Sophia de la Martinières,
April 1944

27
    Gassin, Südfrankreich, 1944
    »Da kommt jemand!«, rief Jacques. »Wo ist Sophia?«
    »Im Keller. Sie schläft«, antwortete Connie.
    »Sagen Sie ihr, dass sie sich still verhalten soll …« Jacques schaute durch den Spion in der Tür zur cave . »Warten Sie – es ist Armand!« Mit einem Seufzer der Erleichterung öffnete er die Tür.
    Armand lehnte sein Rad an die Mauer und trat ein.
    Nach einem Monat nur mit Jacques und Sophia freute Connie sich, sein fröhliches Gesicht zu sehen. Die beiden Männer umarmten sich, dann gingen sie zusammen zu Jacques’ Häuschen.
    »Setzen Sie sich, mein Freund, und erzählen Sie uns, was es Neues gibt. Wir bekommen hier nichts mit. Constance, könnten Sie uns einen Kaffee machen?«
    Connie verließ die beiden nur ungern, weil sie nichts von Armands Bericht verpassen wollte. Ihre gegenwärtige Rolle als Trösterin und Zofe Sophias, die im vergangenen Monat kaum von ihrem Lager im Keller aufgestanden war und so gut wie nichts aß, gestaltete sich von Tag zu Tag schwieriger.
    Sie stellte hastig drei Tassen auf ein Tablett, schenkte den Kaffee ein und trug alles in den Wohnbereich.
    »Danke, Constance, und Ihnen beiden noch ein gutes Neues Jahr!«, sagte Armand, als er die Tasse vom Tablett nahm.
    »Hoffentlich bringt 1944 endlich die Befreiung unseres Landes«, fügte Jacques hinzu.
    »Ja, das wäre schön.« Jacques holte ein Päckchen aus seinem Ranzen. »Das ist für Mademoiselle Sophia, aber es macht ihr bestimmt nichts aus, wenn Sie es für sie öffnen, Madame. Gute Nachrichten.«
    Connie packte es aus. Als ihr Blick auf das verblichene grüne Leinen des Einbands sowie auf den Titel fiel, trat ein Lächeln auf ihre Lippen.
    »Band zwei von Die Herkunft französischer Obstsorten .« Connie sah Jacques mit leuchtenden Augen an. »Ein Buch aus Édouards Bibliothek in seinem Pariser Haus. Heißt das, er ist in Sicherheit?«
    »Ja, Madame«, bestätigte Armand. »Sogar noch von seinem Versteck aus unterstützt

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