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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Frankreich Ihre Identität als Nichte Ihrer Tante beibehalten. Sie sollten sich so schnell wie möglich an Ihren neuen Namen gewöhnen«, erklärte Miss Atkins. »Können Sie sich vorstellen, Constance Chapelle zu sein?«
    »Ja«, antwortete Connie. »Wie lange wird es dauern, bis ich nach Frankreich fahre?«
    »Normalerweise erhalten unsere Agenten eine mindestens achtwöchige Ausbildung, aber angesichts der prekären Lage in Frankreich könnten es in Ihrem Fall weniger sein«, erklärte Miss Atkins seufzend. »Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie und Ihre Mitagenten bereit sind, so gefährliche Arbeit auf sich zu nehmen. Noch Unklarheiten, meine Liebe?«
    »Mich würde interessieren, wie genau meine Aufgaben in Frankreich aussehen werden.«
    »Gute Frage«, lobte Miss Atkins sie. »Viele der Mädchen, die hierherkommen, scheinen zu glauben, dass wir sie als Spioninnen benötigen, aber damit hat Sektion F nichts zu tun. Unsere Agenten werden für Nachrichtendienst und Sabotage eingesetzt. Unser Ziel ist es, das Naziregime in Frankreich zu schwächen. Die SOE unterstützt die französische Résistance, die Maquisards, so gut sie kann.«
    »Gibt es dafür denn keine besser qualifizierten Leute als mich?« Connie runzelte die Stirn.
    »Das bezweifle ich, Constance«, versicherte Miss Atkins ihr. »Ihr akzentfreies Französisch sowie Ihre Kenntnis von Paris und Südfrankreich und Ihr französisches Aussehen prädestinieren Sie für diese Aufgabe.«
    »Wären Männer nicht besser geeignet?«
    »Nein. Jeder französische Mann kann routinemäßig von der örtlichen Miliz oder dem Gestapo-Hauptquartier zu Befragungen geholt oder einer Leibesvisitation unterzogen werden. Wogegen eine Frau, die mit Bahn, Bus oder Fahrrad durch Frankreich unterwegs ist, weit weniger Aufmerksamkeit erregt.« Miss Atkins hob die Augenbrauen. »Und so hübsch, wie Sie sind, Constance, wissen Sie bestimmt, wie Sie sich aus schwierigen Situationen charmant herausreden können.« Sie sah auf ihre Uhr. »Wenn Sie keine Fragen mehr haben, würde ich vorschlagen, dass Sie in Ihre Wohnung zurückkehren, Ihren Eltern einen Brief schreiben, in dem Sie ihnen mitteilen, was wir besprochen haben, und dann Ihr möglicherweise vorläufig letztes Wochenende als Zivilistin genießen.« Miss Atkins musterte sie mit ihren blauen Augen. »Ich glaube, Sie werden sich sehr gut schlagen, Constance. Sie können stolz auf sich sein: Sektion F nimmt nur die Besten.«

8
    Am Montagmorgen wurde Connie vor Wanborough Manor abgesetzt, einem großen Herrenhaus außerhalb von Guildford in Surrey, und nach oben in einen Raum mit vier Einzelbetten gebracht, von denen nur eines belegt zu sein schien. Connie packte ihren kleinen Koffer aus und hängte ihre Sachen in den geräumigen Mahagonischrank, wobei ihr auffiel, dass ihre Zimmergenossin, wer auch immer sie sein mochte, einen deutlich unkonventionelleren Kleidungsstil pflegte als sie selbst. Ein goldfarbenes Etuikleid für den Abend hing neben einer Seidenhose und einem langen, bunten Schal.
    »Du musst Constance sein«, hörte sie da eine Stimme hinter sich. »Schön, dass du da bist – dann bin ich die nächsten Wochen nicht das einzige Mädel hier. Venetia Burroughs, oder besser: Claudette Dessally!«
    Als Constance sich zu der jungen Frau umdrehte, war sie verblüfft über ihr dramatisches Äußeres. Sie hatte glänzende, pechschwarze Haare, die ihr fast bis zur Taille reichten, elfenbeinfarbene Haut, riesige, mit Kajalstift umrandete grüne Augen und rot geschminkte Lippen. Der Kontrast zwischen ihrem auffälligen Aussehen und ihrer FANY -Uniform hätte nicht größer sein können. Connie wunderte es, dass man diese Frau, die sofort aus jeder Gruppe herausstach, als tauglich erachtete.
    »Constance Carruthers, oder besser: Chapelle.« Connie ergriff Venetias ausgestreckte Hand. »Weißt du, ob noch andere Frauen mit von der Partie sind?«
    »Angeblich sind wir die Einzigen. Wir werden mit den Jungs ausgebildet«, antwortete Venetia, ließ sich auf ihr Bett plumpsen und zündete sich eine Zigarette an. »Den Vorteil hat dieser Job immerhin.« Sie sog den Rauch ein. »Wir müssen beide komplett verrückt sein!«
    »Vielleicht«, pflichtete Connie ihr bei, trat vor den Spiegel und überprüfte, ob ihr Haarknoten richtig saß.
    »Wo haben sie dich aufgestöbert?«, erkundigte sich Venetia.
    »Ich habe beim MI5 in der Registratur gearbeitet. Man ist der Meinung, dass ich mich eigne, weil ich fließend Französisch

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