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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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als »snagger«, wie die Büroangestellten beim MI5 liebevoll genannt wurden – und wollte nirgendwo anders arbeiten. Sie klopfte an der Tür zum Büro ihrer Chefin.
    »Herein.«
    »Tut mir leid, wenn ich störe, Miss Cavendish. Ich habe eine Einladung ins War Office bekommen und wollte fragen, ob Sie wissen, worum es sich handelt.«
    »Solche Fragen zu stellen steht uns nicht zu«, knurrte Miss Cavendish und hob kurz den Blick von den Aktenstapeln auf ihrem Schreibtisch. »Bestimmt wird man Ihnen in dem Gespräch alles erklären.«
    »Aber …« Connie biss sich auf die Lippe. »Ich hoffe, Sie sind mit meiner Arbeit hier zufrieden.«
    »Ja, Mrs Carruthers, das bin ich. Ich würde vorschlagen, Sie sparen sich Ihre Fragen für heute Nachmittag auf.«
    »Dann muss ich also hin?«
    »Natürlich. Wäre das alles?«
    »Ja, danke.« Connie schloss die Tür hinter sich, kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und setzte sich. Offenbar war es beschlossene Sache.
    Am Nachmittag, als sie durch das Labyrinth aus unterirdischen Gängen im Kellergeschoss des War Office geführt wurde, in dem sich das Kriegshauptquartier der britischen Regierung befand, war Connie klar, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Gespräch handeln würde. Sie wurde in einen kleinen, karg möblierten Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen gebracht.
    »Guten Tag, Mrs Carruthers. Ich bin Mr Potter.« Ein korpulenter Mann mittleren Alters erhob sich hinter dem Tisch, um ihr die Hand zu reichen. »Bitte setzen Sie sich doch.«
    »Danke.«
    »Man hat mir gesagt, dass Sie fließend Französisch sprechen. Stimmt das?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann können wir das weitere Gespräch auf Französisch führen?«
    »Ich … oui «, antwortete Connie.
    »Würden Sie mir verraten, warum Sie so gut Französisch können?«, fragte Mr Potter.
    »Meine Mutter ist Französin, und ihre Schwester, meine Tante, hat ein Haus in St. Raphaël, wo ich jeden Sommer bin.«
    »Dann lieben Sie Frankreich also?«
    »Ja. Ich fühle mich im gleichen Maße französisch wie britisch, auch wenn ich in England zur Welt gekommen bin«, erklärte sie.
    Mr Potter begutachtete Connies dichte kastanienbraune Haare, ihre braunen Augen und ihren kräftigen gallischen Knochenbau. »Ja, Sie sehen tatsächlich aus wie eine Französin. Ihrer Akte hier entnehme ich, dass Sie an der Sorbonne französische Kulturwissenschaften studiert haben?«
    »Ja, ich habe drei Jahre in Paris gelebt – und mich dort sehr wohl gefühlt«, fügte Connie mit einem Lächeln hinzu.
    »Warum sind Sie nach Abschluss Ihres Studiums nach England zurückgekehrt?«
    »Um meinen Jugendfreund zu heiraten.«
    »Aha. Ihr Wohnsitz befindet sich in Yorkshire?«
    »Ja, das Anwesen der Familie meines Mannes steht im Hochmoor von North Yorkshire. Wegen meiner Arbeit in Whitehall lebe ich momentan allerdings in unserer Londoner Wohnung. Mein Mann ist im Ausland, in Nordafrika.«
    »Er ist Hauptmann der Scots Guards?«
    »Ja. Im Augenblick leider vermisst.«
    »Das habe ich gehört. Tut mir leid für Sie. Sie haben noch keine Kinder?«, erkundigte sich Mr Potter.
    »Nein. Der Krieg ist dazwischengekommen.« Connie seufzte. »Lawrence musste ein paar Wochen nach unserer Hochzeit an die Front. Und weil ich nicht in Yorkshire Socken stricken wollte, habe ich mir eine sinnvolle Beschäftigung gesucht und bin hierhergekommen.«
    »Sind Sie Patriotin, Mrs Carruthers?«
    »Ja, Mr Potter.« Connie hob fragend eine Augenbraue.
    »Und bereit, Ihr Leben für die Länder zu geben, die Sie lieben?«
    »Wenn nötig, ja.«
    »Es heißt, Sie seien eine ausgezeichnete Schützin«, stellte Mr Potter fest.
    Connie sah ihn überrascht an. »Das würde ich nicht gerade behaupten, aber ich hatte in der Tat bereits in jungen Jahren Gelegenheit, auf dem Anwesen meines Mannes auf die Jagd zu gehen, und halte mich gern im Freien auf.«
    »Sie erfreuen sich bester Gesundheit?«
    »Ja, zum Glück.«
    »Danke, Mrs Carruthers.« Mr Potter schloss die Akte und erhob sich. »Wir melden uns. Auf Wiedersehen.«
    Er reichte Connie die Hand.
    »Danke. Auf Wiedersehen«, sagte sie, erstaunt über das abrupte Ende des Gesprächs. Sie hatte keine Ahnung, was für einen Eindruck sie gemacht hatte.
    Connie trat aus dem stickigen Kellergeschoss in die Frühlingsluft der belebten Londoner Straße. Auf dem Weg zu ihrem Büro blickte sie hinauf zu den Sperrballons, die bedrohlich am Londoner Himmel schwebten, und fragte sich, warum sie zu Mr Potter gerufen worden war.
    Drei Tage später

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