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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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spreche und mich im Land auskenne.«
    »Das Einzige, was ich in puncto Frankreich zu bieten habe, sind ein paar Cocktails auf einer Terrasse am Cap Ferrat«, gestand Venetia lachend. »Außerdem habe ich eine deutsche Oma, was bedeutet, dass ich ordentlich Deutsch kann. Angeblich ist mein Französisch auch nicht so schlecht. Ich komme von Bletchley Park … Wenn du beim MI5 gearbeitet hast, weißt du darüber Bescheid, oder?«
    »Ja«, antwortete Connie. »Enigma.«
    »Tja, das war ein großer Wurf.« Venetia stippte ihre Asche in den Kübel einer Pflanze auf dem Fensterbrett. »Anscheinend brauchen sie in Frankreich dringend Funker. Aufgrund meiner Chiffriererfahrung bin ich die Richtige.« Sie ging zu ihrem Bett und warf sich ausgestreckt darauf. »Weißt du, dass die gegenwärtige Lebenserwartung von Funkern bei etwa sechs Wochen liegt?«
    »O nein!«
    »Überrascht dich das?«, fragte Venetia. »Ein Funkgerät kann man wohl kaum in der Unterwäsche verstecken, oder?«
    Connie war erstaunt, wie lässig Venetia über dieses Thema sprach. »Hast du denn keine Angst?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass man die Nazis aufhalten muss. Meinem Vater ist es kurz vor Beginn des Kriegs gelungen, meine Oma aus Berlin herauszukriegen, aber der Rest seiner deutschen Familie ist verschwunden. Sie sind Juden«, erklärte Venetia. »Wir vermuten, dass sie in eines dieser Todeslager, über die gemunkelt wird, transportiert worden sind.« Venetia seufzte. »Deswegen tue ich alles in meiner Macht Stehende, um sie aufzuhalten. So wie ich das sehe, wird das Leben für uns erst wieder lebenswert, wenn es Hitler und seine Schergen nicht mehr gibt. Je früher, desto besser. Schade nur, dass ich mir die Haare abschneiden lassen muss.« Sie setzte sich auf und schüttelte ihre glänzende pechschwarze Mähne aus.
    »Deine Haare sind wunderschön«, stellte Connie fest. Wenn irgendwer in der Lage war, die Nazis zu überlisten, dachte sie, dann diese außergewöhnliche Frau.
    »Wie schnell sich das Leben ändern kann«, sagte Venetia, sank aufs Bett zurück und stützte den Kopf auf die Hände. »Vor vier Jahren bin ich als Debütantin in die Londoner Gesellschaft eingeführt worden. Damals war das Leben ein einziges großes Fest. Und jetzt …« Sie wandte sich Connie seufzend zu. »Du siehst ja, wo wir gelandet sind.«
    »Ja«, pflichtete Connie ihr bei. »Bist du verheiratet?«
    »I wo!« Venetia lachte. »Ich habe beschlossen, das Leben auszukosten, bevor ich mich fest binde. Sieht fast so aus, als würde ich das gerade machen. Und du?«
    »Mein Mann Lawrence ist Hauptmann der Scots Guards. Im Moment in Afrika, leider vermisst.«
    »Das tut mir leid. Schrecklich, dieser verdammte Krieg. Bestimmt taucht er wieder auf.«
    »An dieser Hoffnung muss ich mich festhalten«, erklärte Connie gefasster, als ihr zumute war.
    »Fehlt er dir?«
    »Sehr, aber ich habe mich an das Leben ohne ihn gewöhnt«, antwortete Connie. »Wie so viele Frauen, deren Männer an der Front sind.«
    »Irgendwelche Liebschaften?«, fragte Venetia mit einem wissenden Lächeln.
    »Himmel, nein! Ich würde nie … Ich meine …« Connie spürte, wie sie rot wurde. »Nein«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Natürlich nicht. Du bist ja der Typ treue Ehegattin.«
    Connie wusste nicht so genau, ob sie das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen sollte.
    »Ich bin jedenfalls froh, dass ich in den letzten vier Jahren allein war«, erklärte Venetia. »Das war ein Riesenspaß. In diesen schwierigen Zeiten lautet mein Motto: Carpe diem. Schließlich weißt du nicht, ob’s dein letzter Tag ist. Bei dem, was dir und mir bevorsteht …«, sie drückte ihre Zigarette in der Pflanzenerde aus, »… könnte das gut sein.«
    Später am Nachmittag wurden die beiden Frauen in den großen Salon gerufen, wo man ihnen Tee und Gebäck reichte und die anderen im Kurs vorstellte.
    »Wer wohl in diesem Herrenhaus gelebt hat, bevor es requiriert wurde?«, fragte Venetia Connie.
    »Ein schönes Haus«, stellte Connie fest und betrachtete die hohen Decken, den prächtigen Marmorkamin und die georgianischen Fenster, die auf eine elegante Terrasse gingen.
    »Genauso schön wie er .«
    Connie folgte Venetias Blick zu einem jungen Mann, der, ins Gespräch mit einem Ausbilder vertieft, am Kamin lehnte. »Ja, er sieht nicht schlecht aus«, pflichtete sie Venetia bei.
    »Komm, schauen wir ihn uns genauer an.«
    Venetia ging, Connie im Schlepptau, zu dem Mann hinüber und stellte sie beide

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