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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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imaginäre Schulfreundinnen, an die sie sich beide »erinnerten«. Als der Tee serviert wurde, stürzte Venetia sich auf die winzigen Sandwiches und Gebäckstücke, als hätte sie seit Wochen nichts gegessen. Connie lehnte sich mit schlechtem Gewissen zurück und beobachtete, wie Venetias Augen, durch den schweren Pony halb verdeckt, nervös hin und her huschten.
    »Köstlich«, schwärmte Venetia. »Ich habe noch einen Termin bei meiner Schneiderin in der Rue de Cambon. Möchtest du mich begleiten? Unterwegs könnten wir weiter in Erinnerungen schwelgen.«
    »Gern«, antwortete Connie.
    »Wir treffen uns im Foyer. Während du die Rechnung kommen lässt, pudere ich mir die Nase.«
    Venetia entfernte sich, und Connie winkte den Kellner heran. Nachdem sie den größten Teil des Geldes von Sektion F für den Champagner und das Gebäck hingeblättert hatte, ging Connie ins Foyer, um dort auf Venetia zu warten. Als sie schließlich erschien, hakte sie sich bei Connie unter, und sie machten sich in Richtung Rue de Cambon auf den Weg.
    »Gott sei Dank!«, seufzte Venetia draußen. »Endlich können wir reden. Da drinnen wollte ich das Risiko nicht eingehen. Man kann nie wissen, ob man beobachtet oder belauscht wird. In dieser Stadt haben die Wände tatsächlich Ohren. Das Essen hat mir gutgetan«, fügte sie hinzu. »War die erste richtige Mahlzeit seit Tagen. Wo, um Himmels willen, hast du gesteckt, Connie? Von James weiß ich, dass du mit ihm in der Lizzy nach Frankreich gekommen bist. Und dann hast du dich einfach in Luft aufgelöst!«
    »Du hast James gesehen?«, fragte Connie, die sich freute, einen bekannten Namen zu hören.
    »Ja, aber vor ein paar Tagen habe ich erfahren, dass er nicht mehr unter uns weilt, der Arme«, antwortete Venetia. »Lang hat er nicht durchgehalten. Tja, das ist nichts Ungewöhnliches.« Sie lachte grimmig.
    »Er ist tot?«, flüsterte Connie entsetzt.
    »Ja. Bitte verrat mir jetzt, wo du dich versteckt hältst. Und was machst du in dem riesigen Haus in der Rue de Varenne?«
    »Venetia, ich …« Connie seufzte, noch ziemlich erschüttert über James’ Tod. »Das ist eine lange Geschichte, die ich dir nicht erzählen kann. Ich verstehe sie selbst nicht ganz.«
    »Sehr befriedigend ist das nicht, aber wahrscheinlich muss ich es so akzeptieren. Hast du am Ende die Seiten gewechselt? Ein Freund von mir ist dir von den Tuilerien aus nach Hause gefolgt; er sagt, er hätte kurz nach dir einen Nazioffizier hineingehen sehen.«
    »Venetia, bitte. Ich kann es dir wirklich nicht erklären.«
    »Gehörst du noch zu uns oder nicht? Die Frage dürfte doch eindeutig zu beantworten sein, oder?«, drang Venetia weiter in sie.
    »Natürlich! Am Abend meiner Ankunft in Paris ist etwas geschehen, das zu meiner … gegenwärtigen Situation geführt hat. Gerade du, Venetia, müsstest verstehen, dass ich nicht darüber reden darf. Wenn der Mann, der mich an dem Abend gerettet hat, wüsste, dass ich hier bin, würde er das als Verrat interpretieren.«
    »Ach was«, murmelte Venetia. »Kontakt mit einer alten Freundin der Familie aufzunehmen ist wohl kaum Verrat.« Venetia zog sie über die Straße, nicht ohne dabei nach rechts und links zu schauen. »Con, ich brauche deine Hilfe. Du weißt bestimmt, dass das Scientist-Netzwerk zerschlagen ist. Im Moment bin ich die einzige übrige Funkerin. Ich darf mich nie zu lange an einem Ort aufhalten, damit die Deutschen meine Signale nicht orten. Vor zwei oder drei Tagen hätten sie mich fast erwischt. Sie haben die Wohnung entdeckt, aus der ich nach einem Tipp zwanzig Minuten zuvor verschwunden war. Mein Funkgerät befindet sich im Moment in einem anderen Safe House, sicher ist es dort nicht. Ich muss einen Ort finden, von dem aus ich dringende Nachrichten nach London und an andere Agenten hier senden kann. Morgen Abend geschehen wichtige Dinge, ich muss die Funksprüche absetzen. Con, weißt du, von wo aus das möglich ist?«
    »Sorry, Venetia. Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber im Moment sitze ich in der Falle. Ich habe Anweisung, mit niemandem zu sprechen, der meine Verbindung zu meinem Helfer zurückverfolgen könnte.«
    »Gütiger Himmel, Con!«, rief Venetia aus und blieb abrupt stehen. »Du bist als britische Agentin hier! Es ist mir scheißegal, wer dieser ›Helfer‹, über den du nicht reden darfst, ist, oder wie der Mann dein Hirn vernebelt hat. Aber wenn uns das morgen Abend gelingt, bleibt Tausenden von Franzosen das Schicksal erspart, in deutschen

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