Der Lavendelgarten
Dächern in pittoresken Dörfern deckte sich nicht mit diesem abweisenden, eiskalten Haus und seiner Umgebung.
Zwanzig Minuten später war Sebastian immer noch nicht zurück, und die Sache mit der Toilette wurde allmählich dringend. Emilie stand auf und ging hinaus auf den Flur, um Türen zu anderen dunklen Räumen zu öffnen. Am Ende fand sie die Toilette tatsächlich, deren riesiger Holzsitz sie an einen Thron erinnerte. Als sie wieder herauskam, hörte sie laute Stimmen. Die eine kannte sie nicht, die andere gehörte eindeutig Sebastian. Emilie verstand zwar nicht, was sie sagten, aber seine Wut war deutlich zu vernehmen.
Warum hatte sie sich nicht besser über Sebastians Welt in Yorkshire informiert, bevor sie das Flugzeug nach England bestieg? Die zwei Wochen seit seinem Heiratsantrag waren mit so vielen Aktivitäten gefüllt gewesen, dass sie wie im Flug vergingen. Und sie hatten sich eher über die faszinierende Vergangenheit ihrer Vorfahren als über ihre gemeinsame Zukunft unterhalten.
In Paris hatte Emilie ihm alles berichtet, was ihr in Gassin von Jacques erzählt worden war.
»Was für eine Geschichte«, hatte Sebastian geseufzt. »Und das scheint erst der Anfang zu sein. Wann folgt die Fortsetzung?«
»Wenn ich wieder dort bin, um die Bücher aus der Bibliothek einzulagern. Ich glaube, das Erzählen hat Jacques emotional sehr angestrengt«, erklärte Emilie.
»Das kann ich mir vorstellen.« Sebastian hatte sie in den Arm genommen. »Aber durch die Wiedervereinigung unserer Familien haben sich angenehme synergetische Effekte ergeben.«
Emilies Finger wanderten zu der cremefarbenen Perlenkette an ihrem Hals, die früher ihrer Mutter gehört hatte, und sie musste an den Morgen ihres Hochzeitstages denken, als Sebastian sie ihr geschenkt hatte.
»Ich hab sie bei der Auktion für dich zurückgekauft, Schatz«, hatte er erklärt, sie ihr angelegt und sie geküsst. »Macht es dir wirklich nichts aus, dass es nur eine kleine Feier wird? Das ist eigentlich nicht der richtige Rahmen für die Hochzeit der letzten de la Martinières. Bestimmt war bei der Trauung deiner Eltern halb Paris da.«
»Ja, und aus genau diesem Grund freue ich mich, im kleinen Kreis zu heiraten«, hatte Emilie ganz ehrlich geantwortet, der die Vorstellung, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, Unbehagen bereitete.
Nach der eigentlichen Zeremonie, bei der Gerard und ein Pariser Kunsthändlerfreund Sebastians die Trauzeugen gemacht hatten, waren sie alle von Gerard zum Mittagessen eingeladen worden. »Das ist das Mindeste, was Ihre Eltern sich für Sie gewünscht hätten, Emilie«, hatte er erklärt, das Glas auf ihre Gesundheit und ihr Glück erhoben und sie nach ihren Plänen gefragt. Emilie hatte ihm geantwortet, sie wolle in der Zeit, in der das Château renoviert werde, bei Sebastian in England bleiben. Beim Verlassen des Ritz hatte Gerard sie gebeten, ihn auf dem Laufenden zu halten.
»Sie wissen, wo Sie mich finden, wenn Sie Hilfe brauchen, Emilie.«
»Danke, Gerard, sehr freundlich.«
»Und bitte vergessen Sie nicht, Emilie, dass das Château, der Erlös des Pariser Hauses und der Name de la Martinières nach wie vor Ihnen gehören, auch wenn Sie verheiratet sind. Ich würde mich gern in naher Zukunft mit Ihnen und Ihrem Mann über Ihre Finanzen unterhalten.«
»Sebastian erklärt mir alles, was ich wissen muss«, hatte Emilie entgegnet. »Er ist einfach wunderbar, Gerard. Ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft.«
»Da stimme ich Ihnen zu, aber trotzdem ist es sinnvoll, auch innerhalb der Ehe Eigenständigkeit zu bewahren. Besonders finanziell«, hatte er hinzugefügt, bevor er sich mit einem Handkuss von Emilie verabschiedete.
Als Emilie bereits zahllose alte Ausgaben von Horse and Hound durchgeblättert hatte, betrat Sebastian endlich gleichermaßen wütend und zerknirscht den Raum.
»Tut mir wirklich leid, Schatz. Ich musste noch ein paar Dinge regeln. Möchtest du einen Tee? Ich könnte jedenfalls einen vertragen«, erklärte er seufzend und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
»Was ist denn los?«, fragte Emilie und trat zu ihm.
Er nahm sie in den Arm.
»Ach, nichts Ungewöhnliches, jedenfalls nicht für dieses Haus«, antwortete er. »Ich hatte recht. Mrs Erskine hat gekündigt und geschworen, nie wiederzukommen. Natürlich kommt sie wieder. Das tut sie immer.«
»Warum ist sie gegangen?«
»Das erkläre ich dir bei einer Tasse Tee, Emilie.«
Als sie mit dem heißen Tee bequem auf großen Kissen
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