Der Lavendelgarten
Résistance, kommt. Wenn das dein Beschützer sein sollte, Schätzchen, kann ich verstehen, warum London deine vielversprechende Agentenkarriere auf Eis legen musste, als du unter den Augen der Gestapo bei ihm aufgetaucht bist. Aber jetzt muss ich los.« Venetia stand auf. »Ich sage dir noch, wo und wann das Treffen am Donnerstag stattfindet. Also: Halt die Ohren steif, und bis bald hier.«
22
Am Donnerstag wartete Connie wie vereinbart in den Tuilerien, doch Venetia tauchte nicht auf.
Erst vier Tage später näherte sie sich auf dem Rad, wurde, ohne Connie eines Blicks zu würdigen, kurz langsamer und flüsterte: »Café de la Paix, neuntes Arrondissement, heute Abend neun Uhr.« Dann radelte sie in normaler Geschwindigkeit weiter.
In den folgenden Stunden überlegte Connie, wie sie sich aus dem Haus stehlen könnte. Eines stand fest: Édouard würde sie am Abend nicht ohne Begleitung hinauslassen. Am Ende beschloss sie, nach dem Essen Kopfschmerzen vorzutäuschen und sich in ihr Zimmer zurückzuziehen. Später, wenn Édouard in seinem Arbeitszimmer saß, würde sie das Haus über die Küche und den Keller verlassen, der aufgrund des verlorenen Schlüssels nach wie vor unverschlossen war.
Als sie am Abend vom Tisch aufstanden, klingelte es. Sarah ging an die Tür. Kurz darauf kam sie zurück.
»Oberst Falk von Wehndorf für Sie, Madame Constance. Er wartet im Salon.«
Obwohl Connie eher zum Weinen zumute gewesen wäre, betrat sie den Salon mit einem strahlenden Lächeln.
»Guten Abend, Herr Falk. Wie geht es Ihnen?«
»Gut, aber Sie und Ihre Schönheit haben mir in den letzten Tagen gefehlt. Ich wollte fragen, ob Sie mir später die Freude machen würden, mit mir tanzen zu gehen.«
Als Connie eine Entschuldigung murmeln wollte, schüttelte Falk den Kopf und legte einen Finger an die Lippen.
»Nein, Fräulein, Sie haben mir schon zu oft einen Korb gegeben. Heute Abend dulde ich keinen Widerspruch. Ich hole Sie um zehn Uhr ab.« An der Tür hielt Falk inne. »Ich gehe davon aus, dass ich besonders gute Laune haben werde. Meine Offiziere haben heute Abend eine sehr wichtige Verabredung im Café de la Paix.« Er lächelte. »Bis später, Fräulein.«
Connie sah ihm entsetzt und mit wild klopfendem Herzen nach. Das war der Ort, den Venetia ihr genannt hatte. Sie musste Venetia warnen. Connie hastete nach oben, um ihren Hut zu holen, lief wieder hinunter und zur Tür. Als sie bereits mit einem Fuß über der Schwelle war, packte eine Hand sie am Arm.
»Constance, wo wollen Sie um diese Uhrzeit so eilig hin?«
Sie wandte sich Édouard voller Panik zu. »Es geht um Leben und Tod! Bitte, Sie verstehen das nicht!«
»Kommen Sie, wir unterhalten uns in der Bibliothek. Sagen Sie mir dort, was Sie so aus der Fassung gebracht hat.« Er zog sie in den Eingangsbereich zurück und schloss die Tür hinter ihnen.
»Bitte«, flehte Connie, »ich bin nicht Ihre Gefangene! Sie können mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten. Ich muss weg, sonst ist es vielleicht zu spät!«
»Constance, Sie sind in der Tat nicht meine Gefangene, aber ich kann nicht riskieren, Sie hinauszulassen, ohne zu wissen, wohin Sie wollen. Entweder Sie verraten es mir, oder ich sehe mich tatsächlich gezwungen, Sie in Ihrem Zimmer einzusperren. Glauben Sie etwa, Ihre Aktivitäten, zum Beispiel Ihr Treffen mit einer ›Freundin‹ im Ritz, sind mir verborgen geblieben?«, fragte Édouard mit grimmiger Miene. »Ich habe Ihnen mehrfach gesagt, dass niemals eine Verbindung zwischen der Résistance und diesem Haus bekannt werden darf.«
»Ja«, gab Connie, erstaunt darüber, dass er Bescheid wusste, zu. »Die Frau, mit der ich mich im Ritz getroffen habe, ist in England mit mir ausgebildet worden. Sie hat mich um Hilfe gebeten. Wir sind befreundet, ich konnte ihr diese Bitte nicht abschlagen.«
»Und wo wollen Sie jetzt hin?«, wiederholte Édouard.
»Am Nachmittag hat meine Freundin mir mitgeteilt, dass ihr Netzwerk sich heute Abend um neun Uhr im Café de la Paix trifft. Falk weiß davon, das hat er mir gerade gesagt. Die Gestapo wird sie dort erwarten. Ich muss sie warnen, Édouard. Bitte«, flehte Connie, »lassen Sie mich gehen!«
»Nein, Constance! Ihnen dürfte klar sein, dass ich das nicht kann. Wir wissen, welche Folgen Ihre Verhaftung für diesen Haushalt hätte.«
»Aber ich kann nicht untätig hier sitzen, während sie in die tödliche Falle tappt! Tut mir leid, Édouard, ich muss sie warnen.« Connie ging entschlossenen
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