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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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abgestandener Geruch nach Gauloises und, soweit Connie das beurteilen konnte, keine verschobenen Möbel. Bisher war es auch nicht zu Vergeltungsaktionen gekommen, die erfahrungsgemäß schnell erfolgten. Wenn die Deutschen ein Funksignal aus der Gegend aufgefangen hätten, wären sofortige Hausdurchsuchungen die Folge gewesen, weil bekannt war, dass Funker häufig den Ort wechselten.
    Um halb sieben betrat Connie wie gewünscht den Salon. Sarah führte die in ihrem neuen fliederfarbenen Cocktailkleid atemberaubend schöne Sophia herein und zu einem Stuhl.
    Connie fiel auf, dass sie plötzlich viel erwachsener wirkte. Nun war sie eine strahlend schöne Frau in der Blüte ihrer Jugend.
    Édouard gesellte sich erholt und entspannt, wieder ganz der unbeschwerte Alte, zu ihnen, begrüßte seine Schwester mit einem Kuss, machte ihr ein Kompliment und wandte sich den Gästen zu, der üblichen Mischung aus französischem Großbürgertum, Offiziellen des Vichy-Regimes und Deutschen.
    Um halb acht waren alle bis auf Falk da, der von seinem Bruder Frederik ausrichten ließ, er werde später kommen.
    »Gestern Nacht ist im STO -Büro in der Rue des Francs-Bourgeois eingebrochen worden«, erklärte Frederik. »Leute von der Résistance haben fünfundsechzigtausend Akten gestohlen. Verständlicherweise freut das meinen Bruder nicht besonders.«
    Connie kannte das STO -Programm von ihrer SOE -Ausbildung. Dabei handelte es sich um ein Register junger Franzosen mit mehreren Hunderttausend Namen, von denen immer wieder Gruppen nach Deutschland geschickt wurden, um in Munitionsfabriken oder am Fließband zu arbeiten. Diese Deportationen riefen wachsenden Protest seitens der französischen Bevölkerung hervor und machten die Vichy-Regierung ausgesprochen unbeliebt. Das STO -Programm brachte viele bis dahin gesetzestreue französische Bürger dazu, sich der Résistance anzuschließen. Connie kaschierte ihre Freude über die gelungene Aktion und die Rolle, die Venetia dabei gespielt hatte, Frederik gegenüber mit einem sorgenvollen Ausdruck.
    »Natürlich wird es einen Vergeltungsschlag geben«, erklärte ein hochrangiger Vichy-Offizieller. »Wir werden unerbittlich gegen die Rebellen vorgehen, die unser Land spalten wollen.«
    Als im Salon Kaffee und Brandy gereicht wurden, klingelte es. Wenig später betrat Falk den Raum.
    »Ich muss mich entschuldigen, Édouard. Feinde unseres Regimes haben mich aufgehalten.«
    Édouard schenkte ihm einen Brandy ein. Connie fiel auf, wie hart Falks Gesicht wirkte, und dass seine Augen funkelten. Connie straffte die Schultern.
    »Fräulein Constance, wie geht es Ihnen?«
    »Gut, danke, Falk. Und Ihnen?«
    »Sie haben sicher gehört, dass es Probleme mit der Résistance gegeben hat. Die Verantwortlichen kommen nicht ungeschoren davon, das verspreche ich Ihnen. Aber genug von der Arbeit. Jetzt möchte ich mich entspannen.« Er strich Connie über die Wange.
    Seine Berührung fühlte sich an wie Eiswasser.
    »Fräulein Constance …«
    Da eilte Édouard ihr zu Hilfe. »Es gab also Probleme«, unterbach er Falk.
    »Ja. Doch die Übeltäter werden gefasst und ihrer gerechten Strafe zugeführt. Wir haben bereits Informationen von französischen Bürgern, die nicht mit der Résistance kooperieren, und vermuten, dass sie von diesem Viertel aus agiert. Vorgestern Nacht haben wir ein sehr starkes Signal aus dieser Straße aufgefangen. Die Häuser Ihrer Nachbarn wurden sofort durchsucht, ohne dass wir etwas gefunden hätten. Meine Leute wissen natürlich, dass sie Sie nicht behelligen dürfen«, erklärte Falk.
    Connie gefror das Blut in den Adern, während Édouard aufrichtig überrascht wirkte. »Woher mag das Signal gekommen sein?«, fragte er. »Für meine Nachbarn lege ich die Hand ins Feuer.«
    »Bruder«, mischte Frederik sich plötzlich in ihr Gespräch ein. »Wenn das vorletzte Nacht war, habe ich vielleicht eine Erklärung. An diesem Abend habe ich Mademoiselle Sophia besucht, die gern Musik hören wollte. Leider funktionierte das Grammophon nicht. Da hat sie erwähnt, dass es im Haus ein Radio gibt. Natürlich verwendet sie es normalerweise nicht, denn sie weiß, dass das verboten ist«, fügte Frederik hastig hinzu. »Aber weil ich ihr eine Freude machen wollte, habe ich es eingeschaltet und einen Sender mit klassischer Musik für sie gesucht.« Frederik seufzte schuldbewusst. »An der Verwirrung könnte also ich schuld sein. Tut mir leid, Falk. Ich kann dir versichern, dass dieses Haus an jenem Abend

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