Der Leberwurst-Mörder
Lachtränen! Es macht mich glücklich, sie so ausgelassen und fröhlich zu sehen!
Nachher sitzen wir, die Freundinnen mit uns Hunden, auf der Couch. Die Katzen sind zu zweit plötzlich viel mutiger. Sie toben durchs Haus und spielen fangen. Die Stimmung ist gelöst. Ich freue mich, dass ich ein gutes Werk getan habe, und genieße es, wenn Mara und Jule mir immer wieder den Kopf streicheln und mit dieser gespielten Entrüstung sagen: »Rika, dein Fressi gibt’s drinnen!«
»Doch wie geht’s nun weiter mit Schmerbauch, der in Wirklichkeit Liane heißt? Die eine Frau von Mitte vierzig ist, mit tiefer, rauchiger Stimme. Sich als Philipp ausgegeben und auf meinen Anrufbeantworter gesprochen hat.« Jule kommt wieder auf das Thema zurück, weswegen wir gerade hier sind und nicht auf dem Land.
»Hast du das Foto gesehen?« Mara schaut Jule fragend an, und plötzlich werden beide wieder ernst.
»Klar, an der Wand«, bestätigt Jule. »Da stand
Unser Team
und darunter die Namen: Sie heißt Liane Eichenbaum.«
Das Foto hätte ich mir auch zu gern angeschaut, um zu wissen, mit wem ich es zu tun habe.
»Die Frau mit den wilden roten Locken, das war sie. Der Name Eichenbaum, dazu noch Liane, das passt ja wirklich«, sagt Jule grinsend.
Ah ja, wilde rote Locken, das muss ich mir merken.
»Hihi – Jule Eichenbaum!« Mara fängt schon wieder an zu kichern.
»Blödi«, kichert Jule zurück. »Du hast dir doch auch Hoffnungen auf diesen Manuel gemacht. Wolltest wohl auch ’ne Eichenbaum werden.« Dabei holt sie das große Telefonbuch unter dem Tisch hervor und blättert suchend darin herum. »Ehrmann ... Eibinger ... Eichenbaum, L.!«
Aufgeregt wendet sie den Kopf zu Mara: »Das muss sie sein! Turmstraße 23. Ich weiß, wo das ist.«
Die beiden sind sich einig, dass sie Liane Eichenbaum überraschen und zur Rede stellen wollen. Da sie heute frei hat, stehen die Chancen gut, dass Mara und Liane diese Frau zu Hause antreffen.
Wenig später sind wir bereits wieder in der üblichen Sitzordnung mit Maras Auto unterwegs. Diesmal ans andere Ende der Altstadt – in die Turmstraße. Mara hält Ausschau nach einem Schattenparkplatz, damit wir Tiere es nicht zu heiß im Auto haben.
Doch warum muss sie ausgerechnet vor einer Metzgerei parken? Bei diesen verlockenden Düften fällt es mir schwer, mich auf unsere Suche zu konzentrieren, und ich hoffe, nicht allzu lange mit Flocke und den beiden Katzenkindern hier im Auto warten zu müssen. Da geschieht ein kleines Wunder. Jule öffnet die Heckklappe und nimmt mich an die Leine.
Hurra, ich darf mit! Schwanzwedelnd und fragend zugleich schaue ich sie an und halte dabei den Kopf schief.
Liane Eichenbaum wohnt in einem alten, hohen Fachwerkhaus. Es riecht sehr interessant. Hier sind schon viele, viele Menschen gewesen und haben ihre Spuren hinterlassen. Im Erdgeschoss ist ein kleiner Laden, der bunte Tücher, seidene Kissen und lauter seltsame Figuren und Lampen anbietet.
Im Hausflur riecht es sehr stark nach Katze. Darum bin ich mir sicher, dass wir auf der richtigen Spur sind. Eine schmale Treppe führt hinauf. Wir laufen wirklich bis ganz nach oben, denn Liane wohnt im Dachgeschoss. Hier ist der Katzengeruch noch viel intensiver. Neben der einzigen Tür hängt ein Klingelschild, auf dem kein Name geschrieben steht, sondern ein Eichenbaum gemalt ist. Sehr schön, das kann sogar ich lesen.
»Sehr originell«, bemerkt Mara und drückt auf den Klingelknopf. Wir hören es hinter der Tür läuten, einmal, zweimal, dreimal. Mehr passiert nicht. Niemand öffnet uns.
»Mist!« Jule schiebt enttäuscht die Unterlippe vor. »Ich hätte so gern ihr Gesicht gesehen, wenn wir ihr auf den Kopf zusagen, dass sie die Katzen vor unsere Türen gesetzt hat.«
»Vielleicht weiß unten im Laden jemand, wo Liane ist oder wann sie wiederkommt«, gibt Mara sich optimistisch. »Ansonsten ist morgen auch noch ein Tag.«
Als wir den Laden betreten, werden Mara und Jule sofort von einer kleinen alten Dame mit winzigen grauen Löckchen begrüßt. Sie trägt ein dunkles Wollkostüm, das an den Ärmeln und am Rocksaum mit kleinen Eulen bestickt ist, die mit großen Augen in die Welt gucken. Das sieht lustig aus. Die Dame stellt sich als Fräulein Kossmehl vor, streicht mir sanft über den Kopf und fragt: »Wie heißt sie denn?«
Oh, ich mag alte Damen, die mir liebevolle Aufmerksamkeit schenken!
Fräulein Kossmehl freut sich sehr über unseren Besuch und sagt: »Tierfreunde sind bei mir immer
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