Der Leberwurst-Mörder
herzlich willkommen. Nehmen Sie doch Platz.« Und, noch besser: »Schauen Sie sich um in meiner kleinen Galerie. Darf ich Ihnen einen Tee anbieten? Und für die Hundedame ein Schälchen Wasser?«
Ich wedele voller Freude über so viel Beachtung mit dem Schwanz und lasse Fräulein Kossmehl nicht mehr aus den Augen. Auch Jule und Mara gefällt es hier, sie bestaunen die ausgestellten Waren und machen sich immer wieder gegenseitig auf neue Entdeckungen aufmerksam.
Die alte Dame erklärt ihnen freundlich, dass dies eigentlich kein Laden, sondern eher eine Galerie für Tierfreunde sei. Und wirklich, jedes einzelne Stück hat etwas mit Tieren zu tun. Die seidenen Kissen sind bestickt mit Hunden, Katzen oder Pferden. Es gibt eine Lampe, die zunächst ganz unscheinbar aussieht und einen kleinen Schalter an der Seite hat. Jule spielt aus Neugier daran herum, worauf die Lampe plötzlich aufleuchtet wie der Vollmond, der von Vogelschwärmen umkreist wird. Aus Stein gehauene kleine Löwen stehen friedlich neben hölzernen Rehen im Regal.
Als Jule endlich nach Liane fragt, weiß Fräulein Kossmehl nur Gutes über sie zu berichten. Ja, sie schwärmt regelrecht von ihr. »Die Liane ist eine gute Seele. So lieb zu den Tieren. Im Tierheim kümmert sie sich rührend um all die armen Geschöpfe. Ja, sie bringt es immer wieder fertig, ein neues Zuhause für so ein von Gott geschaffenes Wesen zu finden.«
Ich sehe, wie Mara den Mund öffnet, um etwas zu sagen, doch Jule knufft sie vorsichtig in die Seite, und Mara bleibt zum Glück still.
»Liane hat dieses Wochenende frei. Sicherlich ist sie wieder unterwegs und sucht liebevolle Menschen, die bereit sind, ein armes Tier bei sich aufzunehmen. Da ich auch hier im Haus wohne, schau ich dann immer mal nach ihren Katzen. Ach, Katzen sind die dankbarsten Geschöpfe«, fährt die alte Dame fort. »Und«, mit einem Seitenblick auf mich, »Hunde natürlich auch. Was wollen Sie denn von Liane?«
»Och, es geht um eine Katze«, mogelt sich Mara ein wenig um die Wahrheit herum.
Fräulein Kossmehl ist hellauf begeistert: »Sie hätten auch gern eine Katze? Das ist ja wunderbar, da sind Sie bei Liane und mir genau richtig!« Sie klatscht vor Begeisterung in die Hände. »Ganz sicher können wir etwas für Sie tun. Ich selbst sammle ja die Findelkinder ein, müssen Sie wissen. Kaum zu glauben, von wo ich die Kleinen schon gerettet habe. Vor zwei Wochen lagen in der stillgelegten Fabrik tatsächlich fünf Katzenkinder in einem alten Heizkessel.«
Dann war sie es also, die Willy, Frieda und deren Geschwister gefunden hat. Doch es scheint, als wüsste die alte Dame nicht, auf welche Weise Liane die Katzen bei Tierfreundinnen einquartiert. Und Mara und Jule erzählen es ihr auch nicht, zumindest heute noch nicht. Ich vermute, sie wollen erst mit Liane sprechen und von ihr erfahren, warum sie solche Tricks anwendet, um die Katzen unterzubringen. Ein schlechter Mensch scheint Liane nicht zu sein, da wir von allen nur Gutes über sie hören.
Bevor wir gehen, kauft Jule noch einen kleinen Seehund aus Jade. Sie liebt Seehunde, weil sie so putzig sind. Na, ich bin froh, dass diese Tiere nicht im Haus gehalten werden können! Sonst hätte Jule sich womöglich einen Seehund geholt und nicht mich. Die beiden Freundinnen verabschieden sich von der alten Dame und versprechen, am Sonntagabend wiederzukommen.
Den Rest des Wochenendes verbringen wir dann, wie gewohnt, ganz entspannt bei Mara auf dem Land. Wir sind fast nur draußen. Endlich habe ich Zeit, über die große Wiese zu toben, Schwalbenschatten zu jagen und mich abwechselnd von Mara und Jule kraulen zu lassen. Warum jeder Mensch zwei Hände hat, ist mir in diesen kuscheligen Momenten völlig klar – damit sie einem Hund den Bauch und den Hals gleichzeitig streicheln können. So habe ich es am liebsten, und wenn ich könnte, würde ich dabei ähnlich schnurrende Wohlfühllaute von mir geben, wie die Katzen es tun, wenn es ihnen so richtig gut geht. Willy und Frieda wechseln vom im Gras spielen über gestreichelt werden zum im Gras schlafen
.
In der Nacht kriechen sie zu mir ins Körbchen und kuscheln sich ganz dicht an meinen Hundebauch. Ah ... das fühlt sich gut an!
Am Sonntag ziehen nach unserem späten Gartenfrühstück dunkle Wolken auf, und gegen Mittag gibt es ein heftiges Gewitter. Die Katzenkinder fürchten sich vor dem Donner und kommen schon wieder zu mir ins Körbchen gekrochen. Ich fühle mich langsam wirklich wie ihre
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