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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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könne ER sie immer noch hören.
    »Wer?« Mara sieht sie entgeistert an und legt dabei das Handy auf den Tisch.
    »Na warte.« Schon hält Jule das Telefon in der linken Hand, drückt auf Wahlwiederholung und den Lautsprecher und dann – nichts. Es klingelt am anderen Ende, aber niemand hebt ab. Nach dem fünften Klingeln schaltet sich ein Anrufbeantworter ein und eine Stimme – nein, DIE Stimme – meldet sich: »Tierheim am Stadtgraben, leider rufen Sie außerhalb der Öffnungszeiten an. Unsere Öffnungszeiten sind ...«
    Ganz blass um die Nasenspitze lässt Jule die Hand mit dem Telefon sinken. Ich setze Willy vorsichtig zurück ins Gras und lecke Jule die rechte Hand, um sie zu trösten. Während sie mir geistesabwesend den Kopf streichelt, schaut sie ihre Freundin an, und ich erkenne, dass ihre Gedanken Purzelbäume schlagen. Dann knuddelt sie mich plötzlich mit beiden Händen und lobt mich: »Brav, Rika. Sogar du hast ihn erkannt, stimmt’s? Das wolltest du mir eben sagen.«
    Nun wendet sie sich wieder Mara zu: »Das war die Stimme von Philipp. Also Schmerbauch. Jetzt haben wir ihn!« Jules Kampfgeist ist erwacht, es sprudelt nur so aus ihr heraus: »Dieser Schuft! Hat wohl im Tierheim nicht genug Platz für kleine Katzen und stellt sie ahnungslosen Frauen vor die Tür!« Ich mag es, wenn Jule wütend ist, denn so findet sie meist eine Lösung. Viel schlimmer ist es, wenn sie traurig ist, dann fällt ihr gar nichts ein, und ich muss sie trösten.
    »Wie? Du meinst, der zieht die ganze Show mit dem Onlinedating nur ab, um seine Katzen loszuwerden?« Mara ist nun auch wütend. »Wie mies ist das denn? Frauenverarscher aus Tierliebe, oder was?«
    Nun wird Kriegsrat gehalten. Das Tierheim wird erst morgen früh wieder geöffnet. Dann wollen die beiden mit Maras Auto in die Stadt fahren und diesem Schmerbauch
die Hölle heißmachen,
wie sie es nennen.
    Au fein, darauf freue ich mich. Seit Jule mich vor sieben Jahren aus genau diesem Tierheim geholt hat, gehen wir viel zu selten auf Besuch dort hin. Ich glaube, Jule hat Angst, dass sie sich dann in ein weiteres armes Tier ohne Zuhause verlieben könnte, und dafür ist unser Häuschen nun wirklich zu klein. Im Tierheim ist viel mehr Platz. Der alte, lang gestreckte Flachbau war früher eine Kegelbahn. Heute bröckelt außen der graue Putz ab und hat dadurch die Fassade mit seltsamen Mustern überzogen. Die erinnern mich immer an ein großes, löchriges Stück Käse, wie Jule es manchmal auf dem Markt kauft.
    Drinnen gibt es viele Zwinger, ein Katzenzimmer und ein Welpenzimmer mit Wärmelampen, ein Futterlager, das Büro, einen Waschraum und weitere Zimmer, in denen manchmal Exoten untergebracht werden. In der kurzen Zeit, in der das Tierheim mein Zuhause war, lebte dort für eine Weile eine kluge Dohle, die jemand mit verletztem Flügel gefunden hatte. Den Tag, als sie geheilt davonfliegen durfte, werde ich nie vergessen. Damals träumte ich davon, auch einfach in den Himmel hinaufzusteigen, um zu lieben Menschen zu fliegen. »Seht nur, da kommt Rika, der fliegende Superhund! Sie soll es gut bei uns haben. Holt ein weiches Kissen, damit sie darauf landen kann. Bringt ein leckeres Leberwurstbrot, dass sie sich satt fressen kann. Und streichelt sie, kommt alle her und streichelt sie.«
    Heute lächele ich über meine damaligen Fantasien. Kein Tier möchte wirklich im Heim leben, jeder Insasse wartet und hofft, dass eines Tages ein freundlicher Mensch hereinkommt, lächelnd mit dem Finger auf ihn deutet und ruft: »Dich will ich!«
    Da das Tierheimgelände an das hintere Ende des Stadtparks grenzt, laufe ich manchmal schnell zum Zaun, sage
Hallo!
und schaue, wer immer noch da und wer neu hinzugekommen ist. Mein alter Freund Nino war schon im Heim, als ich dort hinkam, er gehört quasi zum Inventar. Er lebte als junger Hund bei schlimmen Menschen, bis er gerettet wurde. Nino ist blind und läuft hinkend auf drei Beinen, darum wollte ihn wohl niemand haben. Ich muss unbedingt zu ihm und ihn fragen, was er über Schmerbauch weiß.

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    Kapitel 3
Schmerbauch
     
    Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne, es ist warm, und wir sitzen alle unter dem Apfelbaum. Es hat einen großen Vorteil, bei Mara draußen zu frühstücken! Ab und zu fällt, natürlich ganz zufällig und aus Versehen, ein Zipfelchen Wurst oder ein Würfelchen Käse unter den Tisch ins Gras. Ansonsten sind sich die beiden Freundinnen einig, dass Hunde nichts vom Tisch bekommen sollen. Na ja, ich

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