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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Schiff hinfällig machte, wurden die baufälligen Gebäude zu Frachtanlagen umgebaut. Und als dieser Wirtschaftszweig ein Jahrzehnt später in die Häfen von New Jersey übersiedelte, verkamen die einstmals eindrucksvollen Piers zu Lagerhäusern, Autoabstellplätzen und Reparaturwerkstätten für Kanalisations- und Müllautos.
    1995, nach mehrjähriger Arbeit an einem Entwurf von drei cleveren Bauunternehmern, wurden die vier noch existierenden Piers – Nummer 59 bis 62 – mit einem Aufwand von einhundert Millionen Dollar in ein spektakuläres Erholungszentrum umgebaut. Neben anderen Freizeitattraktionen standen an den Piers Golfanlagen, Schlagkäfige, Rollschuhbahnen, Bowlingbahnen, ein Reitzentrum und eine Marina, die Yachten wie die von Graham Hoyt aufnehmen konnte, zur Verfügung.
    »Lass uns beim Boot anfangen. Jemand von der Mannschaft wird wissen, wo Hoyt und der Junge sind«, sagte ich.
    Wir gingen die Promenade südlich des Golfclubs entlang und suchten unter den in der Marina liegenden Yachten nach der Pirate . Vom Wasser wehte eine warme Brise, und obwohl es leicht aufgewühlt war, war es tiefblau und klar. Auf dem Fluss waren unzählige Boote und Pendlerfähren unterwegs.
    Graham Hoyt sah uns als Erster. Er kam von einem der Parkplätze hinter uns. »Fällt das Wasser auch in Ihren Zuständigkeitsbereich, Detective?«
    »Aye, aye, Cap – was brauchen Sie?«
    »Ich bin vor zwanzig Minuten hier weg, um Ms. Taggart zum Auto zu bringen und ihr ein paar Fragen zu beantworten. Ich hätte schwören können, dass ich ein dreißig Meter langes Boot hier liegen hatte.« Er zeigte auf eine Stelle am Ende des Docks. »Schwerer Diebstahl, glaube ich.«
    Der kleine Tender, die Rebecca , war angetäut, aber der Slip für das größere Schiff war leer.
    »Meinen Sie das im Ernst?«, fragte ich.
    »Entweder das oder die Mannschaft hat gemeutert. Vielleicht bin ich auf dem Weg hier runter vom Vineyard zu hart mit ihnen umgesprungen.«
    Er lachte, also war klar, dass sich niemand mit dem Boot aus dem Staub gemacht hatte.
    »Wo ist der Junge, Mr. Hoyt?«, fragte Mike.
    »Jenna hat ihn in eine der Sporthallen mitgenommen. Todd, unser Erster Maat, wollte ein paar Bälle mit ihm schlagen, einfach nur mit ihm spielen und Spaß haben, wie es sich für einen Jungen gehört. Der Captain hat wohl beschlossen, in der Zwischenzeit eine Spritztour zu machen. Wollen Sie mich begleiten und Dulles und meine Frau kennen lernen?«
    »Gern.«
    Auf Mikes Vorschlag gingen wir so zurück, wie wir gekommen waren. »Die Schlagkäfige sind oben zwischen den ersten beiden Piers. Dort gibt es Basketballkörbe, Baseball- und Turnausrüstung. Siebentausendvierhundert Quadratmeter. Das reinste Paradies für einen Jungen. Das war eine gute Idee von Ihnen. Sind Sie schon mal hier gewesen?«
    Hoyt schüttelte den Kopf. »Nur in der Marina.«
    Mike war unser Tourguide. »Das ist das Gebäude, wo die ganzen TV-Shows gedreht werden, Sie wissen schon, zum Beispiel –«
    »Graham!«
    Eine Frau schrie aus voller Kehle Hoyts Namen. Wir blickten uns zweimal um, konnten sie aber in den Horden von Jugendlichen, die am Wochenende die Piers überrannten, nicht entdecken.
    »Jenna – was ist los?«
    Ich drehte mich um und sah eine zierliche Frau in T-Shirt, Baumwollhose und Turnschuhen auf Hoyt zulaufen. Tränen liefen über ihr schmerzverzerrtes Gesicht.
    »Was ist los?«, sagte er und packte sie an den Armen, um sie zu beruhigen. »Ist was mit Dulles? Wo ist er?«
    Sie holte tief Luft und versuchte zu sprechen. »Es geht ihm gut. Aber es war schrecklich, ganz fürchterlich.«
    Je mehr sie sich Mühe gab zu sprechen, desto mehr weinte sie.
    »Sag mir, was los ist«, sagte Hoyt streng, jedes Wort einzeln zwischen den Zähnen hervorpressend.
    »Mrs. Hoyt«, sagte ich und versuchte es auf die sanftere Tour, indem ich ihr den Arm um die Schulter legte und ihre Hand nahm. »Bitte sagen Sie uns –«
    Sie ignorierte mich und wandte sich an ihren Mann. »Es war Andrew. Er war wütend, weil sein Treffen heute Vormittag mit Dulles so abrupt abgebrochen wurde.«
    Sie hielt wieder inne und holte tief Luft.
    »Verdammt«, sagte Graham. »Er kann den Jungen einfach nicht in Ruhe lassen.«
    »Andrew ist ihnen hierher gefolgt. Wie konnte diese Taggart nur so dumm sein?«, sagte Mrs. Hoyt. Ihre Wut war jetzt stärker als ihre Tränen. »Sie hat ihn direkt zu uns geführt.«
    »Hat Andrew ihm irgendetwas angetan? Ist er Dulles zu nahe gekommen?«
    »Nein, das nicht. Aber

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