Der Leichenkeller
Ich konnte den Typen ziemlich gut sehen, und ja, es war Peter Robelon.«
»Hier spricht Mercer Wallace. Haben Sie mich angerufen?« Er hatte sich gegen Mikes Auto gelehnt. Jetzt richtete er sich auf und reckte den Daumen empor. »Natürlich habe ich Zeit, Ihnen zu helfen, Mrs. Gatts. Nein, nein, ich kann es Ihnen nicht verdenken, dass Sie nicht mit dem Detective sprechen wollen. Ja, natürlich. Sicher.«
»Welche Streicheleinheiten holt er sich denn jetzt von diesem Pommespanzer?«, fragte Mike.
»Der Wettschuppen an der Ecke 118. und Pleasant? Bleiben Sie in Ihrer Wohnung. Ich kümmere mich drum.«
»Was ist los?«
»Bessemer ist wieder da«, sagte Wallace und schlug mit der Faust aufs Autodach. »Komm schon, schließ dein Batmobil auf und fahr mich rüber zur 118ten. Kevin Bessemer ist gerade aufgetaucht, total zugedröhnt und auf der Suche nach Stoff und der üblichen Nummer. Früher oder später kriegen sie alle Sehnsucht nach ihrem alten Revier.«
»He, Blondie. Setz dich nach hinten und schnall dich an. Und keinen Pieps. Vielleicht kann Kevin dir sagen, welcher Geldsack hinter dieser ganzen Sache steckt und wer Helena Lisi für Tiffany angeheuert hat.«
Mike holte das Blaulicht unter dem Sitz hervor und stellte es aufs Armaturenbrett. Dann testete er die Sirene, bevor er aus der Parklücke ausscherte und in Richtung Norden zum FDR Drive fuhr.
Mercer telefonierte unterdessen mit dem Lieutenant der zuständigen Dienstelle. »Schicken Sie Ihre Männer zu Schlaffi rüber. Kevin Bessemer, der Informant, der –«
Der Lieutenant brauchte keine Erklärung. Er wusste, wer Bessemer war.
»Wollt ihr ihn euch nicht selbst schnappen?«, fragte ich.
»Und riskieren, dass er uns wieder durch die Lappen geht?«, sagte Mike. »Sie werden ihn dort festhalten, und dann können wir ihn uns vorknöpfen.«
Mercer wählte eine neue Nummer. »Schlaffi? Hier ist Wallace. Dieser zwielichtige Typ, der bei dir rumhängt? Ja, genau der. Die Kavallerie rückt an. Nein, nein, keine Angst. Sie tun dir nichts – sie wollen nur Bessemer. Lass ihn nicht aus den Augen, okay?«
»Warum hast du ihn gewarnt?«
»Er ist ein guter Junge, Alex. Arbeitet seit langem mit uns zusammen. Sein Laden ist ziemlich sauber. Ich wollte nicht, dass er in Panik gerät, wenn die Männer in Blau reingestürmt kommen. Schlaffi ist noch größer als ich, also wird Bessemer nirgendwo hingehen.«
»Wie will er es mit einem Junkie aufnehmen, der high und unberechenbar ist? Seinem Spitznamen nach scheint er ja nicht gerade der Stärkste zu sein?«, fragte ich.
»Nicht die Muskeln«, erwiderte Mike. »Sein Schwanz. Den Spitznamen hat ihm seine Ex-Frau verpasst, und der blieb hängen.«
Wir waren fast dort, als Mercers Handy klingelte.
»Wir sind in zwei Minuten da«, sagte Mercer und legte auf. »Bessemer wütet wie ein Berserker. Schlaffi hat ihn im Keller auf einen Stuhl genagelt, und die Cops sind oben an der Treppe.«
Wir hielten vor dem Kiosk, der die Tarnung für das illegale Wettbüro abgab. Mike und Mercer flitzten nach drinnen. Ich stieg ebenfalls aus und wartete bei den beiden Streifenbeamten neben der Tür.
Kevin Bessemer brüllte aus Leibeskräften. Dann hörte ich ein Geräusch, als würde ein Möbelstück durch den Raum geschleudert, gefolgt von Wallace’ tiefer Stimme: »Hör auf, Mann. Hör auf, hier alles kurz und klein zu schlagen. Beruhige dich.«
Jetzt waren sie auf der Treppe, und das Gepolter kam näher. Bessemer trat gegen die Wände und fluchte wie wild.
Einer der Cops fühlte sich genötigt, sich für Bessemers Kraftausdrücke zu entschuldigen. »Das ist das Crack, Ma’am. Es tut uns Leid, dass Sie das mit anhören müssen.«
Mike kam rückwärts aus dem Laden, gefolgt von zwei Detectives, die den Gefangenen in Handschellen abführten. »Achtung, da kommt der Kentucky-Fried-Chicken-Mann. Zwei Brüstchen und ein paar Chicken Wings zum Mitnehmen. Und schwupp mit Tiffany die Feuerleiter runter.« Mike tat so, als würde er nach ihm schlagen. »Zack! In Deckung, Kev.«
Mercer erschien hinter dem Gefangenen im Freien. »Los – wir bringen ihn rüber ins Met zum Ausnüchtern, bevor wir ihn dem Richter vorführen.«
Das Metropolitan Hospital war nur fünf Autominuten entfernt. Die dortige psychiatrische Station hatte schon weitaus schlimmere Fälle gesehen.
»Also, Kev, sag der netten Dame hier, wer dein Anwalt ist. Die Wahrheit.«
»Ich hab den besten, den man mit Geld kaufen kann«, schrie Bessemer, während er sich wand
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