Der Leichenkeller
Jüdinnen – damals wehte in Ägypten ein anderer Wind –, aber es war unwahrscheinlich, dass eine von ihnen die nächste Königin werden würde.«
»Wusste er, dass sie schwanger war, als sie ihn verließ?«
Er nickte. »Zuerst war sie zu stolz, es ihm zu sagen. Aber nachdem sie ihren Sohn hier in den Staaten auf die Welt gebracht hatte, schickte sie ihm ein paar Fotos, weil sie wusste, wie sehr er sich einen Erben wünschte, und weil sie sah, wie sehr das Kind dem jungen Faruk ähnelte. Und sie hielt sich an die Sache mit dem F. «
»Was?«
»Faruks Vater, König Fuad, hatte einmal einen Seher konsultiert und von ihm erfahren, dass sein ganzes Glück von dem Buchstaben F herrührte. Fuad verlangte daraufhin, dass jedes Mitglied der königlichen Familie einen entsprechenden Namen erhielt – Faruk selbst, seine Schwestern Fawzia, Faiza, Faika. Sogar seine Frau musste ihren Namen ändern. Queenie dachte, dass sie damit seine Aufmerksamkeit gewinnen würde. ›Hier ist dein Prinz Fabian, schau ihn dir an.‹«
»Hat Faruk darauf reagiert?«
»Sie hat nie wieder von ihm gehört. Er ließ sich von seiner Frau scheiden und heiratete ein sechzehnjähriges Mädchen, das schließlich einen Erben gebar – den nächsten Fuad.«
»Hat er jemals mit Fabian Kontakt aufgenommen? Ihn finanziell unterstützt?«
»Queenie wollte kein Geld von ihm. Sie wollte nur, dass er den Jungen anerkennt. Er sollte wissen, dass sie erreicht hatte, was der Prinzgemahlin bis dahin nicht gelungen war.«
»Aber wovon hat sie gelebt? Hat sie weiter getanzt?«
»Nicht sehr lange.« Logan sperrte den Mund auf und strich sich über sein Ziegenbärtchen. Er schien zu überlegen, ob er weitererzählen sollte. Dann lehnte er sich zurück und griff in die Hosentasche seiner Jeans.
»Das hat mir Queenie im Juni zum Geburtstag geschenkt«, sagte er und reichte mir eine Taschenuhr.
Auf der Rückseite des Gehäuses aus massivem Gold waren die Initialen ER . eingraviert. »Faruk Rex«, sagte Logan. »Ein Geschenk von seinem Kumpel, dem Herzog von Windsor.«
»So was hat Faruk Queenie geschenkt?«
»Nicht direkt«, sagte Spike Logan und lächelte. »Mein Mädchen hat ein bisschen vorgesorgt, bevor sie nach Harlem zurückkehrte. Sie hat sie dem König geklaut.«
22
McQueen Ransome klaute dem König von Ägypten also eine goldene Uhr. Welche Wertsachen mochte die aus der Gunst Gefallene in ihrem gekränkten Stolz noch genommen haben?
»Hat sie Ihnen erzählt, ob sie Faruk noch andere ›Sachen‹ aus seiner Sammlung entwendet hat?«, fragte ich Spike Logan.
»Hey, am Anfang war alles nur ein Scherz. Damals kursierte eine Geschichte, wie Faruk einen berühmten Taschendieb begnadigte, der in einer der Strafanstalten von Alexandria einsaß. Als Gegenleistung wollte der König bei dem Kerl Unterricht nehmen. Der Dieb willigte ein und brachte Seiner Majestät das Klauen bei, indem er in jede seiner Taschen winzige Glöckchen einnähte, bevor er sie mit Gegenständen füllte. Zum Schluss war Faruk der perfekte Langfinger. Haben Sie nie die Geschichte von Churchills Uhr gehört?«
»Nein.«
»Während eines Truppenbesuchs in Ägypten aß Churchill mit Faruk zu Abend. Noch beim Cocktail klaute Faruk dem Premierminister die Uhr aus der Weste, ohne dass es der große Staatsmann bemerkte. Erst nach dem Essen, als Churchill fragte, wie spät es sei, zog der König die Uhr aus seiner Tasche und sagte es ihm.«
Die Vorstellung brachte mich zum Lachen.
»Faruk machte sich einen Spaß daraus, es auch Queenie beizubringen. Einmal klaute sie Noël Coward sein Zigarettenetui aus Platin, und als Jack Benny vor den Truppen auftrat, klaute sie ihm seinen Geldclip aus der Innentasche seines Dinnerjacketts.«
»Aber wie mir scheint, beließ sie es nicht dabei.«
Logan wurde ernst. »Ihr schwante, was ihr bevorstand, Ms. Cooper. Der König verlor sein Interesse an ihr, sie wusste, dass sie ihren Lebensunterhalt nicht mit Tanzen verdienen konnte, wenn sie schwanger war, und sie hatte keine Ahnung, wie es ihr nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten in Harlem ergehen würde.«
»Welche Diebstähle hat sie Ihnen gegenüber zugegeben?«
Logan trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich erinnere mich nicht genau.« Ihm schien bewusst zu werden, dass er ein negatives Bild von Queenie zeichnete.
»Aber Sie können es doch sicher in etwa umreißen.« Ich musste an die Interviewbänder rankommen, bevor er sie manipulierte oder vernichtete. »Die
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