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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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bezog ihre Informationen direkt aus dem Schlafzimmer. Sie war dabei, als Präsident Roosevelt und Winston Churchill auf dem Rückweg von der Jalta-Konferenz in Ägypten Halt machten, um mit Faruk zu sprechen. Faruks Frau zog sogar aus dem Palast aus –«
    »Wegen seiner Affäre mit Queenie?«
    »Nicht direkt. Weil es ihr nicht gelungen war, einen Thronfolger zu produzieren. Drei Töchter, aber nicht den Sohn, den Faruk brauchte, um der ägyptischen Monarchie die Thronfolge zu garantieren. Das hieß, dass er zu der Zeit ganz auf Queenie fixiert war und ihr voll vertraute. Und ja, dann kam die Kür: Sie verliebte sich in ihn.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, warum?«
    Logan dachte kurz nach. »Er war nicht der Mitleid erregende gealterte Exilant, als den ihn die Welt später kannte, nachdem er sich gute dreihundert Pfund angefressen hatte. Queenie zeigte mir das Foto von seiner Krönung auf der Titelseite des Nachrichtenmagazins Time ; er war so etwas wie der große Hoffnungsträger des Nahen Ostens. Der Märchenprinz im Land der Pharaonen. Er war intelligent, sprach sieben Sprachen, lebte auf großem Fuß und liebte die Frauen.«
    »Die Saphire haben vermutlich auch nicht geschadet.«
    »Queenie hat sich darüber lustig gemacht«, sagte Logan. »Die Halskette, die er ihr in der ersten Nacht geben wollte, war nicht echt. Er hatte jede Nacht Modeschmuck für die Showgirls und Nutten dabei. Er besaß Millionen, aber bei seinen Frauen war er ein richtiger Geizkragen. Ich glaube, es hat ihn fasziniert, dass sich Queenie nichts aus seinem Besitz machte – dem Schmuck, den Autos, all den anderen Sachen.«
    »Was meinen Sie mit ›all den anderen Sachen‹?«
    »Der König war ein Sammler. Er sammelte alles Mögliche. Verrückte Sachen, teure Sachen. Er musste einfach alles besitzen, was ihm zwischen die Finger kam.«
    »Was genau hat er gesammelt?«
    »Wenn es nach Queenie ging, alles. Sie wissen über die Pornografie Bescheid, nicht wahr?«
    »Nein, tu ich nicht.«
    »Hat Ihnen denn niemand von den Bildern in Queenies Schlafzimmer erzählt?«, fragte Logan.
    »Die von James Van Derzee?«
    »Nicht die. Das sind großartige Fotos. Die haben wirklich Klasse. Das Schomburg hat seine ganze Sammlung – sehr künstlerisch und elegant.«
    Ich wollte Logan nicht sagen, dass der Mörder sein Opfer in die gleiche Pose gerückt hatte wie der große Fotograf. Vielleicht wusste er das bereits.
    »Welche Pornografie meinen Sie dann?«
    »König Faruk hatte die größte Pornografiesammlung der Welt. Erotische Kunst, Objekte und Vorrichtungen aller Art, Uhren mit Unzucht treibenden Paaren, die sich auf dem Zifferblatt drehten, wenn sich die Zeiger bewegten, pornografische Krawatten, Spielkarten, Kalender, Korkenzieher. Dann hatte er die tolle Idee, Queenie für Fotos posieren zu lassen.«
    »Und das hat sie getan?«
    »Zuerst ja. Es hat ihr nie etwas ausgemacht, ihren Körper zur Schau zu stellen. Erst als der König wollte, dass sie sich für seine Sammlung mit anderen Männern beim Sex fotografieren ließ, hat sie sich geweigert. Das war der Anfang vom Ende ihrer Beziehung.«
    »Was ist aus den Fotos geworden?«
    »Queenie nahm so viele wie möglich mit, als sie 1946 Ägypten verließ. Als Sotheby’s den Rest von Faruks Sammlungen nach seinem Sturz versteigerte, erkundigte sie sich beim Auktionshaus, ob sie ihnen einige der Fotos abkaufen könnte, damit sie nicht veröffentlicht wurden. Aber Sotheby’s nahm die Pornografie in letzter Minute aus der Auktion heraus. Sie hat nie erfahren, was mit den Sachen passiert ist. Aber es spielte auch keine große Rolle mehr. Ihr Lebenswille war bereits gebrochen.«
    »Warum?«
    »Fabian, ihr Sohn.«
    »War er zu der Zeit bereits gestorben?«
    »Ja. Er hatte Polio. Kinderlähmung. Er starb 1955, einige Monate bevor der Impfstoff in den Vereinigten Staaten zugelassen wurde. Kurz vor der Auktion.«
    Ich rechnete im Kopf. »Fabian war –«
    »König Faruks Sohn. Der Prinz von Ägypten, der Thronfolger.«
    Wir schwiegen.
    »Dieser blonde, hellhäutige Junge sah genauso aus wie sein Vater«, sagte Logan. »Ich zeige Ihnen die Bilder.«
    »Sie muss am Boden zerstört gewesen sein.«
    »Sie konnte bis zum Schluss nicht darüber reden, ohne in Tränen auszubrechen, Ms. Cooper. Ich meine, sie wusste lange bevor sie schwanger wurde, dass sie nur eine von vielen königlichen Konkubinen war. Mit im Club waren Bauchtänzerinnen und Ehefrauen britischer Diplomaten. Zwei von Faruks Lieblingsmätressen waren

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