Der Leichenkeller
Privatleben raus, dachte ich und sah ihn finster an. »Ich gebe dem Mörder die Schuld dafür.«
»Hören Sie, Alex. Graham hat das ganze Wochenende auf mich eingeredet. Ich habe gerade zwei Stunden lang mit Andrew Tripping gesprochen. Ich glaube, dass wir noch einmal über einen Vergleich sprechen sollten, vor allem da sich die Umstände so dramatisch verändert haben. Wollen Sie sich nicht setzen?«
Ich nahm bei den beiden am Tisch Platz. »Sie haben mich von Anfang an zum Narren gehalten, Peter. Also vergessen Sie’s. Warum sollte Tripping jetzt plötzlich zur Einsicht kommen?«
»Weil das Mädchen der Knackpunkt war. Bei allem Respekt, Alex, er wäre nie ins Gefängnis gekommen, weil er nie zugegeben hätte, Paige Vallis irgendetwas angetan zu haben. Sie ist tot. Verstehen Sie nicht, dass Sie nichts mehr in der Hand haben, was die Vergewaltigungsanklage angeht? Sie steuern geradewegs auf eine Einstellung des Verfahrens zu.«
Ich hatte noch nicht herausgefunden, ob es möglich sein würde, den Anklagepunkt wegen Vergewaltigung aufrechtzuerhalten, falls ich Dulles dazu bringen konnte, wahrheitsgetreu über die Ereignisse jenes Abends auszusagen. Die medizinischen Befunde und DANN-Resultate bewiesen, dass Geschlechtsverkehr stattgefunden hatte. Vielleicht konnte Dulles bestätigen, dass Drohungen mit im Spiel gewesen waren. Aber ich wusste, dass meine Chancen ziemlich schlecht standen. Ich antwortete nicht.
»Gehen wir davon aus, dass ich den Antrag stelle, den Anklagepunkt wegen Vergewaltigung zu streichen«, sagte Robelon. »Ich bitte nicht Sie , das zu tun. Sie können Einspruch erheben, falls Sie das wollen. Sie werden eine weiße Weste haben, wenn’s Ihnen damit besser geht, und Moffett wird die Entscheidung treffen. In meinem Sinne.«
»Vermutlich haben Sie das schon mit ihm abgesprochen.« Ich war überzeugt, dass der Richter in meiner Abwesenheit Robelon bereits grünes Licht für diesen Plan gegeben hatte.
»Sie sind zu emotional in dieser Angelegenheit, Alex. Moffett hat keine Wahl«, sagte Robelon. »Und Sie auch nicht, wenn wir realistisch sind.«
»Und die Anklage wegen Kindesmisshandlung? Wird Andrew sich dessen schuldig bekennen?«
»Graham und ich glauben, dass wir ihn durch gutes Zureden dazu bringen können. Ein geringfügigeres Delikt – Misshandlung dritten Grades.«
»Haftdauer?« Allein die Misshandlung seines Sohnes sollte ihm ungefähr ein Jahr hinter Gittern einbringen.
Robelon schürzte die Lippen und schwieg einen Moment. »Darüber reden wir gerade zum ersten Mal. Als es um Vergewaltigung ging, wusste er, dass ihm das Staatsgefängnis bevorstand. Das kam nicht in Frage. Die Misshandlung wäre nur Bezirksgefängnis. Ich glaube, dazu können wir ihn kriegen.«
»Warum der plötzliche Sinneswandel? Abgesehen von Paige Vallis?«
Jetzt antwortete Graham Hoyt. »Andrew Tripping weiß, dass er nicht geeignet ist, das Sorgerecht für seinen Sohn zu haben. Er liebt den Jungen – das heißt, das möchte er zumindest –, aber er ist völlig unfähig, sich um ihn zu kümmern. Er wird das nicht vor Gericht sagen, Alex, aber ich denke – bleibt das unter uns?«
»Natürlich.«
»Ich denke, dass er es Peter und mir gegenüber zugeben wird. Er ist wie alle Väter – er will nur das Beste für den Jungen. Und wir werden gemeinsam herausfinden, was das ist.«
»Und die anderen Anwälte?« Ich dachte an Nancy Taggart vom Waisenhaus und Jesse Irizarry vom Jugendamt. »Werden sie mit Ihrem Vorschlag einverstanden sein?«
»Wir haben noch nicht mit ihnen gesprochen. Wir wollten zuerst herausfinden, ob Sie mit von der Partie sind«, sagte Robelon.
»Wird Andrew Tripping ein vollständiges Geständnis abgeben?« Ich wollte keinerlei Ausflüchte oder Entschuldigungen bezüglich der Misshandlung von Dulles.
»Wir werden ihm gut zureden.«
»Mittwochvormittag, wenn wir wieder vor Moffett erscheinen sollen?«
»Ja, aber –«
»Warum überrascht mich das nicht? Warum gibt es bei euch Kerlen immer ein Aber?«, fragte ich. »Was ist es dieses Mal?«
»Er bekennt sich Mittwochvormittag schuldig. Er gibt zu, den Jungen geschlagen und verletzt zu haben. Wir geben Ihnen in der Hinsicht alles, was Sie wollen. Aber wir verschieben den Urteilsspruch um drei Wochen, damit er seine Sachen regeln und den Jungen noch einmal sehen kann.«
»Niemals.«
»Wie bitte? Es ist ein geringfügiges Delikt. Eine kurze Vertagung, damit er noch einige private Dinge erledigen, sich um sein Hab und Gut kümmern
Weitere Kostenlose Bücher