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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gleich zwei. Spike?«
    »Könnte ich ein Sandwich und eine Cola haben?«
    »Sicher. Ich bin in zehn Minuten wieder da.«
    Logan sprach offensichtlich gern über McQueen Ransome. »Also, Josephine Baker nahm Queenie mit nach Europa. Dort gab es nie solche Barrieren für farbige Unterhaltungskünstler, wie sie hierzulande existierten.«
    »Paris?«
    »Ja, dort fing alles an, bei den Folies-Bergères. Aber sobald sie erst einmal mit der Résistance zu tun hatten, wurde Queenie auf Missionen durch ganz Europa geschickt. Faruk war 1936 König von Ägypten geworden, aber bereits 1939 hatten die Briten die Kontrolle über das Land übernommen. Rommel wartete in der Wüste nur darauf zuzuschlagen, also stellten die alliierten Truppen die Ägypter zur Bewachung des Suezkanals ab und übernahmen praktisch die Regierungsgeschäfte.«
    »Und was wurde aus Faruk?«, fragte ich.
    »Er war nur noch eine Galionsfigur. Mit Anfang zwanzig verfügte er über ein Nettovermögen von einhundertfünfzig Millionen Dollar. Er hatte einen Palast mit fünfhundert Zimmern, vergnügte sich mit diversem Spielzeug – Yachten, Flugzeuge, Rennautos, Zuchtpferde – und war hinter den Weibern her.«
    »War er verheiratet?«
    »Nicht sehr glücklich.«
    »Wie hat Queenie ihn kennen gelernt?«
    »Sie war nach Ägypten geschickt worden, angeblich um die Truppen zu unterhalten. Es war schon im Spätstadium des Kriegs – so um 1944 herum. Sie trat in Faruks Lieblingsnachtclub in Kairo auf – Auberge des Pyramides.«
    »Faruk besuchte während des Kriegs Nachtclubs?«
    »So hat er sich den Spitznamen Nachtschwärmer eingefangen.«
    Chapman hatte denselben Begriff benutzt, aber er meinte damit das Gesocks, das sich nachts auf den Straßen der Stadt herumtrieb und auf Ärger aus war.
    »Er war jede Nacht unterwegs und zechte – Bauchtänzerinnen, Jazzbands, Kaviar und Champagner. Neben Mussolini und Goebbels, die Privatführungen durch die Pyramiden bekamen, hatten es ihm vor allem die Showgirls angetan.«
    »Also wurde Queenie tatsächlich dorthin beordert, um Faruk zu verführen?«
    »Sie betrachtete den Job als eine Herausforderung. Sie glaubte nicht, dass er auf sie abfahren würde.«
    »Schwer zu glauben, wenn man sich die Fotos ansieht.«
    »Er stand auf Blondinen, Ms. Cooper, und sie sollten nicht älter als sechzehn sein. Sie war genauso alt wie der König und für seinen Geschmack etwas zu dunkel getönt.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie hat getanzt. Sie kam auf die Bühne und vollführte Dinge mit ihrem herrlichen Körper, die keine andere zuwege gebracht hätte.«
    Ich dachte an das Foto von ihr im Scheherazade-Kostüm und stellte mir vor, wie sie darin für Faruk tanzte.
    »Nach der Vorstellung kam einer seiner Leibwächter hinter die Bühne und lud sie an den Tisch des Königs ein. König Faruk stand auf, um Queenie zu begrüßen, und als sie einen Knicks machte, nahm er eine Halskette aus seiner Tasche und legte sie ihr um den Hals. ›Das ist dein Pass zu meinem Palast‹, sagte er. ›Die Wächter werden dich später zu mir bringen.‹« Logan hielt inne und lachte. »Queenie hat die Kette abgenommen und sie genau betrachtet. Saphire so groß wie Wachteleier. Sie ließ sie in seine Suppenschüssel fallen und sagte zu ihm: ›Ich glaube, Sie verwechseln mich mit der nächsten Nummer, Euer Hoheit. Ich bin hier nur die Tänzerin, nicht die Nutte.‹«
    »Sie hat ihn stehen lassen?«
    »Sie drehte sich um und ging zurück ins Hauptquartier des Roten Kreuzes, wo sie untergebracht war. Nacht für Nacht kam Faruk in den Klub und überhäufte sie mit Geschenken, aber sie weigerte sich, ihn zu treffen. Erst als er endlich mit leeren Händen aufkreuzte und hinter die Bühne kam, um sich bei ihr zu entschuldigen, erklärte sich Queenie das erste Mal bereit, mit ihm zu sprechen.« Logan hielt inne. »Sie hielt ihn noch ein paar Wochen hin. Er sollte sie nicht so leicht haben.«
    »Und dann?«
    »Wie’s bei Königs halt so läuft. Nächte im Palast, Vergnügungsfahrten auf dem Nil, Tête-à-Têtes mit der Highsociety in Kairo und Alexandria, die damals echte Metropolen waren. Es gab eine große amerikanische Kolonie in Ägypten. Queenie sagte, dass Faruk oft Dutzende von Amerikanern einlud und sich die neueste Hollywood-Propaganda vorführen ließ – Filme wie Casablanca oder Partituren von brandneuen Broadway-Shows wie Oklahoma! «
    »War es für sie Pflicht oder Kür?«, fragte ich.
    »Anfangs Pflicht. Mann, sie saß praktisch an der Quelle –

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