Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
Vom Netzwerk:
Vorarbeiter auf Knigarp ist. Es geht um seine Frau, Annika …«
    Roffe nickte. »Ja, diese junge, blonde Frau, die aussieht, als wäre sie höchstens neunzehn, dabei ist sie fünfundzwanzig. Sie arbeitet bei Domus .«
    »Kennst du sie?«, fragte Katharina erstaunt.
    »Kennen ist übertrieben. Lasse Wagnhärad hat kurz mit ihr gesprochen. Als wir bei Domus einkaufen waren und sie hinter der Kasse stand, hat er mir gezeigt, wer sie ist.«
    »Spielt sie irgendeine Rolle für eure Ermittlungen?«
    »Überhaupt nicht. Anfangs haben wir uns mehr für ihren Mann interessiert, sind dann aber davon abgekommen.«
    Katharina holte tief Luft. »Ich denke, euer Interesse wird sofort wieder erwachen, wenn du hörst, was ich zu erzählen habe.«
    Sie erzählte die Geschichte zum zweiten Mal, hin und wieder unterbrochen von Patriks Einwürfen, der ein paar Lücken in 211

    ihrer Darstellung bemerkte. Nachdem sie ihren Bericht beendet hatte, schwiegen alle für eine Weile. Dann sagte Roffe bedächtig: »Bei uns ist kein Gewaltverbrechen angezeigt worden. Die Frage ist, wie sehr man Annikas Erzählung Glauben schenken darf. Es steht aber wohl außer Frage, dass sie physisch und psychisch misshandelt wurde. Sie muss unter enormem Druck gestanden haben, als du ihr begegnet bist. Wie schätzt du ihre Glaubwürdigkeit ein?«
    Katharina dachte nach.
    »Ehrlich gesagt hatte ich große Zweifel an der Geschichte mit der blutigen Kleidung. Die erschien mir doch etwas zu weit hergeholt, wenn du weißt, was ich meine. Sie war wirklich vollkommen außer sich, am Rande der Hysterie, und ich hielt es nicht für ausgeschlossen, dass sie zu dem Zeitpunkt unter Realitätsverlust gelitten hat. Doch nachdem Patrik mir von dem getöteten Schwein erzählt hat, passt das ja wieder mit ihrer Schilderung zusammen.«
    Roffe fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und streckte ihr sein Glas entgegen. »Gibst du mir noch etwas Wein?«
    Katharina schenkte allen nach.
    PM sagte: »Ich bin heute Morgen Nisse Hallman begegnet. Du weißt schon, der Alte auf Knigarp, der behauptet, bei der Leiche in der Jauchegrabe handelt es sich um den ehemaligen polnischen Arbeiter. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hat er mir anvertraut, dass er heute Morgen einen ihrer Eber tot im Stall gefunden hat. Jemand hat ihm die Kehle durchgeschnitten.
    Er sagte, der ganze Stall sei voller Blut gewesen, was wiederum Annikas Darstellung Glaubwürdigkeit verleiht. Außerdem ist sich Nisse vollkommen sicher, dass Marco das Schwein getötet hat.«
    Roffe schaute von PM zu Katharina und wieder zurück.
    »Auf diesem Hof ist ja wirklich einiges los«, sagte er nachdenklich. »Was habt ihr noch erfahren?«
    212

    »Nygren hat von Nisse verlangt, er solle keinem von dem toten Eber erzählen, aber nach ein paar Bieren in der Gartenlaube hat er seinem Herzen dann richtig Luft gemacht.
    Ich will nicht, dass er deswegen Schwierigkeiten kriegt.
    Vielleicht könntet ihr bei euren Ermittlungen behutsam vorgehen.«
    Roffe starrte konzentriert vor sich hin und sagte leise, als spräche er mit sich selbst: »Die Wahrscheinlichkeit, dass solch eine Wahnsinnstat von einem Außenstehenden verübt wird, ist sehr gering. Hallman und Nygren kommen wohl nicht in Betracht. Bleibt Marco Fermi. Aber warum? Er muss doch irgendein Motiv gehabt haben.«
    »Vielleicht ist er einfach krank«, sagte Katharina.
    Roffe schüttelte langsam den Kopf. »Jeder Wahnsinn folgt irgendeinem Muster.«
    »Nisse meint, das sei Marcos Art, ihn zu terrorisieren«, sagte PM.
    Katharina schaute Roffe gespannt an. »Findest du es nicht merkwürdig, dass Nygren die Sache unter Verschluss halten will?«, fragte sie.
    »Nein, das kommt mir ganz verständlich vor. Von der Polizei dürfte er wirklich die Nase voll haben, und sein Schwein würde durch die Ermittlungen auch nicht wieder lebendig.«
    »Aber wie kann er sicher sein, dass sich die Sache mit dem Schwein nicht wiederholt?«
    Roffe lächelte. »Natürlich kann er sich da nicht sicher sein, aber wenn man unbedingt seine Ruhe haben will, nimmt man schon ein gewisses Risiko in Kauf.«
    »Es kann ja auch sein, dass Nygren sehr wohl die Gründe für die Tötung des Ebers kennt und nicht will, dass sie an die Öffentlichkeit gelangen«, sagte Katharina.
    213

    Roffe runzelte die Stirn. »Das kann ich mir nicht vorstellen.
    Marco Fermi sollten wir noch mal genauer unter die Lupe nehmen, aber Nygren trägt doch wohl keine Verantwortung für die Handlungen seiner

Weitere Kostenlose Bücher