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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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richtigen Spur.«
    PM blickte zu Katharina hinüber, die immer noch sprachlos war.
    »Warum sagst du nichts?«, fragte er. »Du hattest doch Recht.
    Er ist gar kein Bauer. Du hast ihn durchschaut.«
    Katharina starrte abwesend vor sich hin, während sie ihr Weinglas langsam zwischen den Fingern drehte.
    »Eigentlich sollte mich gar nichts mehr wundern«, sagte sie.
    »Seit sie auf Knigarp die Leiche gefunden haben, ist alles um mich in Auflösung begriffen. Heutzutage scheint wirklich alles möglich …«
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    »Aber das ist doch der Gipfel«, sagte PM munter. »Erst laden wir Roffe zu uns ein, um ihn mit sadistischen Frauenschändern und nächtlichen Bluttaten zu beeindrucken, und dann überrumpelt er uns mit der Nachricht, dass unser Nachbar ein Geheimagent oder so was ist.«
    Roffe streckte sich und sah PM streng an. »Nur keine Spekulationen«, sagte er. »Wir haben keine Ahnung, wer er wirklich ist. Und vor allem kein Wort! Zu niemandem!«
    PM verdrehte seufzend die Augen. »Schon gut, natürlich werden wir dichthalten, aber uns kannst du die Freude am Spekulieren nicht nehmen. Was ist denn deine Meinung?
    Könnte er nicht ein ehemaliger Spion sein? Natürlich ein ehrenhafter schwedischer Spion, der seine Pflicht gegenüber seinem Vaterland getan hat und nun belohnt … nein, Knigarp als Belohnung? Vielleicht als Strafe für einen Spion, der versagt hat …«
    »Er muss doch kein Spion sein«, widersprach Katharina, die den ersten Schock überwunden hatte und sich von Patriks Begeisterung anstecken ließ. »Er könnte auch ein verdeckter Ermittler sein, der von einem internationalen Verbrechersyndikat gejagt wird. In diesem Fall hätte er sich bestimmt einer Gesichtsoperation unterzogen, was mich keinesfalls wundern würde. Er sieht ja nicht übel aus, aber seine Gesichtszüge machen so einen starren Eindruck.«
    »Nicht nur das Gesicht«, sagte PM. »Der ganze Kerl wirkt doch völlig steif, was mich übrigens an Astrid Enoksson aus Äsperöd erinnert. Ich habe kürzlich mit ihr gesprochen, und sie war vor Begeisterung über Nygren schier aus dem Häuschen.
    Sie fand ihn überhaupt nicht merkwürdig, im Gegenteil. Einen netteren und sympathischeren Menschen, sagte sie, hätte sie seit Pers Tod nicht kennen gelernt. Sie fand sogar, dass er große Ähnlichkeit mit Per hat.«
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    Katharina schaute ihn ungläubig an. »Das hat sie gesagt? Die haben doch nicht die geringste Ähnlichkeit, zumindest nicht, so wie ich Per in Erinnerung habe.«
    »Nein, aber wir haben Per ja nicht gekannt, als er noch jünger und gesund war. Vielleicht sah er da anders aus.«
    »Schon möglich«, gab Katharina zu. »Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Nygren bei älteren Damen ganz gut ankommt.
    Er ist ja sehr höflich und strahlt etwas Weltgewandtes aus.«
    »Von Höflichkeit habe ich bei dem Kerl noch nichts gemerkt«, protestierte PM. »Nur von Arroganz. Ich könnte wetten, dass er eine militärische Vergangenheit hat. Deshalb werde ich auch immer nervös, wenn ich ihm begegne.«
    Katharina schaute ihren Mann erstaunt an. »Wirst du? Das hast du mir noch nie erzählt. Ich hatte immer den Eindruck, dass du ihn für ganz normal hältst.«
    »Genau«, entgegnete PM mit unerschütterlichem Ernst. »Du weißt doch, wie nervös mich so stinknormale Menschen machen. Ich bleibe dabei: Der Typ ist ein pensionierter Spion.«
    Katharina schien ein neuer Gedanke durch den Kopf zu schießen. Sie wandte sich an Roffe. »Und wenn er nun ein Agent ist, der von seinem Feind aufgespürt wurde? Dann wäre es doch nur verständlich, dass er ihn aus dem Weg räumt und die Leiche verschwinden lässt, zum Beispiel in der Jauchegrube.«
    »Also in diesem Fall wäre es ja wohl eine ganz schöne Sauerei vom Geheimdienst, die Schnauze zu halten und mir den Mord in die Schuhe zu schieben«, sagte PM.
    Katharina und PM schauten zu Roffe hinüber.
    »Was erwartet ihr von mir?«, fragte er. »Was soll ich dazu sagen? So geht das eben, wenn man erst mal mit dem Spekulieren anfängt.«
    »Und wenn er nun ein Forscher wäre?«, schlug Katharina vor.
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    »Jemand, der sich, warum auch immer, den Unmut ausländischer Agenten zugezogen hat und geschützt werden muss.«
    PM schaute sie mit funkelnden Augen an. »Gute Idee, bei der bleiben wir, bis uns etwas Besseres einfällt. Was meinst du, Roffe?«
    Ihr Freund sah aus, als würde er lieber eine Weile ungestört nachdenken, und kehrte nur widerwillig zu ihrem Diskussionsthema zurück.
    »Aus dem Stand fallen

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