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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Er selbst war fit und munter. Alles schien aufzugehen.
    Jaczek stand in der Nähe der Wechselstube lässig an die Wand gelehnt und sah durch die Scheibe zu, wie eine Kundin ihr Geld in Empfang nahm. Sie war die einzige am Schalter. Kaum würde sie draussen sein, würde er seine Erfindung in Action erleben. Herein stürmen, Gerät anschalten, Geld in Empfang nehmen, heraus gehen.Er rechnete damit, dass er rund zwanzig Tausend Euro erbeuten würde.
    Das war geschätzt, würde aber allemal reichen die offenen Rechnungen für ihn und seine Mutter zu begleichen. Und danach, wenn der Verkauf über die Bühne gegangen war, dann spielte Geld sowieso keine Rolle mehr.
    Die Frau steckte ihre Geldbörse ein, dreht sich um und ging verträumt dem Ausgang der Wechselstube zu. Das war sein Moment. Jaczek verlagerte sein Gewicht und fing langsam an zu gehen. Noch vier Meter. Es war ein epochaler Schritt, der die Welt für immer verändern würde, und nur er, er ganz alleine, wusste dass dem so war.
    Jaczek öffnete die Glastür und trat an den Schalter heran. Dann knipste er das Gerät, das er auf Stufe drei eingestellt hatte, an und richtete den Strahl auf die Frau hinter dem Schalter. Da er es in seiner Jackentasche hatte, fiel absolut nichts auf.
    Die Frau blickte ihn an. Dann begann sie wie unter Hypnose Geldscheine auf die Schalterfläche zu legen. Zuerst fünfzig Euro Noten, dann Zwanziger, Hunderter, Tausender, Zehner. Sie leerte ihre ganze Kasse. Jaczek nahm die Noten ruhig von der Fläche. Er steckte sie in eine Plastiktüte, die er mitgebracht hatte. Alles war selbstverständlich, als hätten er und die Frau sich erst heute morgen abgesprochen.
    „Bringen Sie mir die Festplatte mit den Videoaufnahmen!“, sagte er dann.
    Sie drehte sich sofort um und ging hinten in ein Nebenzimmer. Zwanzig Sekunden später händigte sie ihm die Festplatte mit der Aufschrift Nova Security Systems. Inc. aus.
    Die Sache dauerte knapp eine Minute. Dann drehte Jaczek sich um. Es gab nichts zu sagen und er bedankte sich auch nicht.
    Bevor Jaczek die Wechselstube genauso unauffällig, wie er sie betreten hatte, wieder verliess, knipste er in seiner Tasche das Gerät aus. Sollte es ihm aus irgendeinem dummen Grund abhanden kommen, so würde der Finder nichts damit anfangen können, da man einen Code eingeben musste, um es funktionsfähig zu machen. Kam natürlich dazu, dass sowieso niemand wusste, für was das Ding war. Trotzdem, sicher war sicher, das Gerät war aus.
    Jaczek trat zurück in die Bahnhofshalle. Er fühlte sich euphorisch, er wollte schreien, tanzen, umherspringen. Aber er wusste, dass er cool bleiben musste. Einfach nicht auffallen, sagte er sich, und verlangsamte seinen instinktiv schnellen Gang.
    Um sich einfach kurz Luft zu machen und die Anspannung loszulassen suchte er die Bahnhofstoiletten auf. Dort könnte er eine Minute ruhig durchatmen; den Erfolg verdauen. Die ganze Sache fühlte sich wie Weihnachten an. Das Gerät tat was er erhofft hatte: es produzierte Kulissen in den Gehirnen der Leute, die damit angestrahlt wurden. Es sorgte dafür, dass das Gehirn unter den Prämissen arbeitete, die er vorgab. Es gaukelte vor, war er wollte, griff in tiefste synaptische Vorgänge ein und verwirrte den Geist bis zur totalen Unselbstständigkeit.
    Er nahm das Gerät hervor, drehte es um. Auf der Rückseite klebte die Etikette, die er heute morgen aufgeklebt hatte. Kulisse! So sollte die Technologie heissen. Jaczek war einfach nur stolz.
    Er stiess die Türe zu den Herren-Toiletten auf. Die Räumlichkeiten, die zwar sauber waren, in denen es aber wie bei jedem grossen Bahnhof nach Urin roch, waren leer. Jaczek ging zu den Lavabos und spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht. Er blickte sich in dem leicht milchigen Spiegel an.
    Er hatte es geschafft. Seine Erfindung funktionierte einwandfrei. Er würde Millionen dafür erhalten. Vielleicht sogar Milliarden. Und dann könnte er seiner Mutter endlich das Leben bescheren, das sie verdient hatte. Es war wirklich Weihnachten. Jaczek zwinkerte seinem Spiegelbild zu. Man konnte sich ja nicht oft - mit so viel gutem Grund - ein Kompliment aussprechen.
    Plötzlich ging die Tür auf. Etwas zu schnell und impulsiv, fand Jaczek. Ein Mann im Geschäftsanzug kam herein, doch irgendetwas stimmte mit dem Typen nicht, das spürte er sofort. Der Mann schien mit den Augen nicht wirklich zu fokussieren. Jaczek wendete den Blick wieder dem Spiegelbild zu. Nur nicht auffallen. Nichts provozieren.
    Raus

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