Der letzte Aufstand
Wohnzimmertisch.
„Was ist das?“, fragte Pete.
„Es ist eine Erfindung von Jaczek Szorovsky und erlaubt es anderen Menschen Überzeugungen aufzuzwingen.“
„Tönt nicht gut ...“, antwortete Pete.
„Es ist der Ursprung des Terrors, der uns alle die letzten vier Jahre dominiert hat. Leider fiel es in die falschen Hände ... Jaczek Szorovsky wurde dafür ermordet.“
„Von wem?“, fragte Pete.
„Von Melbar, dem Bruder von König Karel.“
Pete schluckte leer.
„Dem König Karel aus Taaah?“
„Genau dem. Melbar ist vor vier Jahren aus einer psychiatrischen Klinik in Taaah entflohen und hat es geschafft sich ein Sprungtuch zu beschaffen. Er flüchtete damit hierher, in die Welt der Theken, und wollte hier sein eigenes Empirium aufbauen. Er hat das Gerät Jaczek geraubt, nachdem er ihn ermordet hat, und dann damit unzähligen Menschen die Idee, dass sie Terroristen seien, eingepflanzt. Die Folgen davon haben wir alle erlebt.“
Pete wurde übel. Die Verrücktheit eines einzelnen Menschen, der nicht einmal von der Erde stammte, hatte so viel Leid verursacht? Dieser Gedanke war unerträglich.
„König Karel und seine Leibgarde haben vermutet, dass er hierher geflohen war und Unheil stiftete, deshalb waren Henk und seine Männer hier und versuchten herauszufinden, was ich gegen den Terror zu unternehmen gedachte. Sie hofften mit meiner Hilfe an Melbar heranzukommen, haben mich aber nicht gefunden.“
„Dann verdanken Liv und ich also diesem Melbar unsere Misere?“
„Ja. Und tausende anderer Familien ...“
„Und mit der Hilfe dieses Geräts können Sie den Terror jetzt stoppen?“
Palms nickte.
„Was muss ich tun?“
„Sie machen ein Exklusiv-Interview mit mir, das andere Sender kaufen können. Und in diesem Interview verwenden wir das Gerät, das die Nachricht zur Auflösung der Überzeugungen in alle Haushalte dieser Welt überträgt.“
„Das funktioniert?“
Palms nickte wieder.
Eine halbe Stunde später waren Pete und Palms im Studio 2 von LTG. Björn und Ernesto wurden mitten in der Nacht aus ihren Betten getrommelt und fanden sich um ein Uhr früh ebenfalls bei LTG ein. Es war nicht schwierig gewesen die beiden zu überzeugen, als Pete ihnen am Telefon erklärt hatte, dass es sich um eine Exklusiv- Interview mit Oliver Palms handelte. Im Gegenteil, man hörte förmlich, wie die beiden aus dem Bett sprangen.
☸
Eine Woche später. 19 Tage nach „Tag X“
WORLD TERROR UPDATE
London
Experten aller Nationen der Welt sind sich einig, dass die Strategie, welche von Oliver Palms vor rund drei viertel Jahren den Präsidenten und Kanzlern dieser Welt vorgeschlagen wurde, nun definitiv ihre Wirkung zeigt. Es ist nunmehr drei Tage her, dass der letzte Terroranschlag verübt wurde. Drei Tage ohne Terror! Das ist etwas, das wir fast nicht mehr zu hoffen gewagt hätten. Trotzdem ist es eine Tatsache. Vielleicht schaffen wir es, unsere Welt doch noch zu einem besseren Ort für unsere Kinder zu machen.
Die Redaktion
☸
Warschau, 1876 Tage vor „ Tag X“
Er hatte es nur einmal ausprobieren wollen, ein einziges Mal, verdammt noch mal! Niemand konnte ihm daraus einen Vorwurf machen. Doch die Sache war mächtig in die Hosen gegangen. Nicht zu leugnen.
Jaczek lag auf dem Boden und versuchte das Gesicht des Mannes zu sehen, dessen Schuhsohle ihn auf den feuchten Boden drückte. Keine Chance. Der Absatz des Halbschuhs bohrte sich ihm in die Nase und machte das Atmen zu einer schwierigen Angelegenheit. Jaczek hörte, wie seine Atmung gepresst ging und ein schleifendes Geräusch machte.
Der Mann wiederholte die einzigen Worte, die er in den zwanzig Sekunden ihrer Bekanntschaft gebellt hatte.
„Gib mir den Code!“
Jaczek war alles andere als sportlich, sonst hätte er sich jetzt mit einem Jiu-Jitsu-Schlag befreit, so wie er dies in seinen virtuellen Spielen jeweils durch eine besondere Tastenkombination zu tun pflegte.
Der Mann erhöhte den Druck und drückte Jaczeks Gesicht noch brutaler auf den Boden der öffentlichen Toilette. Dann spuckte er ihn an.
10 Minuten früher
Es war halb zehn. Die Zeit hatte Jaczek gewählt, weil um diese Zeit nicht mehr allzu viel auf dem Warszawa Centralna Bahnhof los war. Die Wechselstube würde erst um zehn Uhr schliessen, aber sicher nicht mehr allzu viele Besucher verzeichnen, und die Security Leute warteten nur noch auf ihren Feierabend. Eigentlich konnte nichts schief gehen.
Das Gerät funktionierte.
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