Der letzte Aufstand
Henk laut.
„Ist Tam schon dort?“
„Sicher. Tam nimmt das Duell sehr ernst. Du willst ihm seine erste Dienerin wegnehmen, dagegen wird er sich mit all seiner Kraft wehren. Er bereitet sich auf den Kampf vor, nehme ich an.“
Plötzlich hörte Pete weiter vorne mehrere Stimmen; erst wie ein undefinierbares Raunen, wenig später erkannte er Gesprächsfetzen. Der Waldweg vor ihnen stieg etwas an und eröffnete einem, oben angekommen, eine spektakuläre Szenerie. Ähnlich einem römischen Amphitheater lag vor ihnen, wie in einem künstlichen Tal liegend, ein grosses Bauwerk, mit breiten Treppen, auf denen schon tausende von Menschen sassen. Unten in der Mitte des runden Theaters gab es eine Bühne, wo zwei Stühle und zwei Tische bereit standen.
„Hier ist der Schauplatz, Theke. Komm, ich führe dich ins Areal für die Duellierenden.“
Henk ging nun eine vielleicht zwei Fuss breite Treppe hinunter, die die breiten Sitz-Treppen durchfurchte.
„Finden bei euch oft solche Duelle statt?“, fragte Pete, vorsichtig einen Fuss vor den anderen setzend, damit er die steile Treppe nicht herunter segelte.
„Ja, wir lieben Turniere und Duelle.“, kam diesmal von hinten die Antwort. Pete hatte ganz ausgeblendet, dass Terry ja die ganze Zeit hinter ihm her ging.
Unten angekommen führte Henk ihn in eine Unterbauung, dort durch zwei steinerne Gänge, und schliesslich in ein Zimmer, welches einen Direktzugang zur Bühne zu haben schien. Eine steile Wendeltreppe war am Ende des Raums; dass sie zur Bühne führte, malte Pete sich einfach so aus.
„Hier sind wir. Du kannst hier noch kurz zur Ruhe kommen, bevor das Duell losgeht. Der Zeremonien-Meister wird dich dann abholen und dir alles erklären.“
„Und wer entscheidet darüber, wer der Gewinner sein wird?“
„Das Lied ...“, sagte Henk. Er blickte Pete zwei, drei Sekunden an, dann nickte er ihm zu und verliess ohne ein weiteres Wort den Raum. Pete blickte ihm nach.
Einige Minuten lang war er alleine. Er wanderte das kleine Zimmer in alle Richtungen ab, während ihm Gedanken über das nahende Duell durch den Kopf huschten. Alles, was er unter dem Wort Duell verstand, hatte mit irgendwelchen Filmszenen zu tun. Duell, das hiess für ihn zwei Männer, die sich mit einem Florett gegenüber standen und sich gegenseitig aufzuspiessen versuchten. Meist ging es um die eigene Ehre oder um eine Frau. Genau wie bei ihm heute, wo es um Livia ging. Des Mannes Kampf um die Frau ... wie viel Blut war seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte dafür geflossen? Und ausgerechnet er - Pete, der magere Journalist, der früher im Pausenhof immer als Zweiter entwürdigt davon gezogen war - sollte heute ein Duell austragen und wohl oder übel Blut vergiessen?
Absurd. Das war das einzige Wort, das passte.
So friedlich diese Welt und die Stadt Taaah anmuteten, so sehr steckten sie eben doch noch im Mittelalter fest. In einer zivilisierten Welt gab es doch keine Duelle mehr. Oder doch? Pete dachte an die organisierten Hahnenkämpfe, die überall auf dem Planeten im Verborgenen immer noch ausgetragen wurden. Trotz internationaler Verbote riskierten die Männer Haftstrafen, einfach damit sie duellierenden Hähnen beim Kämpfen zusehen konnten. Vielleicht hatte sich die eigene Welt zuhause ja auch nicht so sehr weiterentwickelt, seit die Römer in den Arenen Sklaven aufeinander losgehen liessen. Vielleicht gehörte das Duell und die Schaulust der Zuschauer einfach zum Menschsein dazu?
Pete setzte sich auf den einzigen Stuhl, der in der Mitte des Zimmers von der Decke hing.
Dann ging die Türe auf. Herein kam ein älterer Mann mit grauen Haaren. Er trug eine königsblaue Uniform und hatte einen Holzstab mit Ornamenten in der Hand.
„Theke, das Duell beginnt in wenigen Augenblicken.“, sagte er mit sanfter, fast fragiler Stimme, während er den Holzstab dem Boden entlang schleifen liess.
Pete schaute den Mann mit grossen Augen an. Immer mehr dämmerte ihm, dass das alles real war, dass er kurz davor war in einem Duell gegen einen jungen, durchtrainierten Soldaten anzutreten. Und das vor Tausenden von Schaulustigen. Für Liv.
„Mit welchen Waffen kämpfen wir?“, fragte Pete, um wenigstens den Eindruck von einem Hauch von Professionalität an den Tag zu legen.
„Ich erkläre dir alles oben auf der Bühne vor dem Volk. Bist du bereit?“
„Bereiter werde ich nie sein.“
Er klopfte mit dem Stab auf den Boden. Dreimal.
„Dann folge mir!“
Tatsächlich ging der Mann nun die
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