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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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mit seinem Stab auf den Boden, was in der ganzen Arena zu hören war. Dann verliess er die Bühne.
    Tam begann sofort an seinem Holz herum zu schnitzen. Grosse Späne landeten auf dem Boden. Pete setzte sich an den Tisch, wo vorher die Utensilien ausgestellt waren. Es gab einen Stuhl, der für einmal wie ein Stuhl auf der Erde stand und nicht an Seilen von einer Decke schwebte. Vielleicht einfach deshalb, weil sie unter freiem Himmel waren.
    Pete schloss die Augen. Es war Jahre her, dass er das letzte Mal einen Text verfasst hatte. In seiner Arbeit als Redaktor editierte er die Texte von anderen oder plante Programm-Abläufe, aber einen eigenen Text hatte er das letzte Mal vor Jahren verfasst. Emails waren die einzigen Texte, die er normalerweise verfasste. Trotzdem wusste er, dass er in diesem Metier zuhause war. Das war sein Handwerk, seine Kunst, und er würde Tam einen harten Kampf liefern. Er setzte an und schrieb die ersten Worte.
     
    Eine exakte halbe Stunde später kam der Zeremonien-Meister wieder auf die Bühne. Das Publikum war so still gewesen, dass Pete mit der Zeit nicht mehr realisierte, dass er von hunderten von Augenpaaren beobachtet wurde. Er fügte drei Auslassungspunkte an und beendete damit sein Werk. Tam feilte mit einem Schleifpapier letzte Unebenheiten von seinem Werk und stellte die Skulptur auf den Tisch vor sich.
    Der Zeremonien-Meister klopfte wieder mit dem Stab auf den Boden. „Das Duell ist vorbei!“, sagte er. Dann setzte er sich.
    Ein Musiker mit einem Instrument, das eine Mischung aus einem Cello und einer Gitarre zu sein schien, kam auf die Bühne, setzte sich und begann zu spielen. Fremdartige Töne und Melodien drangen an Petes Ohren. Die Musik versetzte ihn in einen merkwürdigen Zustand: halb wach, halb träumend, fühlte er sich. Die Melodien liessen Bilder in seinem Kopf entstehen. Landschaften, Farbkompositionen huschten vor seinem inneren Auge vorbei. Schliesslich beendete der Musiker den Vortrag.
    Als die letzte Töne verklungen waren, erhob Tam sich ohne ein Wort. Er kannte den Ablauf des Duells wohl von unzähligen anderen Duellen, die er seit Kindheit an hier angeschaut hatte. Tam legte sein Stück Holz auf die eigens für seine Kreation bereitgestellte Erhöhung aus vergoldetem Metall. Die Vorrichtung erinnerte an einen Altar, dem das Kunstwerk nun als Krone aufgesetzt wurde. Die flimmernden Energiefelder senkten sich, näherten sich von allen Seiten gleichzeitig dem Holz, das eigentlich kein Holz mehr war. Pete richtete seinen Blick auf die kleine Skulptur. Tam hatte einen Sonnenaufgang und ein eigenartiges Tier geschnitzt, und obwohl man den Sonnenaufgang nicht direkt erkennen konnte, war es unmittelbar klar, dass es sich nur um einen solchen handeln konnte.
    Pete spürte, wie sich die Muskeln seines Schlundes verkrampften und ihm das Schlucken nicht mehr so einfach fiel. Mit bitterem Schmerz realisierte er, dass er diese Welt und ihre Bewohner nicht verstand, dass er Tam nicht nur falsch eingeschätzt, sondern schlichtweg unterschätzt hatte.
    Vielleicht war es auch nur die Hoffnung auf eine Zukunft mit Liv, die ihm Tams Fertigkeiten heruntergespielt hatten. Egal, Tatsache war, der junge Leibgardist hatte ein Meisterwerk geschaffen. Die Energiefelder übertrugen das Bild der Skulptur auf irgendwelche unsichtbaren Leinwände, so dass die Schnitzerei jetzt von allen Zuschauern in der Mitte des Theaters überdimensional gross studiert werden konnte.
    Ein Raunen ging durch die Reihen, kaum erschien die Übertragung. Vereinzelt konnten Leute ihre Freude nicht zähmen und klatschten wild in die Hände. Andere sassen einfach mit offenem Mund da und sogen scheinbar den Eindruck tief in die Seele hinein, um sich von ihm inspirieren zu lassen.
    Hier zählte nur die Kunst, sah Pete immer mehr ein. Er blickte auf die Worte, die er niedergeschrieben hatte. Hatte er auch nur den Hauch einer Chance? Tam war seit er ein kleiner Junge war daran seine Künstlernatur zu finden und auszudrücken, doch er selbst hatte seit dem Studium keine Kunst mehr erschaffen, musste Pete sich selbst eingestehen. Er hatte für die dummen Quoten gelebt. Was für ein Verschleiss von wertvoller Zeit.
    „Das Lied wird entscheiden. Wir danken dem Anwärter für die Kraft, die in dieses Werk geflossen ist und keiner anderen Bestimmung mehr zugeführt werden kann. Die Zeit ist unsere Aufmerksamkeit und wo sie hin floss, ist sie gebunden für immer und ewig.“, sagte der Meister der Zeremonie.
    „Theke,

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