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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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ihrem Zimmer geführt, ein Doppelzimmer mit Doppelbett, was bereits zum Normalsten der Welt gehörte. Wahrscheinlich hätten sie es beide etwas eigenartig gefunden, wenn sie je ein Einzelzimmer bekommen hätten, so innig verschmolzen hatte sie ihre Zeit in der Zweisamkeit und in der Stille.
    Durch die Zeitverschiebung zwischen Italien und Kanada war es gerade Zeit für das Frühstück. Der Portier hatte ihnen den Weg ins hoteleigene Restaurant erklärt, und Belice erwartete sie erst in einer Stunde zum Beginn des Treffens mit den anderen C-Teams.
    Ohne ein Wort zu wechseln wurden die Taschen auf das Bett geworfen und die Tür zum Hotelzimmer wieder zugezogen: Kurs Richtung Frühstück.
    Als der Kaffee serviert wurde, bedankte Lea sich bei der Kellnerin. Dann legte sie ihre Hand auf Kahils Unterarm. Sie blickte ihn mit ihren tiefblauen Augen, die mit einem leichten Hauch von Grün das Licht der Sonne, das durch die Fenster ins Restaurant fiel, reflektierten, an.
    „Vielen Dank!“, sagte sie mit ihrer süssen Stimme, die Kahil in Zukunft über so viel Leid hinwegtrösten würde.
    Kahil erwiderte ihren Blick. Er blinzelte ihr zu. Worte waren nicht nötig. Sie blinzelte zurück. Kahil wusste, wieso und für was sie sich bedankte und er wusste auch, dass sie sein Blinzeln als ein erwidertes Dankeschön interpretiert hatte.
    Es war eine gemeinsame Dankbarkeit, die sie wahrnahmen. Wer würde einen anderen Menschen schon unter ähnlichen Bedingungen kennenlernen, wie sie sich kennengelernt hatten? Ihre Beziehung war vom Nichts zu einem Lied ohne Worte geworden. Deshalb hatte Lea sich bedankt.
     
    Sie waren pünktlich eine Stunde später im Seminarraum, wo Belice sie hinbeordert hatte. Die Situation, die sie vorfanden, hätte direkt aus einem Stummfilm ins Hotel importiert sein können. Obwohl pünktlich, waren sie die Letzten.
    Belice stand an einem Rednerpult. Die Tische und Stühle waren in Hufeisenform aufgestellt. An jedem Pult sassen je ein Mann und eine Frau, alle ungefähr im selben Alter, irgendwo zwischen zwanzig und dreissig. Und alle schwiegen sie, als sei die Welt grundsätzlich ein Ort der Stille.
    Zwei Plätze an einem Pult waren frei. Kahil nickte beim Betreten des Raumes den Anderen zu. Lea blieb kurz stehen. Dann brach sie das Schweigen. Ohne sich helfen zu können prustete sie los. Da stand sie vorne im Zimmer, fast unter dem Türrahmen, und lachte Tränen. Sie krümmte sich, legte ihre Hände auf ihre Oberschenkel und kriegte kaum Luft. Kahil war fünf Sekunden lang irritiert, damit hatte er nicht gerechnet, doch dann übermannte es auch ihn. Was auch immer an der Situation so lustig war, er fand es prächtig.
    Wenig später lachten alle, inklusive Belice, und niemand wusste wieso. Es war ein Saal voller Verrückter, die, nachdem das Lachen wieder abgeebbt war, zurück in ein goldenes Schweigen fielen und kein Wort über den Vorfall zu verlieren gedachten.
    „Ich sehe, dass die Ausbildung einen guten Anfang genommen hat. Willkommen in Toronto, C-Teams des Wachholder-Clans.“
    Belice hatte es nicht eilig. Sie war eine Frohnatur mit verschiedenen Tempi und diesmal fuhr sie sehr langsam. Sie blickte jedem Einzelnen einige Sekunden lang in die Augen. Dann fuhr sie fort. Tempo: gemächlich.
    „Ich will mich zuerst vorstellen. Ihr kennt alle meinen Namen, aber was sagt der schon aus? Würden wir es so halten, wie es viele indianische Stämme mit der Namensgebung hielten, so wüsstet ihr doch ein wenig mehr über mich, aber Belice Ardington sagt nicht sehr viel aus, nicht wahr? Nun, bis vor einer Woche unterrichtete ich hier an der schönen Toronto Universität Kriminalpsychologie und forensische Psychologie und leitete die psychologische Fakultät, aber das hat sich vor rund acht Tagen drastisch geändert. Ich wurde aus heiterem Himmel abberufen und durch die Überzeugungsarbeit eines gewissen Oliver Palms dazu gebracht heute hier zu stehen. Und dann all der Geheimhaltungsmist, davon halte ich normalerweise wirklich gar nichts - ihr wisst schon: Codename Wachholder und so weiter - eigentlich nicht mein Bier, aber der gute Mann kann überzeugend sein. Jedenfalls machte mir die ganze Sache so viel Sinn, dass ich heute hier bin, und die letzte Woche dazu verwendet habe euren Ausbildungsgang zu planen.“
    Sie nahm einen dicken Ordner aus einer Schachtel, die neben dem Rednerpult stand, hielt ihn hoch und klopfte darauf.
    „Das hier ist die Frucht der Arbeit, die ich über die letzten Tage, zusammen mit den

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