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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Motorenschub und dann wieder eher wie ein Gleitflieger. Nach etwa zwei Stunden Flug in nordöstlicher Richtung von Toronto aus, zeigte der Pilot nach unten. „Dort unten ist der Big Gull Lake, wir sind in etwa zehn Minuten dort, wo ich Sie absetzen muss!“
    Kurz darauf wasserte er die Maschine auf einem der unzähligen kleinen Seen dieser Gegend. Er dockte das Flugzeug auf einem Landesteg an.
    „Folgen Sie fünf Minuten dem Pfad, der sich an den Landesteg anschliesst. Dann kommen Sie direkt zur McPherson-Hütte. Sie hat kein Schloss und ist sicher offen. In sechs Wochen werden Sie dann wieder abgeholt. Unweit des Hauses hat es einen kleinen Bach, der von einer nahen Quelle gespiesen wird: das Wasser ist vorzüglich. Pfeilbogen und Pfeile, Fischerruten und Haken finden Sie in der kleinen Scheune hinter der Hütte. Viel Glück Ihnen! Ich muss wieder weiter, wegen des Unwetters, das aufzieht. Sonst schaff ich es nicht mehr zurück nach Toronto.“
    „Was tun wir in einem Notfall?“, fragte Lea.
    „Vier Stunden Fussmarsch nach Westen hat es eine Siedlung von Amish. Ich glaube, die haben irgendwo ein Telefon.“
     
    ☸
     
    Brüssel, 19 Tage bis „ Tag X“
     
    Tom legte das Buch auf den Nachttisch in seinem Zimmer. Dann nahm er es wieder zur Hand, las zwei weitere Sätze und legte es wieder hin. Es war ein Tagebuch eines Serienkillers, das er in einem Antiquariat abgestaubt hatte. Vor einer Woche wäre es ihm nicht im entferntesten in den Sinn gekommen so ein Buch zu lesen, oder es zu klauen. Aber jetzt faszinierte es ihn, und zwar beides: das Klauen und auch die Lektüre.
    Die Gedanken drifteten aber, sobald er das Buch beiseite gelegt hatte, wieder zu seinem Plan und seiner Lust zurück. Die Sache nahm Gestalt an. Er nahm das Buch noch einmal in die Hand und las einen weiteren Satz; legte es wieder hin.
    Hin und her: er war bekannt dafür, dass er sich spontan immer wieder auf‘s Neue für etwas entschied. Seine Kollegen nannten ihn deswegen den Fisch, weil er glitschig war und seine Meinung so oft änderte wie andere ein- und ausatmeten.
    Zwei Dinge waren ihm über die letzten Tage klar geworden, trotz der andauernden Meinungswechsel. Der Anschlag musste hautnah erlebbar sein. Tom hatte kein Interesse an einem Anschlag, den er selbst nicht mitkriegte. Eine gepflanzte Bombe kam beispielsweise nicht in Frage, weil er das Töten dann nicht unmittelbar mitgekriegt hätte. Nein, er musste dabei sein. Er musste die Sache selbst tun. Er wollte nicht einfach einen Auslöser drücken und aus der Ferne zuschauen; er wollte unbedingt dabei sein. Wenn das bedeutete, dass er dabei selbst auch drauf gehen würde, dann war ihm das egal, so lange einfach die grosse Lust erfüllt werden würde.
    Das andere, was ihm klar war, der Anschlag musste tausende von Menschen in den Tod ziehen. Er hatte kein Interesse an einem kleinen Anschlag mit zehn oder hundert Opfern. Er wollte mit einer grossen Tat in die Geschichte eingehen.
    Bis vorgestern hatten ihn diese Gedanken noch verängstigt, aber in der Zwischenzeit waren sie ihm willkommene Gäste im Kopf.
    Tom hatte drei Lieblingsvorstellungen. Entweder ein Bahnhof während der Stosszeiten. Oder mehrere Flugzeuge nacheinander mit einem Raketenwerfer von einem geheimen Ort aus. Oder dann ein Fussballstadion während eines internationalen Spiels. Wer die Wahl hat die Qual, sagte er zu sich selbst. Dann schlief er mit einem Lächeln im Gesicht ein.
    ☸
     
    Lyon, 192 Tage bis „Tag X“
     
    Luc war auf dem Weg in die mathematische Fakultät der Universität Lyon. Das Fahrrad, auf dem er fuhr, hatte ein kleines Problem mit dem hinteren Schutzblech, welches bei jeder Radumdrehung einmal mit dem Pneu in Kontakt geriet und so ein rhythmisches Geräusch erzeugte. Doch wo andere abgestiegen wären und das Blech zurechtgebogen hätten, nahm Luc es nicht einmal wahr. Seine Aufmerksamkeit war ganz in der mathematischen Aufgabe gefangen, die er sich vor einem Jahr gestellt hatte, und die ihn seit dann unaufhörlich beschäftigte. Was war da schon ein verbogenes Schutzblech im Vergleich zu der Perspektive, eines der grössten menschlichen Probleme lösen zu können?
    Lucs Sinnesorgane jedenfalls arbeiteten auf dem absoluten Energieminimum. Sie gaben seinem Bewusstsein gerade mal so viel Input, dass er durch die Strassen navigieren konnte ohne einen Unfall zu bauen. Aber das Geräusch des Schutzblechs passte da nicht auch noch hinein. Nicht, wenn man versuchte den mathematischen Beweis für

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