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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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würde, und in dieser Zeit konnte der Mann tun, was er wollte. Wenn die Berichterstattung an Terror-Schauplätzen sie eines gelehrt hatte, dann dass die Bevölkerung auf sich alleine gestellt war. Es war an der Bevölkerung die Terroristen auszuschalten und die eigene Haut zu retten. Die Polizei würde immer zu spät sein. Aber was tat man gegen einen Verrückten mit einem Maschinengewehr?
    Während die Kugeln deutlich spürbar in die dicke Wand, an der sie kauerte, einschlugen, dachte Liv an zwei Dinge gleichzeitig: daran, dass sie den Job auf jeden Fall an den Nagel hängen würde, wenn sie das überlebte, weil jede Berichterstattung genau diesen Wahnsinn hier unterhielt und fütterte - davon war sie überzeugt -, und dann daran, wie sie diese Attacke auf unschuldige Menschen, in der sie selbst ein Opfer zu werden drohte, beenden könnte.
    Mit diszipliniertem Denken zwang sie sich dazu ihre Optionen durchzugehen. Was konnte sie tun, um diese Szene zu beenden?
    Plötzlich wurde es totenstill und die Waffe schwieg. Livia streckte ihren Kopf hinter der Küchenwand hervor und spähte durch die kaputten Fenster zu dem Mann auf der Strasse. Er war gerade daran das Magazin zu wechseln. Die Munition war ihm ausgegangen.
    Dann kam Liv eine Idee.
    „Haben Sie irgendwo eine Waffe in Ihrem Restaurant?“
    Der Koch, der sie hinter die Mauer gezerrt hatte, schaute sie mit ungläubigen Augen an. „In der Schublade bei der Kasse. Sie ist mit sechs Schuss geladen. Aber das ist Selbstmord! Gegen ein Maschinengewehr haben Sie keine Chance!“, sagte er mit chinesischem Akzent in seinem Englisch.
    „Ich habe eine Idee!“, erwiderte Livia.
    Der Mann würde jetzt jeden Moment wieder zu ballern anfangen. Liv verwendete den Moment und rannte wie eine Sprintathletin zur Kasse hinüber. Mit unruhigen Händen öffnete sie die Schublade. Doch da war keine Waffe. Nur Rechnungen und Visitenkarten.
    Dann begann der Mann weiter zu schiessen. Er machte dort weiter, wo er aufgehört hatte und feuerte auf das Gebäude auf der anderen Strassenseite. Es war längst niemand mehr auf der Strasse, aber das schien ihm im Moment noch egal zu sein. Hauptsache er durfte ballern.
    Livia zog die zweite Schublade auf. Wiederum lagen Akten und Quittungen oben auf, doch als sie das Papier hoch hob, fand sie die metallisch glänzende Waffe. Ein kleines Kaliber, doch längstens gut genug für das, was sie vor hatte.
    Ihr blieben höchstens zwei Sekunden, bevor sie es mit den Kugeln des Maschinengewehrs zu tun bekommen würde. Liv rannte in die Küche zurück. Gerade rechtzeitig. Sie spürte wiederum, wie die Munition weitere Krater in die Mauer der Küche schlug. Gott sei Dank war diese Mauer eine tragende Wand und dick gebaut, dachte Liv.
    Kaum hatte sich der Mann wieder weiter gedreht, machte sie sich auf, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Wie ein gehetztes Reh sprintete sie zum Eingang des Restaurants, oder was davon übrig war, und von dort aus das Treppenhaus hoch in den zweiten Stock des Gebäudes.
    Während sie die Treppen hoch stieg - immer zwei Stufen auf‘s Mal - gingen ihr irgendwelche Selbstgesprächs-Fetzen durch den Kopf: „Wieso hat der blöde Kerl eine Scheisswaffe? Wer gibt so einem Spinner ein Maschinengewehr? Hat der überhaupt eine Bewilligung für dieses Kackgewehr? Wer hat dem Typ ins Hirn geschissen?“
    Ausser Atem kam sie oben an. Im zweiten Stock waren Wohnungen. Sie klopfte an die erstbeste Tür, die zu einer Wohnung mit Sicht auf die Strasse führte. Vielleicht haben diese Wohnungen sogar einen Balkon, dachte sie, konnte sich aber nicht an das Aussehen der Aussenseite des Gebäudes erinnern. Wieso auch? Sie schaute jeweils auf die Strasse und nicht in den Himmel.
    Natürlich öffnete niemand die Tür. Livia polterte an die Tür und schrie: „Ich bin von der Polizei! Öffnen Sie die Tür! Wir brauchen Zugang zu Ihren Fenstern!“
    Keine Antwort. Wahrscheinlich war gar niemand zuhause. In New York gingen viele Leute über Mittag nicht heim, sondern assen in irgend einer Mensa oder in einem Restaurant.
    Livia drückte die Klinke hinunter und rüttelte an der Tür. Abgeschlossen. Sie hob die Waffe, zielte auf das Schloss und drückte mit geschlossenen Augen ab. Sie hatte noch nie eine Waffe abgefeuert. Wieso auch? Normalerweise brauchte man solche Fähigkeiten nicht, wenn man Politiker interviewte. Sie öffnete die Augen. Gott sei Dank murmelte sie; die Tür hatte ein Loch und das Schloss schien kaputt. Livia stiess die Tür mit ihrem

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