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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Körpergewicht auf, indem sie sich wie ein Footballspieler gegen die Tür warf. Dann war sie in der Wohnung.
    Die Schüsse im Hintergrund hörten plötzlich wieder auf. Der Mann musste wieder das Magazin wechseln. Wie viele Magazine hatte der Wahnsinnige dabei? Livia rannte zu den Fenstern, die alle unversehrt waren, weil der Mann nur auf Augenhöhe um sich ballerte. Ein Blick bestätigte, was sie vermutet hatte. Der Trottel hantierte an seiner Waffe herum und legte ein neues Patronenmagazin ein.
    Das war ihr Moment. Sie öffnete leise das Fenster. Doch in dem Augenblick sah sie, dass sie nicht die einzige war, die die Situation beenden wollte. Zwei Teenager - Jungs um die achtzehn oder so - versuchten ebenfalls das beste aus dem Moment zu machen. Sie rannten so schnell sie konnten auf den Mann zu. Der eine Junge trug einen Baseballschläger, der andere hatte ein langes Brotmesser in der Hand. Doch dann wurde schnell klar, dass ihnen die Zeit nicht reichen würde. Der Mann klopfte mit der Hand auf das Magazin und brachte es so zum Einrasten. Dann drehte er sich den beiden jungen Männern zu und hob die Waffe. Nur noch zehn Meter trennten die mutigen Teenager von dem Verrückten. Zehn Meter zuviel.
    Liv wusste nicht, wie viele Sekunden ihr blieben, den Mann zur Strecke zu bringen und vielleicht die beiden Jungs zu retten. Sie stand breitbeinig vor dem Fenster, so wie sie es in Fernsehserien jeweils gesehen hatte, und zielte mit der kleinen Handfeuerwaffe auf den Terroristen. Dann drückte sie ab. Sie versuchte die Augen offen zu halten, schloss die aber dennoch instinktiv, als die Waffe feuerte.
    Als sie wieder auf die Strasse starrte, keine Sekunde nach dem Schuss, realisierte sie, dass der Mann nach wie vor stand. Aber er war irritiert. Die Jungs waren jetzt höchstens noch fünf Meter von ihm entfernt, und aus irgend einem Grund hatte er noch nicht geschossen. Klemmte seine Waffe? Hatte er das Magazin falsch herum eingelegt? Ging das überhaupt? Ein Meer an Gedanken strömte durch Livias Kopf. Doch ihre Hände waren schon wieder am Zielen und dann drückte sie ein zweites Mal ab. Der Gedanke, dass sie als ungeübte Schützin einen der Jungen treffen könnte, kam ihr gar nicht.
     
    ☸
     
    Rom & Toronto, 183 Tage bis „Tag X“
     
    Kahil sass neben Lea in der ersten Klasse des Fluges SW786 von Rom nach Toronto. Der Flug von der Insel nach Rom war unspektakulär verlaufen, und in Rom selbst hatten sie gerade mal Zeit gehabt ein Sandwich zu kaufen. Derselbe Polizist, der sie schon vor dem Abflug auf die Insel instruiert hatte, war auch wieder dort gewesen, als sie in Rom landeten. Er hatte nicht viel gesagt, nur dass sie sich beeilen müssten, damit sie den Flug nach Toronto nicht verpassen würden. Nachdem sie das Sandwich gekauft hatten, wuselte er ihnen voraus und bahnte sich geschickt einen Weg durch die Menschenmenge in der internationalen Zone des Flughafens von Rom. Er führte sie bis zur Maschine und sagte dann nur drei Sätze.
    „Sie dürfen ab sofort miteinander reden, das Redeverbot ist jetzt aufgehoben. In Toronto wird eine Frau mit einem Schild, auf dem ATO steht, am Ausgang des Flughafens auf Sie warten. Melden Sie sich bei ihr, sie wird Ihnen alles weitere erklären. Guten Flug!“ Das waren drei Sätze und zwei Worte gewesen, um genau zu sein.
    Sie waren mittlerweile vier Stunden unterwegs und die Animation auf den Bildschirmen zeigte, dass sie etwa die Hälfte des Weges nach Toronto hinter sich hatten. Doch weder Kahil, noch Lea hatten in den vier Stunden irgendetwas gesagt. Das Schweigen war so viel schöner, als das Sprechen. Sie waren beide in irgendwelche Zeitschriften vertieft. Und irgendwann, kurz vor der Küste, waren sie beide eingeschlafen. Kahil, das war fast schon Tradition, wachte wiederum als erster auf.
    Er öffnete zuerst das linke Auge und schielte aus dem runden Fensterchen, wo er Wald und Seen sah. Sie mussten sich bereits im Landeanflug befinden, sonst wären sie deutlich über der Wolkendecke gewesen. Dann öffnete er das rechte Auge und spähte zu Lea hinüber. Wohlig und halbwach registrierte er, dass sein Atem und Leas Atem synchron liefen. Es war, als seien sie an dieselbe Energiequelle angeschlossen und wurden synchron gesteuert. Es war angenehm zu beobachten, wie ihre Atemströme langsam die Brust anhoben und sie dann wieder senken liessen.
    Kahil wurde erst dann richtig wach, als der Pilot die Passagiere darüber informierte, dass sie innerhalb von wenigen Minuten in

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