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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Panik getriebene Gefühl, schlichtweg verraten worden zu sein. Und das hatte sie dazu bewogen, auf dem ›eklatanten Versagen der Nachrichtendienste‹ noch schlimmer herumzureiten als auf dem Verhalten aller anderen Teile der Navy.
    Eigentlich hätten Givens und er auch wohl kaum etwas anderes erwarten dürfen. Nach der allgemeinen Euphorie ob des Sieges bei der Schlacht von Spindle einerseits und der allgemeinen Bedrohung durch die Solare Liga andererseits war die Bevölkerung ohnehin schon immens angespannt. Es war auch durchaus verständlich, dass sich dieser verheerende Angriff auf die Psyche aller Untertanen des Sternenimperiums auswirkte wie ein Volltreffer mit einem Vorschlaghammer. Und es war ebenso nachvollziehbar, dass diese Untertanen den Kopf der Person forderten, die jenen Angriff zugelassen hatte. Ja, in mancherlei Hinsicht musste Caparelli ihnen sogar zustimmen; deswegen hatte er ja auch seinen Rücktritt angeboten – zweimal sogar. Bedauerlicherweise – seines Erachtens zumindest – hatte man diesen Rücktritt auch zweimal abgelehnt.
    Zunächst hatte Hamish Alexander-Harrington von diesem Rücktritt nichts hören wollen. Er hatte – erneut – angemerkt, dass niemand einen derartigen Angriff hätte kommen sehen können, also wäre es ein eklatanter Fall von Sündenbock-Suche, wenn man nun einem einzelnen Individuum oder einer kleinen Gruppe von Individuen die Schuld zuwies.
    Dieser Analyse des Ersten Lords hatte Caparelli nichts entgegensetzen können, doch das bedeutete ja nicht, dass er ihr zustimmen mochte. Also hatte er ein zweites Mal ein Rücktrittsgesuch abgefasst und es Königin Elisabeth persönlich überreicht ... die es ihm ungelesen zurückgegeben und ihn ermahnt hatte, er solle ›nicht albern‹ sein. Diesen prägnanten Ratschlag hatte sie noch um den ausdrücklichen Befehl ergänzt, er solle sein Rücktrittsgesuch zurückziehen, es zerreißen und sie nie wieder damit konfrontieren. Zum einen, weil sie gänzlich mit der Meinung des Earls von White Haven übereinstimmte, und zum anderen (Caparelli vermutete, das habe einen noch pragmatischeren Grund), weil sein abrupter Rückzug aus der Admiralität tatsächlich danach ausgesehen hätte, als habe man nur einen Sündenbock gesucht. Die Königin war der Ansicht, die Hysteriker würden nur einen kleinen Teil der gesamten Öffentlichkeit ausmachen. Und Ihre Majestät hatte nicht die Absicht, diese Hysterie durch die Regierung Grantville noch schüren zu lassen, indem der Eindruck erweckt würde, sie selbst würden nur panisch aufgescheucht umherlaufen und nach jemandem – nach irgendjemandem – suchen, dem man die Schuld zuschieben könnte.
    Und so war Caparelli im Amt geblieben, mehr aus Pflichtgefühl als aus irgendeinem anderen Grund. Und er hatte White Haven unterstützt, als der Erste Lord auch Givens’ Rücktrittsgesuch ablehnte. Deswegen saßen die beiden auch dreieinhalb T-Wochen nach dem Angriff immer noch in ihren gewohnten Büroräumen und führten nun dieses Gespräch.
    Caparelli bemerkte, dass er eine sonderbare Gesprächspause zugelassen hatte, während ihm diese mittlerweile allzu vertrauten Überlegungen erneut durch den Kopf gegangen waren, und so riss er sich zusammen.
    »Entschuldigen Sie, Pat. Ich war wohl in Gedanken versunken.«
    »Das gibt es in letzter Zeit häufiger«, gab sie mit beißender Ironie zurück. Dann sog sie scharf die Luft ein. »Entschuldigen Sie«, sagte dann auch sie.
    »Ist schon gut.« Er lächelte. »Aber jetzt, wo wir beide nun schon einmal hier sind: Was wollten Sie mir denn erzählen?«
    »Es könnte durchaus sein, dass wir das hier auch dem Premierminister und Ihrer Majestät vortragen müssen«, antwortete Givens, und mit einem Mal waren ihre Miene und ihr Tonfall ungleich ernsthafter. »Einer meiner Leute hat mir gerade etwas gebracht, was über einen unserer Schattenkanäle nach Beowulf eingetroffen ist – und in diesem Falle reden wir von einem sehr schattigen Kanal.«
    Kaum merklich versteifte sich Caparelli. Schließlich war Beowulf von allen Systemen der Solaren Liga der zuverlässigste Verbündete Manticores. Zugleich war es auch der wichtigste Handelspartner des Heimatsystems. Im Laufe der Jahrhunderte, seit der Wurmlochknoten entdeckt und vermessen worden war, hatten zahlreiche Manticoraner sogar Beowulfianer geheiratet – oder umgekehrt. Die Familie Harrington war ein gutes Beispiel dafür. Vielmehr, korrigierte er sich selbst grimmig, war sie ein gutes Beispiel gewesen –

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