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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nachdem sie endlich zu Bett gegangen war.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Sie stören zu müssen, Madame Präsidentin«, sagte er förmlicher, als er sich ihr gegenüber sonst verhielt, wenn sie unter vier Augen miteinander sprachen, »aber ich habe mir diesen Anruf wirklich sehr genau überlegt. Eigentlich gibt es keinen zwingenden Grund, Sie genau jetzt anzurufen, aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr bin ich zu dem Schluss gekommen, Sie würden es mir niemals verzeihen, wenn ich damit bis morgen früh warten würde.«
    »Wie bitte?« Konzentriert kniff Pritchart ihre Topasaugen zusammen.
    »Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass wir alle uns ernstliche Sorgen gemacht haben, als ein gewisser Geheimdienstmitarbeiter plötzlich von der Bildfläche verschwunden war?«
    Er sprach nicht weiter, und Pritchart riss die Augen auf.
    »Ja«, erwiderte sie gedehnt, »doch, doch, daran erinnere ich mich sehr wohl. Warum fragen Sie?«
    »Weil er gerade wieder aufgetaucht ist«, erwiderte LePic. »Und er hat einen Freund mitgebracht. Und die beiden haben noch einen neuen Freund dabei. Ich könnte mir denken, dass Sie mit besagtem neuen Freund gerne persönlich würde sprechen wollen.«
    »Und Sheila wird zulassen, dass ich mich im gleichen Raum aufhalte, in dem sich auch dieser ›neue Freund‹ befindet?«
    »Um ehrlich zu sein, sie wird angesichts dieser Vorstellung wahrscheinlich fünf Wutanfälle in Folge bekommen«, gab LePic mit einem schiefen Grinsen zurück. »Aber da ich mir recht sicher bin, dass auch Kevin sehr viel Wert darauf legen wird, bei diesem Gespräch anwesend zu sein – ganz zu schweigen von Tom, Wilhelm und Linda Trenis –, mache ich mir über Ihre Sicherheit nicht allzu große Sorgen.«
    »Ich verstehe.« Mehrere Sekunden lang starrte Pritchart ihn nur schweigend an, dann schaltete ihr Verstand auf Höchstgeschwindigkeit um und verdrängte noch die letzten Reste Schlaftrunkenheit. »Sagen Sie«, sprach sie weiter, »hat unser Freund seinen neuen Freund dort gefunden, wo wir das vermutet hatten?«
    »Oh, ich denke, das könnte man so ausdrücken, Madame Präsidentin. Und nicht nur das: Wir reden hier von einem wirklich recht beeindruckenden neuen Freund. Bislang hatte ich nur die Gelegenheit, den Bericht zu überfliegen, den unser Bursche auf Wanderschaft endlich doch noch abgeliefert hat. Aber nach dem, was ich bislang gesehen habe, glaube ich mit Sicherheit sagen zu können, dass Sie schon bald alles erfahren werden, von dem wir bislang angenommen hatten, wir wüssten es nicht.«
    Scharf sog Pritchart die Luft ein, als sie endlich LePics Mimik richtig zu deuten verstand. Was sie für Belustigung gehalten hatte, vielleicht sogar darüber, sie wieder einmal geweckt zu haben, war in Wirklichkeit etwas gänzlich anderes: eine Maske. Oder vielleicht nicht ganz eine Maske, sondern vielmehr eine dünne Schicht zur Schau gestellter Gelassenheit: eine äußerst zerbrechliche Tarnung all des Entsetzens angesichts eines Universums, das gerade eben gänzlich auf den Kopf gestellt worden war.
    »Na, dann«, hörte sie sich selbst völlig ruhig sagen, »sollte ich wohl noch ein paar andere Leute wecken.«
    »Also ist unser Bursche auf Wanderschaft endlich doch wieder zurückgekehrt«, murmelte Eloise Pritchart eine Stunde später, als Victor Cachat in Begleitung eines Mannes, der eher wie ein Troll aussah und bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem offiziell verblichenen Anton Zilwicki besaß, sowie eines Fremden mit sandfarbenem Haar und haselnussbraunen Augen in den Besprechungsraum des Oktagons geführt wurde. »Willkommen daheim, Officer Cachat. Wir hatten uns schon gefragt, warum Sie uns nicht wenigstens geschrieben haben.«
    Zu ihrer Überraschung errötete Cachat, als sei ihm das Ganze unendlich peinlich. Wahrscheinlich stimmt das nicht , sagte sie sich selbst – das wäre zu viel erwartet gewesen, auch wenn ihr wirklich nichts einfallen wollte, was dieses Erröten stattdessen erklären könnte. Daher wandte sie sich den beiden Begleitern des jungen Mannes zu. »Und das ist der gefürchtete Captain Zilwicki, nehme ich an?«
    Cachat mochte ja ein wenig peinlich berührt wirken – oder zumindest etwas gequält –, doch obwohl Zilwicki, ein Manticoraner, hier vor seinem Feind stand, galt das für ihn zweifellos nicht. Eigentlich sieht er auch gar nicht wie ein Troll aus , musste sich Pritchart eingestehen. Vielmehr ähnelte er einem Felsbrocken auf zwei Beinen. Er hätte auch einem Künstler

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