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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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meisten hatten sich auch aktiv darum bemüht, sie in ihrer jeweiligen Gesellschaft auszumerzen. Und im Gegensatz zu den weitaus meisten Politikern der Solaren Liga hatte es nie auch nur einen Hinweis darauf gegeben, sie könnten bestechlich oder anderweitig korrupt sein.
    Also waren sie für den Erfolg schlichtweg unerlässlich. Schon bald würden die Mantys die SLN ein weiteres Mal in Stücke schießen, und kurz darauf würden auf einem Dutzend Welten im Rand gleichzeitig sorgfältig vorbereitete ›spontane Aufstände‹ ausbrechen, nachdem der Ruf der League Navy immer weiter litt. Und wenn die zahlreichen Gouverneure des Amtes für Grenzsicherheit, die durch entsprechende Pendants zu Aldona Anisimovna gründlich eingewiesen worden waren, dem Beispiel des Maya-Sektors folgten und einseitig den Notstand ausriefen, um die Bürger ihre Sektoren zu ›beschützen‹, dann würden die Männer und Frauen an diesem Tisch als die Anführer einer neuen interstellaren Macht hervortreten.
    Die Strategen des Alignments hatten den Namen für diese neue Macht – der Renaissance-Faktor – schon vor Jahrzehnten ausgewählt. Und das sorgfältig orchestrierte Crescendo zahlreicher Katastrophen würde sie dazu zwingen, entsprechende Schritte einzuleiten, um zu verhindern, dass ihre eigenen Sonnensysteme von einer Flutwelle der Anarchie überrollt würden. Sie würden sich selbst nicht als Sternnation bezeichnen – nicht sofort –, aber genau das würden sie faktisch bereits sein. Und zu gegebener Zeit, wenn es für die gesamte Galaxis eindeutig wäre, dass sie doch nur auf den katastrophalen, gänzlich unerwarteten Zusammenbruch der Liga reagierten, würden sie schließlich voller Bedauern ihr verfassungsmäßiges Grundrecht einfordern, sich von der Liga abzuspalten und mit sofortiger Wirkung als souveräne Sternnation angesehen zu werden.
    Eine Sternnation, die einzig und allein aus der Notwendigkeit geboren wäre, sich in diesen Zeiten der Krise zusammenzuschließen, um einen völligen Zusammenbruch der Gesellschaft zu verhindern. Eine Sternnation, die nicht das Geringste mit Mesa zu tun hatte ... und die gewissenhaft alles vermeiden würde, was sich auch nur ansatzweise als Eugenik-Politik auslegen ließe.
    Zumindest bis der Rest der Galaxis entdeckte, dass der Renaissance-Faktor genau das war, als das er sich auch bezeichnete: ein frisch geborener Nachfolger der Solaren Liga, mindestens so groß und mächtig, wie die Liga einst gewesen war, und tatsächlich auf die Wiedergeburt der gesamten Menschheit bedacht – eine Wiedergeburt in eine neue, glorreiche Zukunft mit einem endlich als solchem erkannten Potenzial.
    Albrecht Detweiler war sich wirklich nicht sicher, ob er selbst diesen Tag noch erleben würde, all dem Prolong und der ›natürlichen‹ Langlebigkeit, die man kunstvoll in sein Genom eingeschleust hatte, zum Trotze. Doch das war völlig in Ordnung, denn er würde etwas anderes, sogar noch Wichtigeres erleben dürfen. Er durfte diesen Tag hier erleben, an dem Jahrhunderte der Opferbereitschaft, des Planens und der unablässigen Arbeit endlich Früchte tragen würden. Endlich würde die Menschheit auf jenen Pfad zurückgeführt, von dem sie dieser scheinheilige Biowissenschaften-Kodex von Beowulf und die hysterische Reaktion auf den Letzen Krieg von Alterde so lange abgebracht hatten. Keiner von ihnen würde noch erleben, wie der lange Marsch auf diesem Weg enden würde, den ihre ganze Spezies so unwissentlich eingeschlagen hatte. Doch jeder von ihnen wusste, dass die Menschheit dieses Ziel eines Tages erreichen würde und dass sie – sie und ihre Vorfahren – all das überhaupt erst ermöglicht hatten.
    »Sie alle wissen ja, warum das nicht möglich ist«, wiederholte Albrecht Detweiler leise. »Aber wenn Sie alle sich erheben und die Existenz des Faktors verkünden, dann werde ich bei Ihnen sein, das können Sie mir glauben. Und ich wüsste nicht, wen ich lieber als Vertreter von uns allen sehen würde.«

Kapitel 16
    »Ja, Denis?«
    Eloise Pritchart bemühte sich – sie bemühte sich wirklich! –, nicht verärgert zu klingen, als Denis LePics Gesicht auf ihrem Combildschirm erschien. Doch LePic kannte sie schon zu lange und zu gut, um sich von ihr täuschen zu lassen. Abgesehen davon wäre selbst eine Heilige (und Eloise Pritchart hatte niemals so getan, als stehe ihr diese Bezeichnung zu) verärgert gewesen, wenn ein Anruf genau zu diesem Zeitpunkt eintraf: ganz genau eine Stunde und siebzehn Minuten,

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