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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Paolo auch sehr rasch wieder zu verdrängen.
    »Darf ich davon ausgehen, Lieutenant, dass Sie Vizeadmiral Faradays Prioritäten infrage stellen?«, erkundigte sich McGillicuddy leise.
    Berkeley erwiderte nichts, und die Nasenflügel des Commanders bebten. Dann sah sie an Berkeley vorbei zu den Subalternoffizieren und Mannschaften, die in diesem Seminarraum warteten. Kurz blickte sie der Reihe nach jedem einzelnen in die Augen, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf Berkeley.
    »Da Sie sich offenkundig qualifiziert fühlen, diese Übung zu kritisieren, Lieutenant«, erklärte sie ihm, »werde ich dafür sorgen, dass Sie Ihre Ansichten darüber Captain Sugihara persönlich vortragen können.« Berkeleys ohnehin schon recht helle Haut wurde noch ungleich blasser, als der Name von Captain Brian Sugihara fiel, dem Stabschef Konteradmiral Trammells. »In der Zwischenzeit würde ich Ihnen raten, ein wenig darüber nachzudenken, inwieweit es angemessen ist, dieses Thema vor einer derartigen Zuhörerschaft zu erörtern. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Sie zufälligerweise der ranghöchste Offizier vor Ort sind. Vielleicht sollten Sie diese Zeit lieber etwas anderem widmen ... zum Beispiel könnten Sie darüber nachdenken, was Sie Captain Sugihara sagen möchten. Und vielleicht wäre es ja auch ganz ratsam, darüber nachzudenken, ob bei Ihren Überlegungen auch Artikel zehn eine Rolle gespielt haben könnte.«
    Paulo ertappte sich dabei, die Lippen zu einem lautlosen Pfiff zu spitzen, als diese letzte Salve ihr Ziel traf. Offenkundig hatte McGillicuddy deutlich mehr gehört, als er gedacht hatte – und sie war ebenso offenkundig noch viel verärgerter, als sie sich anmerkten ließ. Bislang hatte Paulo sie noch nicht allzu oft zu Gesicht bekommen, aber die wenigen Male hatten ausgereicht, um zu erkennen, dass sie gewöhnlich nicht dazu neigte, einen Untergebenen vor rangniedrigeren Navyangehörigen zurechtzuweisen – nicht einmal, wenn es sich um einen außergewöhnlich dummen Untergebenen handelte. Dass Berkeley mit den Reden, die er schwang, McGillicuddy wütend gemacht hatte, sprach an sich schon Bände. Doch ihr letzter Satz war derart pointiert ausgefallen, dass nicht einmal Berkeley entgehen konnte, was das zu bedeuten hatte. Artikel zehn verbot Handlungen oder Äußerungen, die sich nachteilig auf die Disziplin und die Weisungskette auswirken mochten. Wenn man Berkeley einen Verstoß gegen diesen Artikel vorwarf und das dann in seiner Personalakte vermerkt wurde ...
    Einige Sekunden lang schaute McGillicuddy Berkeley noch schweigend in die Augen. Dann nickte sie, ließ den Blick kurz über die versammelten Junior-Grades, Ensigns und Mannschaften schweifen und verließ ohne ein weiteres Wort den Seminarraum.
    »Also, ich bin zweifellos der unbeliebteste Offizier auf ganz Weyland «, erklärte Claudio Faraday, unverkennbar zufrieden. »Vielleicht bin ich sogar der unbeliebteste Offizier im ganzen Untersystem Beta!«
    »Ich denke, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, Sir«, erwiderte Marcus Howell. »Zumindest die Bemerkung über das gesamte Untersystem. Wo ich jetzt allerdings darüber nachdenke, könnte ich mir vorstellen, dass Sie sich auch unten auf Gryphon nicht gerade sonderlicher Beliebtheit erfreuen.«
    »Nö. Und ich könnte mir vorstellen, dass ich schon bald auch etwas von diesen Erbsenzählern vom Admiralty House hören werde.« Nun klang Faraday ein wenig ernsthafter, doch seine Zufriedenheit war immer noch deutlich zu bemerken. »Wir haben schließlich gerade – was? zehn Prozent? – aller Rettungskapseln der Station abgeschrieben.«
    »Ganz zu schweigen davon, dass in der gesamten F & E-Sektion der Betrieb eingestellt bleibt, bis wir die Kapseln wieder zertifiziert haben, Sir«, merkte Howell respektvoll an.
    »Oh, danke, dass Sie mir diese Kleinigkeit ins Gedächtnis zurückgerufen haben, Marcus!«
    »Unter anderem dafür sind Stabschefs ja da.«
    Faraday bedachte ihn mit einem finsteren Blick, aber so recht überzeugend wirkte er nicht. Dann richtete er sich in seinem Sessel auf, stützte die Ellenbogen auf die Schreibtischplatte und beugte sich ein wenig vor.
    »Eigentlich«, sagte er dann deutlich ernsthafter, »stört mich diese Auszeit am meisten. Aber ich glaube nicht, dass Admiral Hemphill mir dafür richtig Ärger machen wird. Ich weiß, dass die meisten sie für völlig technikbesessen halten, aber sie versteht von den meisten unserer Sachen hier sogar noch mehr als

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